Die Kindervorstellung von Amerika unterscheidet sich von den barocken Erdteilallegorien Amerikas wohl am rasantesten. Dass Amerika heutzutage als Zeichen für Fastfood und Wohlstand steht ist nicht sehr überraschend. Überraschend ist jedoch, dass dies von den Schülern und Schülerinnen teilweise konsumkritisch verarbeitet wurde. Amerika wurde meist in Form eines extrem übergewichtigen Menschen, oder als phlegmatischer, weißer Mann mit Hamburger oder McDonald-Tasche in der Hand abgebildet. Auch als Symbol für Macht und Kontrolle findet sich Amerika in den Kinderzeichnungen kritisch wider: Meist sind uniformierte Männer abgebildet, die mit Waffen, Raketen, militärischen Fahrzeugen, USA-Fahnen, usw. ausgerüstet sind. Für den Hintergrund dient häufig eine Skyline, Wolkenkratzer oder die Freiheitsstatue. Eine einzige Zeichnung zeigt Amerika mit typisch mittelamerikanischen Attributen wie Kakteen, Sombreros und Trommeln. Tiere finden sich nicht auf den Zeichnungen zu dem Amerikabild.
Erdteil-Interaktionen
Die Erdteil-Interaktionen zwischen Europa und Afrika aus barocken und heutigen allegorischen Repräsentationen weisen eine interessante Ähnlichkeit auf. Am konträrsten allerdings ist der Vergleich zwischen barocken und heutigen Repräsentationen der Neuen Welt. Die indigene Bevölkerung (z.B. die Indianer) ist in heutigen Vorstellungen bzgl. Amerika kaum mehr verankert. Die Kinder beschäftigen sich heute bezüglich Amerika mit konsum- und gesellschaftskritischen Themen. In der Interaktion zwischen den Erdteilen bewerten die Kinder Europa durchaus positiv im Gegensatz zu Amerika: Das Amerikabild zeigt sich allgemein als parodistisch, kriegswütend, ignorant, arrogant und dazu noch dominant. Dieses kritisch-betonte Auftreten Amerikas gegenüber den anderen Erdteilen lässt sich kaum in barocken Erdteilallegorien wiederfinden. Für dieses kritische Bild können durchaus amerikanische, selbstkritische Filme und Dokumentationen verantwortlich sein: zum Beispiel Pixars „WALL-E“ (2008), Michael Moores „Bowling for Columbine“ (2002) oder „Fahrenheit 9/11“ (2004).
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