Otting (Donau-Ries), St. Richard Zitieren
- 1 von 2
- ›
Maria mit Kind auf ihrem Schoß sitzt auf einem Podest. Es umgeben sie Putti. Ein Putto gießt Wasser aus einem Krug auf einem Erdball. Um diesen sind die vier Erdteile mit ihren Tieren gruppiert: links im Bild Europa mit ihrem Pferd, das von einem Pagen geleitet wird, und die rothäutige Amerika mit Federkrone, Köcher und einem Papagei. Rechts im Bild befinden sich in Rückenansicht Asien mit seinem Kamel und Afrika, die einen Kopfschmuck in der Art eines ägyptischen Nemes-Kopftuches trägt. Ihr Tier, ein Reptil, schlängelt sich zu Knien Asiens.
Von West nach Ost:
LANGHAUS
- nördliche Seitenbilder:
- Hl. Joachim
- Hl. Anna
- Mittelbilder:
- Verherrlichung Mariens als Gnadenquell durch die vier Erdteile
- Verleihung des Skapuliers durch die Muttergottes an den heiligen Simon Stock (Signatur)
- Beistand der Muttergottes und des Skapuliers in Zeiten der Not
- südliche Seitenbilder:
- Hl. Elisabeth
- Hl. Zacharias
CHOR
- Nördliche Seitenbilder:
- Hl. Wunibald – Inschrift im geöffneten Buch: REGULA S: P: B:
- Hl. Wunna
- Mittelbild: Verherrlichung des Kirchenpatrons St. Richard
- südliche Seitenbilder:
- Hl. Willibald – Inschrift im geöffneten Buch: PUNCTA SYNO DALIA
- Hl. Walburga
1896 Renovierung der Kirche durch den Münchner Architekt Jos. Elsner; unter anderem Einbau eines neuen Hochaltars (z. T. mit alten Teilen) und einer neuen Kanzel
1937 Innenrestaurierung durch den Günzburger Kirchenmaler Paul Kronwitter: Freilegung der Fresken
Bei der Komposition der vier Erdteile erstaunt besonders der Kopfputz der Asia, der an ein sogenanntes Nemes-Kopftuch erinnert, wie man sie aus Darstellungen von Ägyptens Pharaonen kennt. Dass es sich hierbei nicht um einen späteren Zusatz handelt, belegen zeitgenössische Kupferstiche und Verwendungsbeispiele, auf denen die Asia analog dargestellt wird. Die folgenden beiden Kupferstiche sind zwar später entstanden als das Fresko, allerdings kann aufgrund ihres Entstehungskontext als Thesenblatt sowie als Frontispiz eines in Mexiko erschienenen Werkes davon ausgegangen werden, dass Vorläufer zirkulierten. Ein Beleg hierfür ist die Übernahme der Komposition des mexikanischen Kupferstiches:
- unbekannt, Verherrlichung des Namen Jesu, Holz, 1738, Dillingen an der Donau, ehem. Jesuitenkolleg, Bibliothek
- Verherrlichung des heiligen Ignatius von Loyola, signiert: Iacob Vogel inv. et del. | Ioh. Daniel Hertz fec. et excud. Aug. V., datiert: 7.7.1744, Promotionsblatt für P. Lotharius Helling, SJ an der Bamberger Universität[1]
- Die Verherrlichung des heiligen Ignatius von Loyola, Kupferstich, 200x145 mm, gestochen von Zapata, Frontispiz zu: Carochi, Horacio SJ, Compendio del Arte de la lengua mexicana, Bibliotheca Mexicana, Konvent von St. Augustin 1759 [editio princeps 1645, unbebildert]. Ein komplette Ausgabe des Werkes findet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek online unter: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10524292-7
Johann Anwander kannte vermutlich eine europäische Vorlage des mexikanischen Kupferstichs, der innerhalb des Jesuitenordens zirkulierte. Zwar setzte er diesen sehr frei und selbstständig um, allerdings verweisen Versatzstücke wie die „Pharaonenhaube“, die Kronen auf dem Stufen, die Weltkugel, das Krokodil der Afrika auf eine gewisse Vertrautheit mit der Komposition.
[1] Ausführlich vgl. Schemmel 2001, 92 und Abb. auf der folgenden Seite.
Zuletzt aktualisiert am: 03.10.2018