Der überwiegend auf dem Gebiet der Ostalb tätige Künstler Johann Michael Zink wurde am 16. Mai 1694 in Eichstätt geboren.[1] Sein Vater Matthias (1665–1738) stammte aus einer Bauernfamilie in der Nähe von Donauwörth,[2] seine Mutter Anna Maria Hofmann (†1740) aus einer Eichstätter Bürgerfamilie.[3] Aufgewachsen ist er in der Bischofsresidenz, wo er vermutlich in der väterlichen Werkstatt eine erste Ausbildung genoss, die allerdings vorerst ohne Fortsetzung in Form einer Lehre oder Wanderschaft blieb. Denn 1716 im Alter von 22 Jahren wird er nicht als Maler, sondern als Kammerdiener des Abtes Amandus Fischer von Neresheim (reg. 1711–1729[4]) erstmals archivalisch greifbar. Sein Aufgabenfeld umfasste Gesandtschaftsdienste, Besorgungsgänge sowie auch verschiedene kleinere Malereiaufträge.[5] Sein überliefertes musikalisches Talent – „pictor et musicus Eystettensis“ (s. Trauungsmatrikel seines Sohnes Franz Sales 1753) – findet keine Erwähnung und hat sich wohl erst in späteren Jahren entwickelt.[6]
Ein entscheidender Wendepunkt in seinem Leben markieren der Besuch des „vorneme Maler Berckmüller [Johann Georg Bergmüller (1688–1762)] von Augsburg, welcher zu Ellwangen gewesen“[7] im April 1719 und die Ausmalung des Festsaals durch seinen Vater Matthias Zink zwischen April/Juli und September. Am 27. September 1719 vermerkt der Klostersekretär J. Heyser in seinem Tagebuch die Abreise des „Herr Kammerdiener zu dem Herrn Bergmüller nachher Augsburg“[8]. Zink blieb nur ein Jahr in Augsburg, da er ab Ende Oktober 1720 immer wieder als Gast im Klosterrefektorium auftaucht.[9] Bergmüller spielte im Œuvre Zinks eine große Bedeutung. Immer wieder zog er Kompositionen und Entwürfe als Vorlage heran.[10] Für 1721 ist sein erstes selbstständiges Freskowerk in der Pfarrkirche St. Sola in Kösingen[11] überliefert. Ein Jahr, in dem er sich auch mit Emerentiana Hoser (*1699), der Schwester seines Nachfolgers als Kammerdiener Johann Kaspar sowie Tochter des Neresheimer Klosterkoches Johann Jakob Hoser, vermählte. Mit dieser hatte er fünf Kinder[12] und blieb zeitlebens in Neresheim wohnen.
Künstlerisch betätigte er sich auch als Maler von Altarbildern sowie ephemerer Werke.[13] Als Freskant ist er bis zu seinem Tod überwiegend in den inkorporierten Pfarrkirchen des Benediktinerklosters Neresheim tätig[14]. Das Thema der Erdteilallegorien findet sich dreimal in seinem Spätwerk: in Dorfmerkingen 1748/49, in Neuler 1756 und im Aureliuszimmer des Stiftes Neresheim. In der Umsetzung bediente er sich Kupferstichvorlagen. In Dorfmerkingen zog er einen Kupferstich Bergmüllers heran, in Neuler und Neresheim den innerhalb des Benediktinerordens weitverbreiteten Stich „Die Glorie des Hl. Benedikt“ von Johann Karl Reslfeld. In den letzten Jahren vor seinem Tod am 26. April 1765 in Neresheim zeichnet er noch für ein Titelkupfer für die Jubiläumsschrift der den 1796 stattgefundenen Kriegshandlungen zum Opfer gefallenen Wallfahrt Maria Buch verantwortlich. Im Neresheimer Totenbuch wird er als „melior a christiansis“[15] bezeichnet.
[1] Bekannt ist nur eine Schwester Maria Viktoria (1697–1744). Vgl. Weißenberger 1967, 40.
[2] Vgl. ebenda, 39.
[3] Ebenda.
[4] Vgl. ebenda, 51.
[5] Wie etwa die Bemalung einer heute verschollenen Sonnenuhr am Bauhofstadel des Neresheimer Klosters 1716, das Orgelemporenfresko der Neresheimer Stadtpfarrkirche (gem. mit Wolf Christian Freyhardt) 1717, die Ausstattung der Friedhofskapelle zu Neresheim 1717–1718 sowie dreier Wappen an der Ellwanger Kustorei. Vgl. ebenda, 58.
[6] Zwei seiner Söhne übten erfolgreich das Musikerhandwerk aus. Vgl. ebenda, 55–57.
[7] Tagebuch des Klostersekretärs J. Heyser (Kloster Neresheim, Archiv, I B 1,2), zitiert nach: ebenda, 52.
[8] Zitiert nach: ebenda, 53.
[9] Vgl. Weißenberger 1967, 54; Strasser 2004, 30, 74; Epple/Strasser 2012, 43.
[10] 1724 malte er unter Verwendung von Entwürfen Bergmüllers die Chorkuppeln der Klosterkirche von Fultenbach aus. Den gleichen Entwurf verwendete er erneut bei der Ausmalung der Pfarrkirche Großkuchen 1735. Eine in brauner Feder ausgeführte Zeichnung mit „Maria Immaculata“, die sich heute im Besitz der Graphischen Sammlung München (Inv.-Nr. 31980 Z) befindet, wurde zunächst Bergmüller zugeschrieben, um sie dann 2004 von Josef Strasser schließlich an Zink zurückzugeben. Vgl. Hafner 1915, 264f., 269.; Weißenberger 1967, 63f.; Seufert 1998, 155f., 168; Strasser 2004, 74.
[11] Die Fresken sind heute nicht mehr erhalten, da das Langhausfresko, das 1780 herabgefallen war, ein Jahr später durch Anton Wintergerst (1737–1805) ersetzt wurde. Allerdings ist auch dessen Werk den Umbaumaßnahmen 1893 zum Opfer gefallen und durch eines des Stuttgarter Malers Hermann Siebenrock ersetzt worden. Vgl. Weißenberger 1967, 58.
[12] Maria Anna (1722–1723), Fortunatus (1724–1796), Franz Sales (1726–1787), Luitgard Afra (1728–1762), Leopold (*/† 1729).
[13] Wie beispielsweise für Kösingen, St. Sola, verschiedene Altarbilder 1721; Mariabuch, Wallfahrtskirche, Antependium 1725; Neresheim, Stadtpfarrkirche, Heiligenbildnis und Triumphbogen 1726. Vgl. Thb 36/1947; Weißenberger 1967, 58–71.
[14] Im mittleren Deckengemälde der St. Georgskirche von Gnotzheim findet sich 1728 unter anderem eine Signatur Johann Michael Zinks „Michael Zinck pinxit“. Andere Werke wie das in Reimlingen signierte er nur mit „J.M. Zinck“. Vgl. Weißenberger 1967, 59.
[15] zitiert nach: Engelhardt 2000, 241.
Zuletzt aktualisiert am: 25.03.2016