Vorau (PB Hartberg), St. Thomas Zitieren
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Auszug aus der Diplomarbeit „Die Welt in Österreich – 58 Beispiele barocker Erdteilallegorien“ von Marion Romberg (Wien, 2008):
Die vier Erdteilallegorien in der Stiftskirche von Vorau zählen zu den ungewöhnlichsten und frühesten allegorischen Darstellungen der vier Erdteile innerhalb Österreichs. Bislang wurden sie in allen Analysen des Programms mit einem kurzen Absatz quasi „abgefertigt“[1], da ihre Rolle auf den ersten Blick eindeutig scheint. Jedoch soll hier gezeigt werden, dass ein zweiter Blick manche neue Interpretationsebene öffnet. Die folgende Ausführung ist als Ergänzung zu Pius Fanks (1925), Anton Allmers (1987) und Birgit Maria Gabis’ (2001) umfassenden ikonografischen Analysen zu sehen.[2]
In Grisaille ausgeführt, sitzen oder knien die männlichen Personifikationen der vier Erdteile in den vier Ecken des Langhauses auf gemalten Voluten. Zur Vierung befinden sich im Norden Amerika und im Süden Asien. Beide sind erkennbar an ihrer Kleidung und Physiognomie. Asien trägt einen Bart und einen Turban sowie einen weiten Kaftan. Amerika ist von muskulöser Statur und lediglich mit einem Federrock bekleidet. Zum Eingang hin sehen wir im Norden Europa und im Süden Afrika. Beide sind sehr schlicht gekleidet. Während Europa einen Brustharnisch und eine Tunika trägt, ist Afrika lediglich mit einem federgeschmückten Turban sowie einem wallenden Tuch bekleidet. Die monochrome Ausführung der Erdteile sowie ihre absolut reduzierte Ikonografie betont ihre additive Rolle im Ausstattungsprogramm. Wir erfahren bis auf ihre religiöse Haltung nichts über die Kontinente. Europa und Afrika präsentieren sich in anbetender, kniender Haltung. Genau über ihnen vollzieht sich die Apotheose des Ordensgründers und Kirchenvaters des heiligen Augustinus, zu dem sie mit Mimik und Gestik in Kontakt treten. Am gegenüberlegenden Ende des Langhauses nehmen dagegen die Erdteile Asien und Amerika keinerlei Notiz von der Apotheose des heiligen Thomas oberhalb im Deckenspiegel. Die an den Körper gepressten Hände und das ausdruckslose Gesicht deuten eher auf eine abwehrende Haltung des muslimischen Asiens gegenüber dem Geschehen im Kirchenraum beziehungsweise an der Decke hin. Amerikas Interesse gilt den Ereignissen im Kirchenraum. Edel, stolz und erhaben zeigt sich diese in ihrem Federrock und mit ihrer Federkrone. In ihrer rechten Hand hält sie einen Bogen, mit der Linken nimmt sie mit der Gemeinschaft der Gläubigen im Langhaus Kontakt auf, indem sie auf das Geschehen in der unmittelbar anschließenden Vierung verweist.
Nicht nur durch ihre Ikonografie, sondern auch durch ihre ungewöhnliche Positionierung erstaunen die Vorauer Erdteile. Denn diese steht im Widerspruch zu jeglicher hierarchischen, geografischen Reihenfolge und gestaffelten Paarung. Der Eintretende sieht keineswegs – wie normalerweise üblich[3] – zuerst Europa und Asien, sondern Amerika und Asien. Erst wenn er sich umdreht, erblickt er Europa, gepaart mit Afrika. Diese Paarung ist durch die besondere Beziehung des heiligen Augustinus zu Afrika erklärbar. Dieser ist im numidischen Thagaste (heute: Souk Ahras in Algerien) geboren und aufgewachsen. Nach einem fünfjährigen Aufenthalt in Mailand kehrte er 388 nach Karthago zurück. 391 gründete er in Hippo das erste Kloster auf afrikanischem Boden und wurde 396 zum Bischof ernannt. Zeit seines Lebens versuchte der Bischof die durch den Donatistenstreit hervorgerufene Kluft zwischen den christlichen Parteien Afrikas zu schließen.[4] Als Kirchenvater nahm er im theologischen Festigungsprozess der Kirche eine bedeutende Rolle ein. Seine Schriften wie auch die der anderen großen Kirchenväter, die Heiligen Ambrosius (~339–~397), Hieronymus (~347–419) und Gregor (~540–604), galten als Zeugnisse der Überlieferung sowie Rechtgläubigkeit und wurden zu den Autoritäten theologischer Entscheidungsfindung.[5] Ausdruck ihres christlichen Stellenwertes sowie seiner intensiven Bindung an Afrika ist die huldigende Haltung der Personifikation Afrikas im Langhaus selber. Sie präsentiert sich in kniender Haltung und mit auf der entblößten Brust verschränkten Händen. Den Blick hat sie anbetungsvoll zum Kirchenvater erhoben, der scheinbar antwortend mit der rechten Hand auf diese deutet. Dass die Positionierung ebenso wie die scheinbar additive Rolle durchaus kein Versäumnis des Komponisten des Ausstattungsprogramms ist, sondern bewusst intendiert ist, ist unter anderem Ergebnis der folgenden Ausführung.
[1] Allmer, der Fank (S. 148) zitiert, behandelt die Erdteile mit geraden einmal sieben und Gabis mit vier Zeilen. Allmer 1987, 22; Gabis 2001, 16.
[2] Vgl. auch zu den barocken Emblemen in Vorau Lesky 1962.
[3] Vgl. hierzu Herzogenburg, Grins, Mariatrost, Niederzirking, Mariazell und Frohnleiten.
[4] Infolge des Mailänder Toleranzedikts 313 kam es in Nordafrika zum Streit über die Behandlung von Gläubigen, die während der Christenverfolgung vom wahren Glauben abgefallen sind. Sie laufen unter dem Begriff LAPSI. Die standhaft Gebliebenen, die für sich den Status der wahren Christen beanspruchten, wurden von Donatus Bischof von Karthago geführt. Zur Lösung des Konflikts wurden in Rom und in Arles zwei Synoden abgehalten. Der Streit konnte letztlich nicht beigelegt werden und zog sich über weitere einhundert Jahre hin. Vgl. Brown, Peter, Religion and Society in the Age of Saint Augustine, London 1972, S. 238; Girardet, Klaus Martin, Konstantin – Wegbereiter des Christentums als Weltreligion, in: AK Trier 2007, 238–240.
[5] Vgl. LdM, V, S. 1185.
Auszug aus der Diplomarbeit „Die Welt in Österreich – 58 Beispiele barocker Erdteilallegorien“ von Marion Romberg (Wien, 2008):
Das übergeordnete Thema der gesamten Stiftskirche ist Jesus Christus als Erlöser der Welt.[1] In einem Dreischritt offenbart sich der Inhalt. Ausgehend von der Vorhalle sowie den Bogenfeldern der Seitenkapellen, in denen die Verheißung des Gottesreiches durch die Sybillen und Propheten aus dem Alten Testament und der Verkündigung an Maria dargestellt ist, über die Seitenkapellen und -emporen, in denen das Kommen des Gottesreiches durch Christus und seiner Kirche thematisiert ist, hin zur Decke, die die Vollendung des Gottesreiches durch die Aufnahme Mariae am Hochaltar sowie in der Verherrlichung seiner Heiligen – dem Namenspatron Hl. Thomas, Ordensgründer Hl. Augustinus, Stiftsgründer Markgraf Ottokar III. (†1164) – zeigt, entwickelt sich die Botschaft. Wichtig bei der Deutung des Programms ist die Identifizierung des Bezugssystems der einzelnen Ausstattungselemente untereinander. So kündigen etwa die Propheten an den Bogenfeldern der Langhauswände im Erdgeschoss das in den Kapellenfresken dargestellte Ereignis an. Als Bindeglied zwischen den Kapellen fungiert ein Relief an der Säule, das wiederum mit dem Ölbild in Verbindung steht. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen. Die Propheten oberhalb der zweiten Kapelle an der Nordseite überbringen die Botschaft Von Saba werden sie kommen und Gold und Weihrauch opfern (Jes 60, 6). Das Fresko in der Kapelle zeigt die Anbetung der Heiligen Drei Könige. Das Relief enthält Josephs Aufforderung zur Flucht nach Ägypten und das Ölbild die Flucht selber.
Auch die Erdteilallegorien sind Teil eines größeren Bezugssystems. Im Programm stehen sie einerseits in einer Beziehung zur Botschaft der Seitenemporen Kommen des Gottesreiches durch die Kirche im ersten Obergeschoss, andererseits sind sie Zeugen der Vollendung des Gottesreiches. Der weltumspannende Anspruch der übergeordneten Botschaft ist erst durch die Anwesenheit der vier Erdteile in den vier Ecken des Langhauses transportierbar. Als Kürzel für die gesamte Bevölkerung eines Kontinents repräsentieren die Erdteilallegorien in ihrer Vierzahl die gesamte Menschheit auf Erden.
Europa
Der Schlüssel zur Rolle der Erdteile innerhalb des Vorauer Programms ist die Personifikation Europas. Sie ist in kniender Haltung dargestellt. Während sie ihre rechte Hand auf ihr Herz gelegt hat, hebt sie ihre Linke sowie ihren Blick in Richtung des Ordensgründers. Die römische Tracht und ihre Frisur erinnern an die Imperatorenköpfe aus dem 1. und 4. Jahrhundert n. Chr.[2] In den kurzen, lockigen Haaren, dem massiven Hals, der kantigen Gesichtsform, der geraden Nase und dem starren Blick finden sich gewisse Parallelen zu diesen. Unter Berücksichtigung des christlichen Deutungskontextes sowie der Positionierung Europas innerhalb des Ausstattungsprogramms am Beginn des Kommen des Gottesreiches vermute ich darin einen Hinweis auf den Wegbereiter des Christentums im Abendland: Konstantin den Großen (~272–337). Hieraus ergibt sich eine doppelte Belegung der männlichen Gestalt: erstens als allegorische Personifikation Europas und zweitens gleichsam als Porträt des ersten christlichen Kaisers. […] Konstantin der Große übte zur Zeit der Ausmalung der Stiftskirche von Vorau noch eine große Strahlkraft aus und wurde in zweierlei Hinsicht als Verteidiger des wahren Glaubens nach innen und nach außen herangezogen. In Vorau ist weniger der Sieg der Bezugspunkt als die Vision im Vorfeld der Schlacht. Die kniende Haltung, der deutende Gestus und der himmelnde Blick der Europapersonifikation vermitteln einen Eindruck tiefster Erregung, wie sie typisch sind für Visionsdarstellungen. Der zu Gott erhobene Blick, die gen Himmel weisende linke Hand sowie die auf das Herz deutende rechte Hand drücken seine „Liebe zu Gott“ aus. In Vorau wird durch den Bezug zu Konstantin auf dessen zentrales Bekehrungsereignis im Leben des Kaisers angespielt: die Kreuzesvision. In seiner Auseinandersetzung mit seinem Schwager und Widersacher, dem Pontifex Maxentius (†312), hatte Konstantin am Vorabend der Schlacht im Oktober 312 eine Vision, in der Gott zu ihm sprach: In hoc signo vinces! Der darauffolgende Sieg an der Milvischen Brücke läutete die sogenannte Konstantinische Wende ein, das heißt die persönliche Bekehrung des Kaisers zum Christentum.
Neben dem Vertretungsanspruch der gesamten christlichen Bevölkerung Europas bringt die Repräsentation des Erdteils durch Konstantin noch eine weitere Interpretationsebene mit ein, indem sie im Bezug zur Botschaft der Seitenemporen Das Kommen des Gottesreiches durch die Kirche steht. Innerhalb von drei Programmzyklen werden im Obergeschoss 30 Heilige und 12 Päpste zitiert. Der erste Programmzyklus befindet sich mit den Büsten der Päpste in den Stichkappen des Langhauses und der Vierung. Unterhalb dieser werden in den Bogenfeldern der Emporen innerhalb von Medaillons Szenen aus dem Leben verschiedener Heiliger dargestellt. Im Inneren der Emporen selber wird jeweils oberhalb der Verbindungsgänge zwischen den Emporen eine Büste eines Heiligen von einem Vertreter des jeweiligen Landes [=weitere Personifikationen der Erdteile] präsentiert, in dem der Heilige gewirkt haben soll. […] Europa ist Ausgangspunkt für die nördlichen Stichkappen, Bogenfelder sowie Emporen, Afrika für die südlichen. Die Identifizierungen orientieren sich mit einer Ergänzung [Papst Silvester I[3]] an der von Anton Allmer. […] Im Kommen des Gottesreiches durch die Kirche in den Emporen liegt der zentrale Aspekt der Festigung und Ausbreitung des Christentums in der Verteidigung desselbigen und der Missionierung. Etwa drei Viertel aller dargestellten Heiligen sind in der Mission tätig gewesen und/oder aufgrund ihrer Glaubensfestigkeit eines Märtyrertodes gestorben. Die weltweite Tätigkeit dieser „Glaubensritter“ wird durch die jochweise Aufteilung auf die vier Erdteile transportiert. […] Vor dem Hintergrund des Anspruches der Festigung des inneren und äußeren Glaubens und des West-Ost-Aufbaus erschließt sich somit auch die anfangs angesprochene ungewöhnliche Positionierung der Erdteile. Ausgehend vom Erdgeschoss verheißen die Sibyllen und Propheten das Kommen Christi und des Gottesreiches. Am Postament der Nordwand prophezeit die cimmerische Sibylle „Diesen werden die Völker anbeten“. Links daneben, oberhalb eines Scheintors sitzend, kündigt die persische und hellespontische Sibylle die im Deckenspiegel ebenfalls durch den Erzengel Gabriel verkündigte Geburt Christi an – „Gott wird von einer hebräischen Jungfrau zur Welt gebracht“. Davon ausgehend leiten die Worte „Das Wort ist Fleisch geworden“ am oberen Bildrand der Verkündigungsdarstellung über zur ersten nördlichen Seitenkapelle mit der Geburt Christi. Hier manifestiert sich von West nach Ost und dann auf der Südseite wieder zurück das Kommen des Gottesreiches in den zehn Seitenkapellen durch die Lebens- und Leidensstationen Christi, stets durch die Propheten in den Bogenfeldern angekündigt. Beendet wird die biografische Erzählung mit der Kreuzabnahme Christi in der südlichen Kapelle des 2. Jochs. Im Obergeschoss wird ganz im Sinne von Christus Leitspruch „Gehet hinaus in die Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen“ (MK 16, 15) auf das Wirken und Leben verschiedenster Heiliger und Päpste durch szenische oder porträthafte Darstellungen hingewiesen. Europa und Afrika in ihrer Verbindung zu Konstantin dem Großen und Augustinus markieren den Zeitpunkt, in dem das Christentum aus seinem Schattendasein einer religiösen Minderheit heraustritt, um zur Weltreligion zu werden. Zum Wegbereiter der in den darauffolgenden Jahrhunderten einsetzenden Missionierung beziehungsweise Festigung des Glaubens wird Konstantin, indem er im Toleranzedikt von Mailand 313 der Christenverfolgung ein Ende setzte und das Christentum offiziell anerkannte. 57 Jahre nach seinem Tod wurde 394 der christliche Glaube zur Staatsreligion erhoben. […]
Das Programm im Spiegelbild seiner Zeit
Diese Aussage bringt uns auch in die Gegenwart der Ausmalung der Vorauer Stiftskirche und eventuell zur Motivation dieses Ausstattungsprogramms. Kaum 20 Jahre zuvor errang die Christenheit einen überwältigenden Sieg vor den Toren Wiens. Dieser Sieg vervollkommnet den auf breiter Front stattgefundenen gegenreformatorischen Siegeszug. Die einzig wahre Religion hat auf der ganzen Breite gesiegt. Diese Korrelation wurde durchaus von den Zeitgenossen wahrgenommen, wie das Sprichwort „Der Türk’ ist der Lutherischen Glück“[4] verdeutlicht. Indem sich das Vorauer Ausstattungsprogramm Zitate des missionarischen, reformatorischen und politischen Kampfes für den Glauben aus frühchristlicher und frühmittelalterlicher Zeit bedient, bewirkt es beim frühneuzeitlichen Rezipienten, der eine kirchengeschichtlich krisengeschüttelte Zeit durchlebt hatte, einerseits die Rückbesinnung auf die Ursprünge und auch Erfolge des Christentums und andererseits die Verherrlichung des eigenen Kampfes. Die vier Erdteilallegorien als eine Formel für die Darstellung der ganzen Menschheit in einem religiösen Kontext werden zum Sinnbild der Ecclesia triumphans. So wie Konstantin der Große über die Ungläubigen siegte, so siegten die kaiserlichen Truppen in Allianz mit Polen, für deren Zustandekommen vor allem die diplomatische, finanzielle und ideelle Intervention von Seiten des Papstes verantwortlich war, über die Osmanen 1683 und erneut 1697 unter Führung von Prinz Eugen von Savoyen in der Schlacht bei Zenta. Das Wappen des katholischen Monarchen Leopold I. ist in der Mitte der Langhausdecke angebracht. Europa als Zentrum des Christentums ist Verteidigerin und Quell desselbigen.
Dieses neue Selbstbewusstsein veränderte auch die öffentliche Auseinandersetzung des Westens mit dem Islam. Einem nach innen und außen geschwächten Osmanischen Reich trat ein militärisch-politisch erstarktes Europa gegenüber.[5] Nach 1683 unterscheidet sich die Propaganda mittels Zeitung, Flugblättern, Einblattdrucken von jener davor. Der grausame Türke wurde durch den besiegten Türken ausgetauscht.[6] Langfristig wandelte sich im 18. Jahrhundert das Bild noch weiter zu einem positiven Orientbild. In der Regel hatte dieser Wandel für die Asiendarstellung innerhalb der vier Erdteilpersonifikationen keinerlei Auswirkung, da Asien stets positiv an zweiter Stelle nach Europa als ein materiell reiches Land angesehen wurde, das dem falschen Glauben anhängt.[7] Hiervon unterscheidet sich das vorliegende Bild Asiens im Vorauer Langhaus fundamental. Hier existieren keine Referenzen auf dessen Reichtum und dessen Bedeutung als Handelspartner. Hier dominiert das Bild eines besiegten Türken, der sich in sich selbst zurückgezogen hat und fast misstrauisch auf das Geschehen um ihn herum blickt. Anders als die anderen Erdteile, die durch Mimik und Gestik ihre unterschiedlich starke Frömmigkeit zeigen, zuckt Asien zurück und hält mit seiner rechten Hand seine Linke, als ob er sich die Hand verbrannt hätte. 1683 markiert den Zeitpunkt der beginnenden Zurückdrängung des osmanischen Reiches hinter die Grenzen Ungarns und Durchsetzung der landesfürstlichen Macht,[8] der „schrittweisen Ablösung der osmanischen Herrschaft in den Balkanländern“[9] sowie den Aufstieg Österreichs zur Großmacht. Wie bereits zuvor 1683 ist die 1684 zustande gekommene Heilige Liga vor allem dem diplomatischen und monetären Engagement von Papst Innozenz IX. (1611–1689) zu verdanken.[10] Der Papst träumte von „der Niederkämpfung des Osmanentums“[11] durch die Einigung aller christlichen Fürsten unter einem Banner. Innocenz IX. drängte nach dem Sieg 1683 darauf, die bonne chance zu nutzen und sofort weiter gegen die Osmanen vorzudringen.[12] Unter der ideologischen Vorgabe eines Kampfes für die Sache des Christentums wurde der Krieg gegen die Osmanen fortgesetzt und gipfelte 1699 unter anderem im Frieden von Kralowitz. So stellte Maximilian Grothaus in seiner Analyse des Türken-Feindbildes im 17. Jahrhundert fest, dass „erst nach dem Friedensvertrag von Kralowitz (1699) verschwand die Türkenfurcht. Der Vertrag machte endgültig offenkundig, daß „der Türck“ nicht mehr jener übermächtige, gefährliche Feind war.“[13] Dieses Selbstverständnis offenbart sich in der Vorauer Asiendarstellung.
Letztlich stand auch der Triumph über die Osmanen wie die Gegenreformation zuvor im Dienst der Sozialdisziplinierung der Untertanen. Gegen die Türken, die als Strafe Gottes für die sündige Christenheit empfunden worden sind, wurde nicht nur militärisch vorgegangen, sondern ebenfalls mit Gebeten und Bußübungen.[14] In der Bevölkerung wurden die Siege gegen die Osmanen als Befreiungsschlag wahrgenommen. Dies bezeugen Freudenfeste in Prag, Wien und ganz Europa nach dem Sieg am Kahlenberg 1683. Papst Innozenz IX. ließ, wie sein Vorgänger Papst Pius V. (1504/1566–1572), anlässlich des großartigen Sieges in der Schlacht von Lepanto 1571 Münzen mit der Inschrift „Dextera tua, Domine, percussit inimicum“ prägen.[15] Von nun beziehungweise von 1699 an wurde das Bild eines siegreichen absolutistischen Herrschers und des Triumphs der katholischen Kirche verstärkt propagiert, im Gegensatz zum Schüren der Türkenfurcht vor 1683,[16] wie etwa der Kupferstich von Melchior Haffner von 1685 zeigt. Leopold I. wird als Sieger über die Türken und Beherrscher der vier Erdteile, umgeben von den Kurfürsten, gezeigt (Abb. 53).
Das Programm in Beziehung zu Propst Leisl und zur Stiftsgeschichte
Ein bislang unberücksichtigt gebliebener Aspekt ist der Bezug des Ausstattungsprogramms zum Auftraggeber Propst Johann Philipp Leisl und zur Stiftsgeschichte. In die Stiftsgeschichte ging Propst Leisl als eine Persönlichkeit ein, die „wie ein zusammenfassender Auszug der Tugenden und des Wissens aller seiner Vorgänger, an Frömmigkeit ein lebendiges Heiligtum, an Gelehrsamkeit eine wandelnde Bibliothek“[17] war. So steht es unterhalb seines von Hackhofer gemalten Porträts. Pius Fank schreibt weiter über ihn: „Die größere Verherrlichung Gottes, die vollkommenere Heiligung seiner Mitbrüder, die wirksamere Förderung des Seelenheiles der Gläubigen waren die leitenden Gesichtspunkte seines glanzvollen Wirkens.“[18] Sein besonderes Augenmerk lag bei seinem Antritt 1691 auf die Wiederherstellung der klösterlichen Disziplin, die unter seinem Vorgänger Propst Georg Christoph Pratsch (AZ 1681–1691) etwas lax gehandhabt worden ist. Denn die Zeit der wirtschaftlichen, personellen und konfessionellen Krisen lag gar nicht so lange zurück. […] Das Stift befand sich Mitte des 16. Jahrhunderts in einem desolaten Zustand. Erst unter Propst Daniel Gundau (AZ 1615–1649), der als der zweite Gründer in die Stiftsgeschichte[19] einging, kam es trotz Kriegssteuern im Zuge des Dreißigjährigen Krieges zum wirtschaftlichen Aufschwung des Stiftes.[20] Zum eigentlichen Wiederaufblühen des katholischen Glaubens kam es unter Gundaus Nachfolger Propst Matthias Singer (AZ 1649–1662). Dieser sorgte sich besonders um die Seelsorge im Kloster sowie in der Umgebung.[21] Zur Demonstration der erfolgreichen Gegenreformation sowie innerklösterlichen Reform initiierte er den Neubau der Stiftskirche. Die Weihe dieser vollzog sich unter seinem Nachfolger Propst Johann Michael Toll (AZ 1662–1681). Er setzte die Arbeit Singers fort und förderte insbesondere das Bruderschaftswesen.[22] Wie sehr die seelsorgliche Tätigkeit der Chorherren von Erfolg gesegnet war, dokumentiert ein Ablassansuchen von Propst Leisl an den Bischof von Seckau. So sollen sich an drei Festen (Mariä Empfängnis und Himmelfahrt, Hl. Augustinus) in Vorau über 12.000 Menschen mit über 2.000 Kommunikanten zusammengefunden haben.[23] Folglich bedurfte es eines gebührenden Raumes um dies zu feiern. Das Vorauer Ausstattungsprogramm diente somit im Zusammenhang mit der inneren und äußeren Reform sowie Seelsorge dazu innerhalb der klösterlichen Gemeinschaft „das Bewusstsein für den Orden zu stärken und eine in Mitleidenschaft gezogene, geistige Moral im Stift“[24] und Umgebung zu stärken. Die Kunst der Gegenreformation war zentrales Mittel der Propaganda, die vor allem im Dienst der Festigung des konfessionellen Bewusstseins stand. Ihr prunkvoller Umfang sollte einen lebendigen, einladenden Katholizismus schaffen. In Vorau wird dem Besucher bei jedem seiner Besuche auf ein Neues der Leidensweg Christi sowie seiner frühchristlichen Anhänger verdeutlicht, und er wird somit selber in die Pflicht genommen, seinen eigenen christlichen Lebensweg auf den Prüfstand zu stellen.
Letztlich aber ist die Architektur Ausdruck des triumphalen Sieges des wahren Glaubens über die neuen als auch die alten Türken, dessen Widerhall im gewählten übergeordneten Thema Jesus Christus als Erlöser der Welt ertönt. Die Ausstattung der Stiftskirche um 1700 steht am Ende eines krisengeschüttelten und am Anfang eines neuen triumphalen Jahrhunderts. Die Vorauer Chorherren konnten, wie der obige Bericht des Propstes zeigt, auf eine erfolgreiche Erneuerung des Pfarrlebens[25] zurückblicken. 1664, 1683 und 1697 wurden dem „Erzfeind der Christenheit“ drei niederschmetternde Niederlagen zugefügt. Im Frieden von Karlowitz 1699 diktierten erstmals die christlichen Herrscher die Bedingungen für den Frieden. Für die Gegend um Vorau und somit für die Bevölkerung bedeutete dies das endgültige Ende der Türkengefahr. Zuvor mussten sie sich immer wieder gegen einfallende ungarische oder osmanische Truppenverbände zur Wehr setzen. 1664 kam die osmanische Gefahr bis acht Meilen an Vorau heran. Erst der Sieg Montecuccolis bei Mogersdorf/St. Gotthard gewährte ihnen Einhalt.[26] 1683 drangen die mit den Türken verbündeten ungarischen Rebellen bis zu einer halben Stunde, etwa bis zum Kringswald östlich von Vorau vor. Erst die gemeinsame Gegenwehr von Bürgern, Bauern und Soldaten konnte deren Vormarsch stoppen.[27]
So wie eben Konstantin der Große über die Ungläubigen 312 gesiegt hat und das Fundament für den Siegeszug des Christentums legte, so errangen auch jetzt die christlichen Herrscher unter Führung des Papstes und der Habsburger als „Verteidiger der Christenheit“ große Siege. Das rot-weiß-rote Wappen in der Mitte der Langhausdecke, in dessen Mitte ein großes „L“ steht und das durch die Rudolfskrone bekrönt ist, steht in der Achse der Vollendung des Gottesreiches sowohl für den gegenwärtigen Landesfürsten Kaiser Leopold I. als auch für die vergangene lange Herrschaft der Habsburger und Babenberger, die bis zum Vater von Stiftsgründer Markgraf Ottokar III. dem Hl. Leopold III. (†1129) zurückreicht. Die Rudolfskrone selbst huldigt in ihrer Ikonografie dem Kaiser als Sieger über die Türken.
Die Stiftskirche von Vorau und deren Ausstattung Jesus Christus als Erlöser der Welt (symbolisiert durch die vier Erdteilallegorien) ist eine öffentliche Demonstration des Triumphes des wahren Glaubens, eine Hommage an die Rolle des Kaisers sowie Ausdruck des eigenen Überlebens und erfolgreichen Wirkens.
[1] Vgl. Fank 1959, S. 165; Allmer 1987, S. 52.
[2] Wie beispielsweise der Kolossalkopf Konstantins im Museo Capitolini in Rom. Seit dem Auffinden des Kolossalkopfes 1486 wurden die Fundstücke (Kopf, Hand, Fuß, Arm-, Beinfragmente) in Zeichnungen wie der von Marten van Heemskercks (1498–1574) sowie durch Stiche wie denen von Francisco d’Holanda (1517–1585) und Girolamo Franzini kopiert. 1672 wurde der Kolossalkopf in einem neuen Arrangement an der linken Wand des Innenhofes des Konservatorenpalastes auf dem Kapitol aufgestellt. Um 1700 galt die Kolossalstatue wie die 1672 angefügte Inschrift Domitianus Caesar Augustus – am oberen Rand des Marmorsockels besagt – als ein Porträt Kaiser Augustus (63 v. Chr.–14 n. Chr.), der besonders für seine Friedensherrschaft berühmt wurde. Dass die Vorauer Künstler und/oder der Auftraggeber diesen Kopf kannten, kann zwar aufgrund der schlechten biografischen Quellenlage nicht mit Sicherheit gesagt werden, ist aber im Bereich des Möglichen. Im Zuge seiner stilistischen Untersuchung der Vorauer Wandmalerei kam 1971 Günter Brucher zum Schluss, dass „die Künstler, und hier vor allem Grafenstein, ihre Erfahrungen südlich des Alpenhauptkammes gewonnen haben […genauer gesagt] im oberitalienischen Raum“ (Brucher 1971, S. 74f.). Ob die Reise bis nach Rom gegangen ist, bleibt im Dunkeln, ist aber durchaus vorstellbar. Vgl. Presicce, Claudio Parisi, Konstantin als Iuppiter. Die Kolossalstatue des Kaisers aus der Basilika an der Via Sacra, in: AK Trier 2007, S. 117–131.
[3] Zur Argumentation siehe ausführlich Romberg 2008, dies. 2010.
[4] Zitiert nach: Winkelbauer 2003, I, S. 425.
[5] Vgl. Vocelka, Karl, Das Türkenbild des christlichen Abendlandes in der frühen Neuzeit, in: Zöllner, Erich/Gutkas, Karl, Österreich und die Osmanen – Prinz Eugen und seine Zeit, (= Schriften des Instituts für Österreichkunde, 51/52), Wien 1988, S. 21.
[6] Vgl. ausführlich zu dieser Thematik die Dissertation von Maximilian Grothaus Der „Erbfeindt christlichen Namens“. Studien zum Türken-Feindbild in der Kultur der Habsburgermonarchie zwischen 16. und 18. Jahrhundert, 2 Bde, Diss., Graz 1986. Für Beispiele siehe den Abbildungsteil Abb. 71–77, 90–93, 134.
[7] Vgl. hierzu die Erdteilallegorien in der Feste Riegersburg, Schloss Eggenberg; Eisenerz, Mariazell, Schloss Petronell und Palais Leeb.
[8] Wichtige Stationen waren hierbei 1686 Rückeroberung Ofens, 1687 Sieg gegen die Osmanen bei Nagyharsány (zweite Schlacht bei Mohács). Daraufhin folgten auf dem Reichstag in Preßburg die Anerkennung der Erblichkeit der ungarischen Krone sowie der Verzicht auf das seit 1222 existierende Widerstandsrecht und Widerspruchsrecht. Dies machte den Weg zur Durchsetzung der monarchisch-absolutistischen Macht des Landesfürsten frei. Vgl. Winkelbauer 2003, I, S. 167f.
[9] Hösch, Edgar, Geschichte der Balkanländer von der Frühzeit bis zur Gegenwart, 3. erw. Aufl., München 1995, S. 110.
[10] In die Kirchengeschichte ging er als der „Verteidiger des Abendlandes“ ein. vgl. BBKL Innozenz IX.
[11] Thein, Rudolf, Papst Innocenz XI. und die Türkengefahr im Jahr 1683, Diss., Breslau 1912, S. 5.
[12] Vgl. Thein 1912, S. 111–122.
[13] Grothaus 1986, S. 132.
[14] In einer 1602 gedruckten Flugschrift Newe Zeytung, vnd Trawelied anlässlich des Verlustes der Festung Stuhlweißenburg (Székesfehérvár) am 29. August desselben Jahres an die Türken heißt es: „Der Gebot Gottes man bricht acht / sein Nam gelästert wirdt mit macht / von Frawe vnd von Mann. Jedermann bey dem schwert vnd flucht / on allen scheuch / gottloß verrucht. Geitz / Wucher vnd Bettriegerey / vnzüchtig wesen / Rauberey / die Hoffrart vnd der Pracht, Das Fressen Sauffen / füllery / bey jederman sich findt ohn schew. / Weil dann kein Buß vorhanden ist / so strafft auch Gott zu dieser frist / mit mancher schewren Plag. Deßwegen kompt der Türgg herauß / der thut Tyrannisch halten Hauß.“ (Zitiert nach Vocelka 1988, S. 28f.). Die Festung Stuhlweißenburg war von 1543 bis 1688 mit einer Unterbrechung im Jahr 1601 eine der von Türken besetzten Grenzfestungen. Vgl. auch Vocelka 2001, S. 124.
[15] Thein 1912, S. 107.
[16] Vgl. auch Grothaus 1986, S. 135–161.
[17] „Virtutum et doctrinae omnium antecessorum suorum compendium, a pietate templum vivum, a doctrina viva biliotheca.“ zitiert und übersetzt nach Fank 1959, S. 155.
[18] Fank 1959, S. 155.
[19] Vgl. Fank 1959, S. 131.
[20] Vgl. ebenda, S. 118f.
[21] Vgl. ebenda, S. 135f.
[22] Gründungen: 1675 in Vorau Skapulier-Bruderschaft, 1678 in Dechantskirchen Barbara-Bruderschaft, 1668 in Friedberg die Rosenkranz-Bruderschaft, 1677 in St. Jakob im Wald die Sebastini-Bruderschaft, 1674 in St. Lorenz am Wald die Mariä-Verkündigungs-Bruderschaft; 1676 in Waldbach die Floriani-Bruderschaft. Vgl. ebenda, S. 142.
[23] Vgl. ebenda, S. 169f.
[24] Gabis 2001, S. 27.
[25] Unter Propst Leisl wurden folgende Bruderschaften gegründet: 1692 in Wenigzell die Bruderschaft des heiligen Patritius, in Vorau 1702 die Bruderschaft des Heiligen Kreuzes sowie 1707 die Rosenkranz-Bruderschaft. Vgl. Fank 1959, S. 142.
[26] Vgl. Fank 1959, S. 143.
[27] Vgl. ebenda, S. 150.
- Generalthema: Jesus Christus als Erlöser der Welt
- Thema in Vorhalle und Bogenfelder der Seitenkapellen: Verheißung des Gottesreiches
- Thema in Seitenkapellen und Seitenemporen: Kommen des Gottesreiches
- Thema Deckenfresken: Vollendung des Gottesreiches
Von West nach Ost:
- Vorhalle:
- Deckenfresko: Verkündigung
- seitlich: Verheißung des Gottesreiches durch Sybillen
- Empore: Gottvater, Verherrlichung des Markgrafen Ottokar III.
- Langhaus: Deckenfresken
- Apotheose des heiligen Augustinus
- Wappen Leopolds I.
- Apotheose des heiligen Thomas
- Langhaus: Ecken
- Nordwesten: Europa
- Südwesten: Afrika
- Nordosten: Amerika
- Südosten: Asien
- Stichkappen Langhaus und Vierung (Norden): Päpste: Alexander II., Silvester I., Leo II., Zacharias I.(?), Benedikt II., Sergius I.
- Stichkappen Langhaus und Vierung (Süden): Päpste: Alexander III., Leo IX., Formosus, Paulus I., Felix II., Gregor II.
- Seitenkapellen (Norden): Anbetung der Heiligen Drei Könige. Epiphanie, Darbringung im Tempel, Jesus bei den Schriftgelehrten, Abschied von Maria
- Seitenkapellen (Süden): Kreuzabnahme, Kreuztragung, Dornenbekrönung, Geißelung, Jesus am Ölberg
- Bogenfelder über Seitenkapellen und Vierung (Norden):
- Heilige: Simon von Jerusalem (verdeckt), Ignatius von Antiochien, Eucharius von Trier, Bonifatius, Petrus I. von Alexandrien, Paulos I. von Konstantinopel
- Propheten
- Bogenfelder über Seitenkapellen und Vierung (Süden):
- Heilige: Albert von Jerusalem, Evodius von Antiochien, Rupert von Salzburg, Maternus von Köln, Alexander von Alexandrien, Johannes Chrysostomus
- Propheten
- Seitenemporen (Norden):
- Vorraum: Johannes Nepomuk
- Stephanus ab Angelis – Johannes vom Kreuz, begleitet von Personifikationen Amerikas
- Ulrich – Ludger, begleitet von Personifikationen Europas
- Athanasius – Gregor, begleitet von Personifikationen Asiens
- Laetus – Cyprian, begleitet von Personifikationen Afrikas
- Seitenemporen (Süden):
- Vorraum: Johannes Osterwijk
- Stephanus a Carneiro – Franciscus de Fouerat, begleitet von Personifikationen Amerikas
- Anno – Amandus, begleitet von Personifikationen Europas
- Polyacarpus – Babylas, begleitet von Personifikationen Asiens
- Mansuetus – Papiniamus, begleitet von Personifikationen Afrikas
- Vierung: Maria, umgeben von den vier Evangelisten
- Chor: Himmelsglorie
Das Innere der Kirche wurde in Vorbereitung des 850-Jahr-Jubiläums 2013 zum letzten Mal umfassend restauriert.
Auszug aus der Diplomarbeit „Die Welt in Österreich – 58 Beispiele barocker Erdteilallegorien“ von Marion Romberg (Wien, 2008):
Vierzig Jahre nach Abschluss der Bauarbeiten an der Stiftskirche wurde um 1700 in der Amtszeit des Propstes Johann Philipp Leisl (AZ 1691–1717) mit der Ausmalung des Innenraumes der Vorauer Stiftskirche die erste autonome Deckenmalerei in der Steiermark vorangetrieben.[1] Die verantwortlichen Künstler für die Ausstattung waren die beiden Wiener Maler Karl Johannes Ritsch (aktiv 1696–1706) und Josef Grafenstein (aktiv 1697–1728) sowie Johannes Kaspar Waginger. Für die Konzeption des sehr komplexen Ausstattungsprogramms der Kirche soll, so wird vermutet, der Propst selber mithilfe des damaligen Dechanten und Novizenmeisters Dr. Eusebius Kendlmair verantwortlich zeichnen.[2] Ersterer galt vor allem in seiner Rolle als Kunstmäzen laut Pius Fank als „die glanzvollste Gestalt unter den Vorauer Stiftspröpsten“.[3]
[1] Vgl. Brucher 1971, 70.
[2] Vgl. Allmer 1987, 50.
[3] Fank 1925, 78.
Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016