Hofen (Ostalbkreis), SS. Georg und Laurentius Zitieren
Das zentrale Langhausfresko in der Hofener Pfarrkirche ist dem Thema der Herz-Jesu-Verehrung gewidmet. Anders als dem gängigen Typus im 18. Jahrhundert entsprechend und wie man ihn in Eichstätt, in Raisting, in Kühbach und in Kaisheim vorfindet, zeigt das Hofener Fresko ein zentral platziertes Herz, das von den vier anderen Wunden Christi kreuzförmig umgeben, von einem Kreuz hinterfangen und unter Umständen von Engeln mit der Arma Christi flankiert ist.
Unterhalb der Weltkugel, auf der das Kreuz steht und um die sich eine Schlange windet, knien und stehen die Repräsentanten der vier Erdteile. Links sind Europa und Afrika zu erkennen, rechts im Vordergrund Asien kniend und Amerika mit Federkleid und Sonnenschirm sich verbeugend.
Von West nach Ost:
ORGELEMPORENBRÜSTUNG
- oben: Hl. Cecilia
- unten: Guter Hirte
LANGHAUS
- nördliche Seitenbilder:
- Christus als Richter der Guten, Verheißung des Reiches Gottes – Spruchband: Venite Benedicti. Matth. 25, 34
- Verheißung des Jüngsten Gerichts (Inschrift auf offenem Buch: Appendat me in statera justa. Job, 31,6) – Spruchband: Post hoc autem iudicum. Hebr. 9 [27]
- Mittelbilder:
- Glorie der Heiligen Laurentius und Agatha
- Verherrlichung des Herzens Jesu durch die vier Erdteile
- Glorie der Heiligen Georg und Sebastian
- südliche Seitenbilder:
- eine Seele im Fegefeuer – Spruchband: Ite a me Maledicti. Mt. 25,41
- Wie die Sünde in die Welt kam – Spruchband: Mortis sors omnibus. Römer. 5, 12
CHORBOGEN
Wappen
CHOR
Krönung Mariens
Die Hofener Umsetzung kann dem Ellwanger Künstler Johann Nepomuk Nieberlein zugeschrieben werden. Das Werk reiht sich in eine Reihe von sechs Erdteildarstellungen ein, die er zwischen 1774 und 1783 gemalt hat. Im Gegensatz zu den anderen fünf Werken kombinierte Nieberlein dieses hier nicht mit dem Gekreuzigten, sondern mit dem Herz Jesu.
Der Autor des Kirchenführers von Hofen, Ausgabe 2008, Gebhard Lutz, schreibt das Chorfresko unbegründet dem Maler Anton Wintergerst zu. Er bezieht sich hier wohl auf die Vermutung Otto Häckers, der 1922 in Hofen ein Werk Wintergersts vermutete, da dieser 1767 die Stadtkirche in Aalen ausmalte.[1] Allerdings hat sich diese Zuschreibung nicht durchgesetzt, da Hofen stets als Werk Nieberleins angesehen wurde.[2] Im Dehio BW I/1993 fehlt sowohl ein eigenständiger Eintrag als auch eine mögliche Erwähnung unter Aalen oder Wasseralfingen. Ebenfalls war der Eintrag über die beiden Künstler Nieberlein oder Wintergerst im Register nicht zu finden. Aufgrund der zahlreichen Übermalungen aus vorigen Restaurierungen ist eine stilistische Argumentation schwierig. Allerdings sprechen nicht nur das Thema der Ausstattung (Erdteile und Marienkrönung) und die fürstbischöfliche Patronatsherrschaft für Nieberlein: Die Erdteilallegorien stehen in ihrer Komposition und ihrem Figurentypus eindeutig in direkter Tradition zu Dinkelsbühl (1774) und Schechingen (1776), aber im Gegensatz zu Wintergersts Erdteilallegorien in Oberliezheim, die er nachweislich 1780 dort malte. Für Wintergerst wäre es das einzige belegte freskale Werk auf fürstbischöflichem Gebiet.
[1] Häcker 1922/23, 26.
[2] Hosch 1981, 31; Theiss 1989, 52; Arnold 2010, 3.
Zuletzt aktualisiert am: 01.12.2015