Lauingen (Dillingen a. D.), St. Thomas von Villanova Zitieren
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Der Bau sowie die mobiliare Ausstattung der Klosterkirche aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts fielen einem am 29. August 1790 vermutlich vorsätzlich gelegten Brand zum Opfer.[1] Der Wiederaufbau auf den Überresten[2] wurde sogleich in klassizistischem Stil begonnen. Bereits ein Jahr später konnte der Maler Johann Baptist Enderle mit der Ausmalung beginnen. Die Autoren des Kunstdenkmälerverzeichnisses Schwabens von 1972 identifizieren nicht vier, sondern fünf Erdteile:
„Kardinäle und Fürsten (Europa), ein Neger (Afrika), ein Ritter mit einer Frau (Amerika von Kolumbus geführt), ein Malaie (Australien), ein Türke (Asien).“[3]
Dieser Identifizierung ist nicht nur aufgrund ihrer Einzigartigkeit im Gebrauch der Ikonografie sowohl im Œuvre Enderles als auch überhaupt zu widersprechen, sondern auch wegen der Tatsache, dass das Bewusstsein um die Existenz eines eigenständigen Kontinents erst mit Beginn des neuen Jahrhunderts Verbreitung fand. Die terra australis wurde zwar vermutlich bereits im 16. Jahrhundert entdeckt, Informationen über die Entdeckungsfahrten drangen aber nur spärlich an die Öffentlichkeit. Die holländischen Entdecker der ersten Stunde nannten es 1644 Nieuw Holland. Die Vorstellung, dass es sich hierbei anders als bei Amerika nicht um den fünften „Theilen der Welt“, sondern wie Zedler schreibt, um „unbekannte Länder gegen den Süder-Pol“, gründet noch im ptolemäischen Weltbild und dem Glauben einer Existenz eines Südlandes. 1770, als James Cook (1728–1779) die Ostküste der terra australis entdeckte, nannte er diese New South Wales und negierte die Existenz eines eigenständigen Kontinents. Cook widersprechend, vertrat der schottische Kartograph Alexander Dalrymple (1737–1808) bereits 1771 in seinem Buch An Historical Collection of Voyages and Discoveries in the South Pacific Ocean den Standpunkt der Existenz eines südlichen Kontinents und verwendete hierfür den Namen Australien. Jedoch sollte sich der Name erst durch das Engagement des englischen Seefahrers und Kartografen Matthew Flinders (1774–1814) zu Beginn des 19. Jahrhunderts durchsetzen. Als Kommandant der H.M.S. Investigator stach er 1801 zu seiner Reise nach Australien in See. In den darauffolgenden zwei Jahren umrundete er erstmals den Kontinent und kartografierte die australische Küstenlinie. 1803 geriet er in französische Gefangenschaft auf Mauritius. Während seiner Gefangenschaft, die bis 1810 dauerte, plädierte er in seinen Berichten an den Lord Commissioner der Admiralität für eine Umbenennung von Nieuw Holland und New South Wales in Australien. In seinem Buch A Voyage to Terra Australis, das er kurz vor seinem Tod publizierte und in dessen Titel er unter Druck der Admiralität die präzise Benennung Australia aufgab, schrieb er: „had I permitted myself any innovation upon the original term [terra australis], it would have been to convert it into Australia.“[4]
[1] Vgl. KD Schwaben 7/1972, 536.
[2] Die Fassade stammt noch vom Vorgängerbau von 1716.
[3] KD Schwaben 7/1972, 542.
[4] zitiert nach: Mack, James D., A revised view, in: The Geographical Journal, Vol. 124, 4/1958, S. 515; vgl. auch Encyclopædia Britannica Online Alexander Dalrymple; Zedler Lexikon 1731–1754 Australia.
Von West nach Ost:
ORGELEMPORE
Bekehrung des heiligen Paulus
LANGHAUS
- nördliche Seitenbilder (Grisaille):
- zwei Augustinerheilige
- heiliger Augustinus
- heiliger Gregor
- Evangelist Markus
- Evangelist Johannes
- Mittelbild mit drei Szenen:
- im Westen: Taufe des heiligen Augustin durch Kirchenvater und Mailänder Bischof Ambrosius
- Mitte: die Heilige Dreifaltigkeit umgeben von Heiligen, Propheten und Märtyrern
- im Osten: Verherrlichung der Heiligen Dreifaltigkeit durch die vier Erdteile
- südliche Seitenbilder:
- zwei Augustinerheilige
- heiliger Hieronymus
- heiliger Ambrosius
- Evangelist Lukas
- heiliger Matthäus
CHOR
- Mittelbild:
- der heilige Thomas von Villanova als Fürbitter für die Armen und Kranken vor Jesus Christus
- brennendes Herz mit Pfeil
- Seitenbilder (Grisaille): vier Augustinerheilige
Für die Lauinger Kirche der Augustinereremiten sind fünf Restaurierungen (1854; 1883/1884; 1902; 1957/58; 1962) überliefert,[1] wobei lediglich zwei den Innenraum betrafen. Erstmals wurde dieser 1883/1884 gereinigt und ein weiteres Mal 1957/1958. Im Zuge der letzten wurden im Bereich des nördlichen Seitenaltars „zugesetzte gotische Fenster“[2] entdeckt.
[1] Vgl. KD Schwaben 7/1972, 536.
[2] KD Schwaben 7/1972, 536.
Zuletzt aktualisiert am: 13.06.2016