Riegersburg (PB Feldbach), Schloss Zitieren
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Auszug aus der Diplomarbeit „Die Welt in Österreich – 57 Beispiele barocker Erdteilallegorien“ von Marion Romberg, Univ. Wien 2008:
Eine der ersten Erdteilallegorien in der Innenraumgestaltung innerhalb Österreichs findet sich im adeligen Bereich. Vor 1658 – als terminus ante quem in der Deckenmitte gemalt – beauftragte Freifrau Katharina Elisabeth von Galler (~1607–1672) den Freiburger Maler Johann Melchior Otto (†1670) mit der Ausstattung des Speisesaals auf ihrer Feste Riegersburg in der Steiermark.[1] In den vier Eckkartuschen der stuckierten Decke des Weißen Saales orientierte sich der Künstler an einem Entwurf von Charles Le Brun (1619–1690), der durch die Kupferstichserie von Gilles Rousselet (1610–1686) Verbreitung fand.[2] In der Amerikadarstellung des Kupferstiches wird der beginnende Wandel in der Wahrnehmung des Kontinents deutlich. Dargestellt sind in der freien Natur ein Mann und eine Frau, die mit ihrer Hand ein nacktes Kleinkind hält. Besonderes Augenmerk galt der Kleidung: Federrock, Federkrone, Federschmuck an den Armen, Schuhe (!). Dies bezeugt, dass nicht mehr Reiseberichte und Naturstudien, sondern vor allem Fest- oder Theaterentwürfe Inspirationsquell waren.[3] In den Riegersburger Erdteilen setzen sich der Federrock und die Federkrone aus blauen, weißen und braunen Federn zusammen. Nicht mehr der menschenfressende Wilde wie bei Cesare Ripa steht im Vordergrund, sondern der edle Wilde, der mit seiner Familie in Harmonie mit der Natur lebt. Otto wiederholt die Komposition etwa ein Jahrzehnt später im sogenannten Theaterzimmer des Schlosses Eggenberg bei Graz. Hier geht er bereits freier in seiner Umsetzung um. Während er sich in Riegersburg noch sehr eng an die Kupferstichvorlage gehalten hat, variiert er diese etwas mehr in den Eggenberg’schen Erdteilallegorien. So lässt er die Palme im Hintergrund weg. Die Kleidung ist farbenfroher. Die Frau, die auf der Riegersburg und im Stich noch mit einem entblößten Oberkörper gezeigt worden ist, trägt nun ein blaues Oberteil.
[1] Vgl. Dehio Steiermark 2006, 402–404.
[2] Friedrich Polleroß identifizierte weitere Werke in den Kacheln eines Ofens der Nürnberger Burg, auf einem Wandschirm für den spanischen Monarchen Karl II. (1661/1665–1700) sowie auf einem Kabinettschrank in Eger für Karl VI. (1685/1711–1740). Vgl. AK Federschmuck 1992, 32f.
[3] Vgl. ebenda, 33.
DECKE (stuckiertes Spiegelgewölbe)
- zwei Fresken mit Schlachtenszenen, dazwischen Kartusche mit Jahreszahl „MDCLIII“.
- in den Ecken Kartuschen mit Darstellungen der vier Erdteile
- Schmalseiten: über den Türen Kartuschen mit Szenen aus Ovids Metamorphosen – „Raub des Ganymed“, „Perseus und Andromeda“
- Längsseiten: jeweils drei Kartuschen in den Stichkappen, Landschaftsszenen; unter den mittleren jeweils eine Inschriftenkartusche: „BAUEN IST EIN SCHÖNER LUST, WAS ES KOST IST MIR BEWUST“, „CATHARINA ELISABETH FRAU GALLERIN EIN GEBORENE WECHSLERIN FREYN WITTIB“
Beeinträchtigungen durch Risse und leichte Schäden in den Freskenflächen
Kupferstichserie „Die vier Erdteile“ entworfen von Charles Le Brun, verlegt von Gilles Rousselet:
Zuletzt aktualisiert am: 21.03.2019