Asch (Landsberg am Lech), St. Johannes Baptist Zitieren
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In einer nach oben offenen zentralen Scheinarchitektur hat sich in den fünf fensterartigen Durchblicken eine große Gruppe von Menschen versammelt. Alle haben ihren Blick zu der himmlischen Erscheinung erhoben. Maria als Unbefleckte dargestellt, steht auf einer Weltkugel, die von einem Engel und zwei Putti getragen wird. Rechts und links von ihr tragen andere Putti eine Platte voller brennender Herzen und einen Korb voller Blumen. Hinterfangen von Wolken, wird sie von ihrem erwachsenen Sohn begrüßt, der oben links von Engeln umgeben schwebt. Hinter ihm hält ein Engel ein Kreuz als Verweis auf seinen Opfertod. Die Huldigung der Erdteile gilt der von der Erbsünde makellosen, über alles triumphierenden Maria. In den drei mittleren Öffnungen der Scheinarchitektur befinden sich die weltlichen und geistlichen Vertreter Europas, in der rechten Öffnung Asia, und in der linken teilen sich Amerika und Afrika den Platz.
Diese mehrfigurige Komposition der Erdteile ist einzigartig auf dem Gebiet Süddeutschlands. Sucht man nach vergleichbaren Gruppendarstellungen hinter Brüstungen, dann muss man den Blick nach Schlesien richten. In der Jesuitenkirche zu Breslau (heute: Wrocław) malte Johann Michael Rottmayr, der österreichische Pionier eines autonomen Deckengemäldes, 1703 die Verherrlichung des Namens Jesu durch die vier Erdteile. Statt der gesamten rechteckigen Langhausdecke, die Rottmayr zur Verfügung gestanden hatte, hatte der Künstler in Asch ein ovales Bildfeld zu füllen.
Für weiterführende Informationen siehe rechte Seitenleiste die Glossarbegriffe.
Von West nach Ost:
ORGELEMPORE
heilige Cecilia
LANGHAUS
- nördliche Seitenbilder:
- Johannes predigt den Pharisäern
- Johannes als Knabe in der Wüste, von einem Engel verpflegt
- Zacharias erfährt den Namen des Johannes
- Mittelbilder
- Vermählung Mariens mit dem Heiligen Geist – Inschriftenkartusche: PER MARIAM AD JESUM
- Verherrlichung der Maria Immaculata durch die vier Erdteile – Inschrift: EX HOC BEATAM ME DICENT - OMNES GENERATIONES LUCA IV 48 (Luc 1, 48)
- Vision des Johannes auf Patmos
- südliche Seitenbilder:
- Enthauptung des Johannes
- Verhaftung des Johannes
- Taufe Christi
CHORBOGEN
Inschrift am Chorbogen: ECCE AGNUS DEI/ECCE QUI TOLLIT /PECCATA MUNDI (Jo 1, 29, neu)
CHOR
- Mittelbilder:
- heiliger Gregor
- Verherrlichung des apokalyptischen Lammes durch eine Versammlung von Heiligen; Inschrift: VIRGINES SUNT ET SEQUNTUR /AGNUM QUOQUNQUE IERIT apoca (Apoc 14,4)
- heiliger Augustinus
1848 wurden alle Fresken bis auf das oberhalb der Orgel von A. Osterried, einem Schüler des Münchner Historienmalers Johann von Schraudolph, übermalt. Während das Restauratorenteam Kolmsperger und Haugg die Fresken 1912 lediglich gesäubert hatte, wurde die Originalmalsubstanz erst wieder 1961 von H. Pfohmann und der Firma Lang freigelegt. Das Langhausfresko mit den vier Erdteilen weist zwar starke Übermalungen auf und ist in seiner „Gesamtwirkung sehr flau und unklar“, ist aber im Vergleich zum Chorfresko, das am stärksten beschädigt ist, weniger beschädigt.[1]
[1] Vgl. CdbM 1/1976, 22.
Für die Immaculata verwendete Haffe als Vorlage einen undatierten Stich von Johann Georg Bergmüller. Aufgrund seiner Restaurierungsgeschichte kann heute nicht mehr endgültig festgestellt werden, wie umfassend die Übernahmen waren; gleichwohl sind die Gemeinsamkeiten (Haltung, Kleidung, Attribute) nicht von der Hand zu weisen.
Für eine Abbildung siehe Epple, Alois, Johann Heel malte auch nach Stichen von Johann Georg Bergmüller, in: Alt-Fuessen, 2003, Abb. 41.
Auszug aus der Dissertation von Marion Romberg „Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert“ (475 Anm. 1626; vgl. auch S. 254f.):
Laut Corpus der barocken Deckenmalerei von 1976 sowie Dehio Oberbayern 2006 kann der Künstler aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes nicht benannt werden.[1] Eine auf stilistische Argumente aufbauende Zuschreibung ist zwar zu Recht problematisch. Allerdings lässt eine bislang kaum bekannte biografische Verbindung des auftraggebenden Pfarrherrn Johann Georg Einßlin (reg. 1707–1741) zum Dillinger Maler Haffe dessen Autorenschaft möglich erscheinen. Enßlin war der Schwager Haffes und vermählte seine Nichte Regina Elisabeth Haffe mit Matthias Wolcker, Maler und Haffes Nachfolger in Dillingen, am 26. November 1731 in der Pfarrkirche zu Asch.
Ferner lassen ein Blick in das Œuvre Haffes, der in den 1720er-Jahren die Spitalskirche in Gundelfingen (1724/25) und die Laupheimer Pfarrkirche St. Peter und Paul ausgemalt hatte, Übereinstimmungen in Farbigkeit, Komposition sowie in der Körper- und Gesichtsmodulation erahnen, was wiederum aufgrund des übermalten Zustandes mit Vorsicht zu verstehen ist. Als Vorlage für die Maria Immaculata im Erdteilfresko des Langhauses diente ein Stich von Johann Georg Bergmüller, den Haffe unter Umständen über seine Verbindung zu den Gebrüdern Wolcker gekannt haben könnte. Johann Georg Wolcker, der Ältere der beiden, war nachweislich seit 1720 als „Scholar“ in der Werkstatt von Bergmüller tätig. Das Bildprogramm in der Pfarrkirche St. Michael in Bertoldshofen, das 1733 entstanden ist und oftmals für ein Gemeinschaftswerk von Haffe und seinem Schwiegersohn gehalten wurde, muss als alleiniges Werk Matthias Wolckers angesehen werden, da Haffes bereits am 20. März 1732 verstarb.[2]
[1] Vgl. CdbM 1/1976, 22; Dehio Oberbayern 2006, 60.
[2] Vgl. Schoettl 1967, 58 Anm. 5.
Komplettes Verzeichnis der in der Dissertation verwendeten Literatur findet sich in der Datenbank unter Bibliografie > Dissertation.
Zuletzt aktualisiert am: 25.03.2016