Sankt Erasmus (Mühldorf am Inn), Sankt Erasmus Zitieren
Es handelt sich um eine weitestgehend klassische Komposition der Verherrlichung der Eucharistie durch die vier Erdteile. In zwei geteilt erstrahlt am Himmel das allerheiligste Altarsakrament. Auf Erden, auf einer grünen Wiese, haben sich Europa (mit Page und Adler, links außen), Amerika (mit Reptil, Mitte Hintergrund), Asien (mit Page, Turban und Löwe, rechts außen) und Afrika (mit Elefant, hinter Asien) versammelt. Während die drei „exotischen“ Erdteile der stereotypen barocken Ausführung entsprechen, lohnt es sich, einen zweiten Blick auf Europa zu werfen. Europa ist als Mann mit Rüstung, Perücke und einem roten Mantel mit Hermelinkragen gekleidet. Etwa sieben Jahre später greift Martin Anton Seltenhorn in der Ausmalung der Augustiner-Chorherrenkirche Gars am Inn auf die in Sankt Erasmus entwickelte Komposition zurück. Auch Europa findet sich in gleicher Weise wieder. In der Forschung wird hier ein Porträt des bayerischen Kurfürsten Maximilian III. Joseph vermutet. Dies scheint begründet, wenn man sich das Verhältnis von Abt Floridus CRSA und dem bayerischen Regenten verdeutlicht. Beide hatten sich im Jahr der Ausmalung am 19./20. Oktober 1777 gegenseitig in Gars am Inn und in Schloss Haag besucht. Nach dem Tod des Kurfürsten am 30. Dezember 1777 stattete Abt Floridus dessen Witwe noch zweimal in München und in Schloss Haag einen Besuch ab. Dies ließ die Autoren des CdbM vermuten, dass „der Abt dem verehrten Landesherrn im Chorfresko ein Denkmal setzen [haben] wollen“[1].
Auch in Sankt Erasmus könnte es sich um das Porträt einer historischen Person handeln. So wollte sich eventuell der Hofmarksherr Maximilian III. Emanuel von Törring-Gronsfeld zu Jettenbach (reg. 1763–1773) selber ein Denkmal setzen. [2] Eine Identifikation, die erstmals durch die Autoren des CdbM vorgeschlagen worden ist. Sie führten die Grundsanierung des Renaissanceschlosses durch den Hofmarksherrn als Argument für diese Identifikation an und verwiesen auf den Adler als Symbol des Kaisertums. Während Letzterem durchaus zuzustimmen ist, muss Ersterem widersprochen werden, da Maximilians Nachfolger August Josef von Törring-Gronsfeld für den Umbau des Schlosses Neubau zu einem Jagdschloss 1777 verantwortlich zeichnet. Was letztlich keinesfalls einer Deutung Europas als Porträt des Hofmarksherrn entgegensteht, da Maximilian wie die Hofmarksherren in Oberigling, Hurlach oder Umrathshausen ebenfalls zu der Gruppe weltlicher Stifter gezählt werden könnte und sich gemeinsam mit dem eigentlichen Patronatsherrn engagieren hätte können. Der Patronatsherr – der Abt des Augustiner-Chorherrenstifts Au am Inn Propst Franz III. Xaver Berthold – hat sich mit seinem Wappen am Chorbogen verewigen lassen.
[1] CdbM 8/2002, 102 und 109, 112; AK Landshut „Kalkül und Leidenschaft 2/2004, 112.
[2] Cdbm 8/2002, 164.
Von West nach Ost:
LANGHAUS
- Decke:
- Seitenbilder: vier Kirchenväter
- Mittelbilder:
- Austreibung des Teufels
- Verherrlichung des heiligen Erasmus inmitten der 14 Nothelfer (Heilige Katharina, Margarete, Barbara, Christopherus, Blasius, Cyriacus, Pantaleon, Georg, Florian, Ägidius, Dionysius, Eustachius, Veit)
- nördliche Wand: die Martern des heiligen Erasmus
CHORBOGEN
zwei Wappen mit Inschriftenkartusche: DEVS MIRABILIS HIC IN SANCT SERVO SVO [= 1770]
CHOR
- Seitenbilder: vier Evangelisten
- Mittelbild: Verherrlichung der Eucharistie durch die vier Erdteile
Zuletzt aktualisiert am: 23.05.2016