Ingolstadt (Ingolstadt), Kolleg [Stuck] Zitieren
In jeder Bildecke hat der Stuckateur und Bruder des Malers, Egid Quirin Asam, im Jahr 1734 die Darstellung der Erdteilallegorien im Fresko durch Ausführungen in Stuck ergänzt. Zugleich stellen die Kartuscheninschriften eine Verbindung zwischen dem jeweiligen Erdteil und Maria her.[1] Die Stuckierungen sind unterhalb des Deckengemäldes angebracht und rücken die „Charakteristika der jeweiligen Erdteile ins Licht“.[2] Alle vier ähneln sich in ihrem Aufbau: So wird die unregelmäßig eingefasste Kartusche unten in der Regel von einem Tierkopf in weißem Stuck abgeschlossen und oben von einer vergoldeten Kopfbedeckung und weiteren Attributen bekrönt. Seitlich rahmen geflügelte Köpfe mit Rollwerk die Kartuschen und bilden in ihrer weiß-goldenen Ausführung auch einen Kontrast zum roten Grund der Kartusche mit ihren goldenen Inschriften.
So rühmt der Erdteil Europa Maria als die „AUGUSTISSIMAE“, die Erhabenste. Typische Erdteilattribute begleiten die Huldigung: die Papsttiara mit den beiden Schlüsseln über der Kartusche, während darunter ein geflügelter Pferdekopf, Pegasus, aus der Ecke in den Raum ragt. Die beiden Wesen, die die Kartusche umrahmen, besitzen ebenfalls Flügel und tragen eine Krone, wobei das rechte Wesen noch einen Kreuzorden, das linke das Goldene Vlies umgebunden hat.[3]
Auf der Kartusche Asiens wird Maria in goldenen Lettern als „POTENTISSIMAE“, die Mächtigste verehrt. Im Scheitel der Kartusche erscheint ein Turban mit zwei überkreuzten Zeptern, während unten der Kopf eines Kamels mit Federschmuck zu sehen ist. Neben ihm verweisen Früchte und Blumengirlanden, die unter den seitlichen geflügelten Wesen festgemacht sind, auf den Reichtum des Kontinents. Ebenso zu deuten sind das Zepter und der prächtige Kopfschmuck. Zugleich kommt mit dem Helm und einem Köcher mit Pfeilen auch ein kämpferisch Aspekt zum Ausdruck.
Der mit Pfeilen gefüllte Köcher ist auch das Attribut Amerikas, der Maria in der Kartusche als „GLORISSIMAE“, die Ruhmvollste huldigt. Gemeinsam mit einem Bogen schwebt der Köcher unter der Federkrone, während unten ein Einhorn in den Raum blickt. Die zwei, die Kartusche umrahmenden Gestalten tragen jeweils einen geschmückten Turban und unzählige Gold- und Perlenketten um den Hals. Einer davon trägt sogar ein Kreuz auf der Brust. Beide scheinen ungefährlich, im Gegenteil, während der eine die Backen aufbläht, lacht der andere fröhlich.[4]
In ihrer Motivwahl ähnelt die letzte Kartusche, die Afrika zuzuordnen ist, der Amerikas, denn auch über ihr schweben ein pfeilgefüllter Köcher und ein Bogen. Darauf liegt – anstatt der Federkrone – jedoch ein Turban, der mit einer Feder geschmückt ist. Auf der Kartusche selbst wird Maria mit der Inschrift als „INVICTISSIMAE“, die Unbesiegbarste bezeichnet. Darunter ist der Kopf eines Löwen zu erkennen, an den Seiten blicken geflügelte weibliche Wesen mit Federn auf dem Kopf zum Betrachter.[5]
[1] Hofmann/Treffer 1986, 119.
[2] ebenda.
[3] Vgl. ebenda.
[4] Vgl. ebenda, 119–120.
[5] Vgl. ebenda.
Hauptsaal (von Ost nach West):
nördliche Längsseite:
- Amerika – darunter in einer stuckierten Eckkartusche: GLORIOSISSIMAE mit Attributen Americas [Federn, Einhorn, Köcher mit Pfeilen und Bogen, Büsten mit Turban]
- Juden in ägyptischer Gefangenschaft
- Moses vor dem brennenden Dornbusch
- Asia – darunter in einer stuckierten Eckkartusche: POTENTISSIMAE mit Attributen Asias [Kamel, Turban, Szepter]
Mitte:
- Engelsturz
- die Menschwerdung Christi als Heil der Menschheit – Einzelthemen:
- Gottvater zeugt seinen Sohn – Inkarnation Christi
- die Taube des Heiligen Geistes
- Amor Divinus
- Tempel Salomon
- Maria Immaculata
- Abraham mit der Opferung Isaaks
- König David
- Inschriftenkartuschen: Monogramme Mariens, Christi und des Jesuitenordnes
südliche Längsseite:
- Afrika - darunter in einer stuckierten Eckkartusche: INVICTISSIMAE mit Attributen Africas (Löwe, Köcher mit Pfeilen und Bogen, Büsten mit Federkronen)
- der alte Adam
- Europa (begleitet vom Kurfürsten Karl Albrecht von Bayern als Apoll, dessen Sohn Max Joseph und dessen Bruder Johann Theodor) – darunter in einer stuckierten Eckkartusche: AVGVSTISSIMAE mit Attributen Europas (Pferd, Tiara und die Schlüssel Petri, Kurfürstenhut, das Goldene Vlies und Krone)
Die erste Restaurierung des Saales wurde ab 1859 geplant, wobei es hierbei nicht um die Deckenfresken, sondern um die 13 Ölgemälde ging. Diese wurden ab 1866 gemeinsam mit der Raumschale restauriert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem der Kongregationssaal abgesehen von den Fenstern und Fensterrahmen nur leicht beschädigt wurde, kam es zu ersten Restaurierungsmaßnahmen im Innenraum. Zwar befanden sich die Deckengemälde in recht gutem Zustand, dennoch wurden die Haarrisse von dem Ingolstädter Kirchenmaler Georg Löhnert ausgebessert und die Bilder gereinigt. Auch die Eingriffe aus dem 19. Jahrhundert wurden rückgängig gemacht.
Die nächste Restaurierungsmaßnahme erfolgte 1976 aufgrund von aufsteigender Feuchtigkeit. Aber nicht nur Keller und Fundamente waren beschädigt, auch das Dach war reparaturbedürftig. Diese Schäden konnten zwar behoben werden, allerdings wurde dadurch auch das Deckenfresko in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch war das Fresko in gutem Erhaltungszustand. So mussten nur größere Risse aufgefüllt und Fehlstellen retuschiert werden. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten wurden auch Untersuchungen zur Malweise Asams durchgeführt, die die großen Tagewerke und somit die nur zweimonatige Schaffung des Freskos bestätigten. Somit konnte sowohl durch Freilegung als auch durch Rekonstruktion der Originalzustand des Deckengemäldes wiederhergestellt werden.[1]
Die letzten Sanierungsmaßnahmen erfolgten 1996 und betrafen die Deckenkonstruktion. Um das Deckenfresko dabei nicht zu gefährden, wurden Ersatzkonstruktionen zur Entlastung eingezogen.[2]
[1] Einen ausführlichen Bericht über die Restaurationsmaßnahmen im Jahr 1976 liefert Hauptmann 1977.
[2] Einen Überblick über den Erhaltungszustand und die Restaurierungsmaßnahmen des Saales geben CdbM 14/2010, 54–55.
Zuletzt aktualisiert am: 23.03.2016