Aibling (Rosenheim), Mariä Himmelfahrt Zitieren
Die Erdteile haben sich auf Erden zur Anbetung der über ihnen am Himmel schwebenden Muttergottes versammelt. Auf ihrem Schoß steht das Jesuskind. Es lehnt an einem überdimensionierten Kreuz als Sinnbild für seinen Opfertod. Gehalten wird das Kreuz von Maria mit ihrer rechten Hand. Genau darüber erscheint Gottvater, vor dessen Brust der Heilige Geist in Gestalt einer Taube fliegt. Er überreicht Maria eine Lilie als Symbol ihrer unbefleckten Empfängnis. Durch die bildliche Einbindung der Repräsentanten der Bewohner der vier bekannten Erdteile erweitert sich die lokale Verehrung der Aiblinger Glaubensgemeinschaft auf die gesamte Welt. Europa und Asia sind links auf einer Terrassenarchitektur dargestellt. Afrika und Amerika, seit jeher als die wilden und naturnahen Erdteile angesehen, befinden sich vor einer Dschungellandschaft. Europa ist königlich in edlem Gewand und Krone gekleidet. Ihr Mantel wird von zwei Pagen getragen. Ihre linke Hand, in der sie ein Kreuz hält, ruht auf dem Modell eines Tempiettos. Zu ihren Füßen sind die Symbole ihrer geistlichen Hegemonie zu sehen: Tiara, Papstkreuz, Buch (Heilige Schrift). In der Mitte der terrestrischen Zone, die zivilisierten von der unzivilisierten Erdteile trennend steht die weibliche Personifikation Asia. Ebenfalls in wallenden Gewändern gekleidet, trägt sie auf ihrem Kopf nicht den weitaus üblicheren Turban, sondern eine Haube in der Tradition eines mittelalterlichen Hennins. Ihre rechte Hand liegt auf ihrer Brust, und in ihrer linken Hand streckt sie ein Weihrauchfass empor. Auch Afrika, der unterhalb der Asia auf bloßer Erde kniet und im Profil dargestellt ist, hält ein Weihrauchgefäss. Das Schwarz seines Inkarnats hebt sich kaum vom dunkeln Rot seines Umhangs ab. Ein Turban mit Federn, wadenhohe Stiefel sowie einen Köcher voller Pfeiler vollenden sein Habit. Die zwei Vertreter des vierten Erdteils, Amerika, stehen am rechten äußeren Bildrand. Ihre Blöße wird lediglich von einem Tuch um die Hüfte beziehungsweise einem Federrock bedeckt. Während das Haupt des vorderen eine Federkrone schmückt, umfasst der hintere einen Speer mit der linken Hand und hält in der rechten eine Muschel. Mit Ausnahme der Asia, deren Blick auf Europa gerichtet ist, haben alle anderen Erdteile ihren Blick zu Maria erhoben.
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Von West nach Ost:
Langhaus:
- nördliche Seitenbilder (Grisaille):
- Himmelfahrt Elias
- Moses mit den Gesetzestafeln
- Mittelbilder
- Tod Mariens
- Himmelfahrt Mariens
- Verherrlichung des Namen Jesu
- südliche Seitenbilder (Grisaille)
- die Überführung der Bundeslade nach Jerusalem, angeführt vom tanzenden König David
- gelandete Arche Noah
Chor:
- nördliches Seitenbild (Grisaille): Polarstern über einem Segelschiff auf sturmbewegtem Meer
- Mittelbild: Verherrlichung Mariens durch die vier Erdteile - Inschriftenkartusche: aeDes DIVae VIrgInIs aVXILIatrICIs aIbLingae propItIae honorIbVs DenVo Integre renoVata [= 1754]
- südliches Seitenbild (Grisaille): Sternenbild der Jungfrau im Zodiakus, darunter Ansicht Aiblings
1856 Innenrenovierung (Reinigung der als „stark verschmutzt“ [1] bezeichneten Fresken)
1884 Innenrenovierung (Klage über einen Ölfarbenanstrich)
1922 Innenrenovierung (Abnahme des Ölfarbenanstrichs; Fresken „als gut erhalten beschrieben“[2])
1937 Innenrenovierung nach Brand (Fresken unbetroffen)
1971–73 Außen- und Innenrenovierung (Fresken: Verschmutzung und Feuchtigkeitsschäden)
1992 Außenrenovierung
[1] Vgl. Cbdm 12,1/2006, 74.
[2] Ebenda.
Die Komposition der Erdteilallegorien entstammt dem Œuvre von Heigls Meister Johann Baptist Zimmermann. Vergleichbare Darstellungen finden sich von Zimmermann unter Mitarbeit von Heigl in der Prälatenkapelle des Klosters Andechs (1755) und von Heigl in der Pfarrkirche von Altenerding (1767).
Zuletzt aktualisiert am: 06.07.2018