Mannheim (Mannheim), SS. Ignatius und Franz Xaver Zitieren
Von dem ursprünglichen Ausstattungsprogramm der Mannheimer Jesuitenkirche St. Ignatius und St. Franz Xaver hat sich nur ein kleiner Teil erhalten. Sowohl das Kuppelgemälde mit der Vita des Ordensgründers Ignatius von Loyola als auch das Langhausfresko mit dem Leben und Wirken des Jesuitenmissionars Franz Xaver von Egid Quirin Asam sind durch die Bombardierung im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Allein die Erdteilallegorien von Philipp Hieronymus Brinckmann in den Zwickeln sind heute noch zu sehen. Sie bezogen sich in ihrer Aussage ursprünglich auf die Kuppelfresken, weshalb deren Inhalt – obgleich zerstört – im Rahmen der Untersuchung kurz wiedergegeben wird.
Heute werden Langhaus und Kuppel nur von Stuck und grün marmorierten Flächen gegliedert. In der Laterne der Kuppel ist das Auge Gottes, umschlossen von einem mit Strahlenkranz umgebenen Dreieck, angebracht. Ursprünglich war im Zentrum der Kuppel Gottvater im Strahlenkranz dargestellt. Radial um ihn herum waren in acht Feldern Szenen aus dem Leben und Wunder des heiligen Ignatius von Loyola dargestellt: Heilung durch Petrus, Schwertniederlegung, Priesterweihe, Teufelsaustreibung, Tod und Verklärung, Kanzelpredigt, Ordensbestätigung und Kleidertausch.[1] Unterhalb des Tambours wurden in den Pendentifs die Personifikationen der Erdteile angebracht. Auf der westlichen Seite, zum Chor hin: Europa und Asien, nach Osten, zum Langhaus hin: Afrika und Amerika. Eingefasst in gemalten weißen Stuckrahmen mit Goldrand öffnen die Fresken jeweils einen Blick in eine nicht genau zu bestimmende Landschaft.
So präsentiert sich Europa dem Betrachter als junge blonde Frau in kostbaren Gewändern, mit einer Krone auf dem Kopf und einem Zepter in der rechten Hand. Links im Hintergrund ist ein Rundbau mit einem von Strahlen umgebenen Kreuz zu sehen, der die christliche Kirche darstellt. Davor steht ein weißes Pferd, das wie der behelmte Putto mit einer Fahne in der Hand zu Europas Rechten, auf die Kriegskunst und die militärische Vorherrschaft Europas verweist. Deutlich wird dies an der Kanone, die zu den Füßen des Putto zu erkennen ist. Gleich links neben der Kanone schüttet ein zweiter Putto ein Füllhorn mit Früchten und wissenschaftlichen Gegenständen wie Globus, Zirkel und Büchern aus. Diese sind Zeugen des Reichtums und der Gelehrsamkeit Europas. Ihr Pendant, die schönen Künste wie die Malerei und die Bildhauerei, sind in Form der monochrom gehaltenen rötlichen Statue hinter dem kriegerischen Putto in der rechten Bildhälfte präsent.[2]
Neben Europa ist im nordwestlichen Zwickel die Personifikation Asia zu sehen. Sie sitzt ebenso wie Europa um einige Stufen erhöht und ist als Frau in einem hellen Kleid und einem perlenbesetzten Mantel darüber dargestellt. Auf dem Kopf trägt sie einen rot-weißen Spitzturban, in ihrer Linken hält sie ein Zepter, während sie mit ihrer Rechten in eine reich gefüllte Truhe greift, die ihr ein Diener darbietet und aus der Perlenschnüre und Schmuck herabhängen. Hinter dem Diener ist ein Kamel zu sehen, während sich hinter Asia eine Pyramide erhebt. Davor beobachtet ein dunkelhäutiger und bärtiger Mann mit einem goldenen Stern auf der Stirn das Treiben. Er trägt ebenfalls Turban und Spitzhut, allerdings ragt aus seinem Hut ein Stockaufsatz heraus, der von einem Halbmond bekrönt und einer Quaste verziert wird. Zu Asias Füßen knien bzw. sitzen zwei Putti, von denen der hintere einen exotischen Hut in der Hand hat und der vordere eine Schale mit Weihrauch emporhält.[3]
Neben Asia, in östlicher Richtung zum Langhaus, befindet sich die Darstellung Afrikas, die hier von einer schwarzen halbnackten Frau personifiziert wird. Ein gelbrotes Tuch bedeckt ihren Körper, wobei ihr Oberkörper von ihrer nach vorn gestreckten Rechten und der gegenläufig, den Sonnenschirm haltenden Linken verdeckt wird. Ihren Blick hat Afrika zurück, über ihre rechte Schulter gewandt. Dort hält im Hintergrund ein kleiner Putto einen Skorpion in die Höhe. Auf diesen scheint auch der Putto rechts von Afrika zu blicken, während er den hinter sich befindlichen wilden Tieren, einem aufbäumenden Löwen und einem Elefanten, keine Aufmerksamkeit schenkt. Völlig unbeachtet bleibt dabei der Putto zu Afrikas Füßen, der in seiner Rechten eine Schlange und in seiner Linken ein Füllhorn mit Ähren hält, das auf Afrika als Kornkammer des Römischen Reiches verweist.[4]
Der letzte und jüngste Erdteil ist Amerika, der hier nicht als Frau, sondern als Mann dargestellt ist. Bedeckt von einem gelb-roten Tuch und weißen Federn hat sich Ameria zurückgelehnt. Auf dem Kopf trägt er ebenfalls eine weiße Federkrone, während er mit seiner Rechten den Bogen hält. Die dazugehörigen Pfeile befinden sich im Köcher auf seinem Rücken. Ihm gegenüber sitz ein dunkelhäutiger Putto, mit einer bunten Federkrone und einem Bogen in der Hand, auf großen Steinen, die an Maya-Tempel erinnern. Links von ihm hat sich ein exotischer Vogel mit halb ausgebreiteten Flügeln auf einem Ast niedergelassen. Exotisch mutet auch die Palme an, die in der rechten Bildhälfte im Hintergrund zu sehen ist. Eine weitere Pflanze hält der Putto am rechten Bildrand dem Betrachter entgegen. Zugleich versucht ein blonder, fast erwachsen aussehender Putto den roten Umhang Amerikas zusammenzuraffen, während er seinen Blick nach unten richtet. Dort blickt ihm ein Krokodil mit geöffnetem Maul und drohendem Blick entgegen, dessen Vorderbeine auf einem leblosen nackten Körper ruhen, was auf den Kannibalismus und das Barbarentum des noch jungen Kontinents verweisen soll.[5]
Die Darstellung der Erdteile muss im Kontext der zerstörten Kuppelfresken, die ursprünglich über ihnen angebracht waren, gelesen werden. Diese hatten ihren Kulminationspunkt in Gottvater, von dem Strahlen in alle Richtungen ausgingen und die den Ordensgründer Ignatius von Loyola trafen. Dessen Leben und Wirken war in den acht radial angeordneten Feldern dargestellt. Ignatius nahm dabei die Funktion des Mittlers zwischen Gottvater und den unter ihm angebrachten Erdteilen ein, wodurch die Erdteile nach Zeidler aufgrund ihrer Position „als das Missionsfeld des Jesuitenordens“ zu verstehen sind.[6] Zugleich kommt in ihnen nicht nur die weltweite Missionierung durch die Societas Jesu zum Ausdruck, sondern nach Zeidler verdeutlichen sie in der Subordination der Erdteilallegorien unter Ignatius auch die „jesuitische[…] Wunschvorstellung von einer katholisch-christlichen Weltherrschaft“.[7]
Im Zusammenhang mit der gesamten Innenausstattung sind die Erdteile somit Zeugen eines göttlichen Heilplans, der sich laut Zeidler in der ursprünglichen Bemalung sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Achse ablesen ließ. Die Deckenfresken illustrierten dabei beispielhaft, „wie man sich die Verwirklichung des allgemeinen (katholischen) kirchlichen Heilsgeschehens durch Gott über die Jesuiten vorzustellen habe“.[8]
Zum Zeitpunkt der Ausmalung der Deckengemälde in der Mitte des 18. Jahrhunderts missionierte die Societas Jesu auf der ganzen Welt. Diese erfolgreiche Weltmission rechtfertigt nach Gerich auch „die Tatsache, daß man in jener Zeit von Freundesseite am besten die Brauchbarkeit des Jesuitenordens zu beweisen glaubte, wenn man ihre emsige Tätigkeit in den ,vier Erdteilenʻ in den Vordergrund zu rücken suchte“.[9] Dies kommt nach Friedrich Walter auch in der Fundationsurkunde der Mannheimer Jesuitenkirche zum Ausdruck. So sieht es der Kurfürst „Karl Philipp als seine Überzeugung an, daß die Sozietät Jesu, deren unermüdliche Arbeit für die Ausbreitung, Erhaltung und Wiederherstellung der katholischen Religion in allen Weltteilen ,nach dem Bekenntnis aller ehr- und wahrheitsliebenden Menschen, ja ihrer eigenen Feinde gar vieles zu danken habeʻ, für dieses Werk am berufensten zu sei“.[10]
Dank ihres erfolgreichen apostolischen Wirkens in der Welt konnte den Besuchern deshalb auch die Apotheose der Ordensheiligen – Franz Xaver im Langhaus und Ignatius im Kuppelfresko – vor Augen geführt werden. Denn in dem zerstörten Kuppelgemälde fuhr „der Kirchenpatron – in Pontifikalgewändern – in den Himmel, die Arme weit ausgebreitet zu Gottvater, der aus der Höhe ihm entgegen schwebt[e]; zu seinen Füßen [saß] ein Engel mit einem geöffneten Buch, in dem die Worte lesbar [waren]: ,OMNIA AD MAIOR(EM) DEI GLORIAMʻ“.[11] Mit dieser Darstellung wurde den Besuchern nicht nur der Wirkungskreis der Societas Jesu und ihr weltweiter Erfolg präsentiert, sondern die Erdteile waren stellvertretend für die gesamte Welt auch Zeuge der Apotheose des Ordensgründers.[12]
[1] Neben der Vita des heiligen Ignatius werden zumindest in der Entwurfszeichnung der Kuppel auch die drei christlichen Tugenden „Caritas“, „Spes“ und „Fides“ dargestellt, die jedoch in der Ausführung nicht umgesetzt wurden (siehe hierzu Lankheit 1975, 37–38). Zum ursprünglichen Programm der Kuppel und Abbildungen vor der Zerstörung siehe Zeidler 1981, 204–233; Gerich 1909, 170–176; Lankheit 1975, 37; Legler 1997, 58. Parallel zu den Kuppelfresken waren im Langhaus fünf Szenen aus der Vita des zweiten Mannheimer Kirchenpatrons, dem heiligen Franz Xaver dargestellt, die den Weggefährten des heiligen Ignatius bei seiner Tätigkeit als Missionar und bei der Vollbringung verschiedener Wunder zeigte. An den Längsseiten waren die Taufe der Heiden und das Flammenwunder zu sehen, an der östlichen Schmalseite der Tod des Franz Xaver und die Stillung des Sturms mit einem Blick auf die Apotheose des Heiligen über der Musikempore im Osten verließ der Besucher die Kirche. Zur Beschreibung und Darstellung des Langhausfreskos siehe Zeidler 1981, 234–256; Gerich 1909, 167–170; Legler 1997, 58–60.
[2] Vgl. hierzu Poeschel 1985, bes. 146–160.
[3] Vgl. zur Ikonografie Asias auch Poeschel 1985, bes. 161–174.
[4] Zur Darstellung Africas vgl. Poeschel 1985, bes. 102–103.
[5] Zur Erläuterung der Ikonographie Americas siehe Poeschel 1985, bes. 103–104.
[6] Zeidler 1981, 233.
[7] ebenda.
[8] ebenda, 146.
[9] Gerich 1909, 176.
[10] Walter 1907, Bd. 1, 497. Hier zitiert nach Gerich 1909, 176.
[11] Lankheit 1975, 38–39.
[12] Allerdings gilt es hier darauf hinzuweisen, dass es keine Interaktion zwischen dem Heiligen in der Kuppel und den Erdteilallegoriedarstellungen in den Zwickeln gibt. Im Gegensatz zur Entwurfsskizze blickt keine Figur auf den Heiligen. Es scheint eher, dass sie bei Brinckmann für sich in einem abgeschlossenen Raum agieren.
Von Ost nach West
CHOR
Christusmonogramm
VIREUNG/PENDENTIF
westliche Zwickelbilder:
- Europa
- Asien
östliche Zwickelbilder:
- Afrika
- Amerika
KUPPELFRESOK (zerstört): Vita des hl. Ignatius von Loyola
- Osten (zum Langhaus): Heilung durch Petrus
- Nordosten: Schwertniederlegung
- Norden: Priesterweihe
- Nordwest: Teufelsaustreibung
- Westen (zum Chor): Tod und Verklärung
- Südwest: Kanzelpredigt
- Süden: Ordensbestätigung
- Südost: Kleidertausch
LANGHAUS (zerstört): Wirken und Wundertätigkeit des heiligen Franz Xaver
- Taufe der Heiden
- Flammenwunder
- Stillung des Meeres
- Tod von Franz Xaver
- Verherrlichung von Franz Xaver
Erste umfangreiche Restaurierungsarbeiten fanden an der Kirche zum 300-jährigen Jubiläum der Stadt Mannheim in den Jahren 1906/07 statt. 1932/33 erfolgte die äußere Instandsetzung der Kirche zum 200-jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung.[1]
Im Zuge des Zweiten Weltkriegs wurde die Mannheimer Jesuitenkirche durch Brand und Bombardierung in den Jahren von 1943 bis 1945 stark beschädigt.[2] Die Kuppelfresken wurden dabei durch Brandbomben völlig zerstört. Nach den Angriffen wurden die Fresken im Langhaus abgeschlagen, da man sich damals nicht in der Lage sah, diese zu erhalten.[3]
Nach dem Krieg wurde 1946 mit dem Wiederaufbau der Kirche begonnen, wobei das Ziel die Bestandssicherung war.[4] So wurden 1948/49 die Dächer, 1953 die zwei Glockentürme, 1954/55 die Vierungskuppel wiedererrichtet. Ab 1957 erfolgte die Renovierung im Kircheninneren, wobei die Krypta umgestaltet, der Verputz und Stuck wiederhergestellt und die Pilaster mit grün-grauem und rotem Stuckmarmor verziert wurden. In diesem Zuge wurden auch die Pendentifbilder durch Lothar Schwink restauriert.[5] 1959 waren die Restaurierungsarbeiten der Innenausstattung beendet, 1960 wurde die Kirche wieder eingeweiht.[6]
[1] Vgl. Legler 1997, 68.
[2] Zuerst beschädigte am 5./6. September 1943 ein Brand die Kirche. Schwerwiegender waren jedoch die Folgen der Sprengbombe vom 13. Januar 1945, die „das Gewölbe der Gruft durchschlug“, was wiederum „den Einsturz der Kuppel und im Chor die Zerstörung des Hochaltares, der Kanzel und der Oratorien zur Folge“ hatte (Huth 1982, 583).
[3] Vgl. Zeidler 1981, 22; Schroff 1997, 18; Legler 1997, 58.
[4] Der Wiederaufbau fand 1946 unter dem Architekten Kmoch statt, wurde aber bereits 1947 vom Bauamt Heidelberg übernommen. Der Grundsatz des Wiederaufbaus war „Erhaltung und Rettung des architektonischen Bestandes und bildnerischen Schmuckes“ (Huth 1982, 583).
[5] Vgl. Huth 1977, 6; Zeidler 1981, 23; Huth 1982, 593.
[6] Einen Überblick über die Restaurierungsarbeiten liefern Zeidler 1981, 22 – 23; Huth 1982, 583–591; Legler 1997, 68–70; Jesuitenkirche Mannheim 1959, 6–9.
Das Programm für die Deckengemälde wurde Egid Quirin Asam von den Jesuiten vorgegeben. Hatto Zeidler sieht in dem Jesuitenpater François-Joseph Terrasse Desbillons (1711–1789) den Ideengeber für die Darstellung der zwei Jesuitenheiligen Ignatius von Loyola und Franz Xaver.[1] Desbillons, Lehrstuhlinhaber für Theologie in Paris und Dichter lehrhafter Fabeln, hatte bei seinem Umzug nach Mannheim auch seine umfangreiche Bibliothek mitgebracht. Unter den Büchern haben sich auch zwei über das Leben des heiligen Ignatius von Loyola und des heiligen Franz Xaver erhalten, die nachweislich als Vorlagen für die Deckengemälde dienten.[2]
Dass in der Entwurfsskizze von Egid Quirin Asam jedoch sowohl Apostel als auch Erdteile dargestellt sind,[3] zeigt, dass das Programm – zumindest im Bereich der Zwickel – in den Jahren 1748/49[4] noch nicht endgültig feststand, sodass Asam verschiedene Vorschläge vorlegen konnte. Zugleich zeigt die Skizze, dass die Erdteilallegoriedarstellungen bereits unter Asam angedacht waren, Brinckmann jedoch in der Umsetzung der Erdteile von Asam abweicht.[5]
Es ist davon auszugehen, dass Asam neben diesem Entwurf, der für den Auftraggeber bestimmt war, noch mindestens einen weiteren angefertigt hat, da die Zeichnung mit „N I“ nummeriert ist. Allerdings scheint sich dieser nicht erhalten zu haben.[6]
[1] Vgl. Zeidler 1981, 201.
[2] Vgl. ebenda, 202, siehe dazu Anmerkung 1.
[3] Da jeweils zwei Apostel und zwei Erdteilpersonifikationen dargestellt sind und nicht, wie Huth behauptet „statt der ausgeführten 4 Erdteile die 4 Evangelisten“ (Huth 1977, 6; vgl. auch Huth 1982, 594), standen zu jenem Zeitpunkt noch verschiedene Ausführungen zur Disposition.
[4] Entwurfdatierung durch Lankheit 1975, 38.
[5] Zur Entwurfsskizze siehe Legler 1997, 57; Huth 1982, 594; Rupprecht 1980, 234–235; Zeidler 1981, 204; Lankheit 1975.
[6] Vgl. Lankheit 1975, 37.
Während im Kuppel- und Langhausfresko die Verwendung der „vitae per imagine“ nachgewiesen werden konnte,[1] gibt es für die Darstellungen der Erdteilallegorien keine eindeutigen Vorlagen. Allerdings belegt die von Egid Quirin Asam erhaltene Entwurfszeichnung für die Kuppelfresken in der Mannheimer Jesuitenkirche, dass Asam für die Zwickel wahlweise Darstellungen von Erdteilen oder von Aposteln vorgesehen hatte.[2] So hat Asam in zwei Pendentifs den heiligen Lukas mit dem Marienbild und den heiligen Johannes mit dem Adler eingefügt, während in den anderen zwei Zwickeln eine Frau mit Sichel, Münzhaufen, Fackel und Weltkugel wahrscheinlich Europa [3] und ein Mann mit Bart und Turban entsprechend Asien darstellen sollen. Ob in den Pendentifs nun ursprünglich Apostel oder Erdteile dargestellt werden sollten und ob diese in Stuck oder in Fresko ausgeführt werden sollten, lässt sich aus dem Entwurf nicht eindeutig ablesen. Zeidler geht davon aus, dass die Zwickel ursprünglich stuckiert werden sollten. Dass dieses Vorhaben bereits zu Asams Lebzeiten nicht umgesetzt wurde, könnte mit dem Sparerlass des Kurfürsten Carl Theodor zusammenhängen.[4]
Zum Zeitpunkt von Egid Quirin Asams Tod waren das Langhaus und die Kuppel bereits ausgemalt, nur die Zwickel standen noch aus. Es ist davon auszugehen, dass dem Hofmaler Philipp Hieronymus Brinckmann die Entwurfszeichnung Egid Quirin Asams für das Kuppelgemälde jedoch bekannt war. Allerdings übernahm er die Darstellung der Erdteilallegorien Asams nicht. An welchen Vorbildern sich Brinckmann bei seinen Ausführungen orientierte, konnte bisher noch nicht nachgewiesen werden.
[1] In der Bibliothek des Jesuiten François-Joseph Terrasse Desbillons befanden sich die Bücher Vita Sancti Ignatii Loiolae Societatis Jesu Fundatoris und Vita Sancti Francisci Xaverii Soc. Jesu Thesibus Philosophicis Illustrata, in denen Leben und Wirken der Ordensheiligen nicht nur in Textform, sondern auch in Bildern erzählt wird (vgl. Zeidler 1981, 202, siehe dazu Anmerkung 1). Diese beiden Werke bilden die schriftlichen wie bildlichen Vorlagen, die dem Maler Egid Quirin Asam zur Verfügung standen und die er nachweislich verwendet hat. Somit Asam standen für die einzelnen Szenen der Deckengemälde zwei „vitae per imagine“ zur Verfügung, die er auch verwendet hat (Vgl. Zeidler 1981, 201–256). Bei der Ausmalung des Langhauses mit der Vita des heiligen Franz Xaver konnte Asam neben den „vitae per imagine“ auch auf eine aquarellierte Entwurfsskizze seines Bruders Cosmas Damian Asam für die Langhauskuppel von St. Jakob in Innsbruck aus dem Jahr 1721 zurückgreifen. Darüber hinaus lassen sich auch Motivübernahmen aus Osterhofen nachweisen (vgl. Legler 1997, 60; Zeidler 1981, 255–256, S. 258–260).
[2] Auf dem Entwurf hat sich die Signatur „E: Q: Asam“ erhalten. Siehe Lankheit 1975, 37; vgl. Rupprecht 1980, 234–235.
[3] Für Lankheit kann es sich bei der Gestalt nur um Amerika handeln: „In ihrer Rechten schwingt sie die Sichel, die Linke mit der Fackel stützt sich auf die Erdkugel, die mit den Initialen ,IHIʻ geschmückt ist, aus einem Füllhorn ergießt sich ein Strom von Geldstücken.“ (Lankheit 1975, 37). Für die Darstellung Amerikas würde der entblößte Arm mit der kriegerisch erhobenen Sichel sprechen. Andererseits deuten Fackel und Weltkugel sowie die Initialen „IHS“, die wohl als IHS-Monogramm gelesen werden müssen, um eine eindeutiges Attribut Europas (vgl. Poeschel 1985, 151), das Egid Quirin Asam aus eigener Anschauung bekannt sein musste, da er gemeinsam mit seinem Bruder Cosmas Damian den Kongregationssaal in Ingolstadt ausgestattet hat, wo Europa als Minerva mit einer Fackel das IHS auf der Weltkugel entzündet. Im Sinne eines Entwurfes sollten in der Darstellung dieser Erdteilpersonifikation möglicherweise sowohl Amerika als auch Europa gezeigt werden.
[4] Vgl. Zeidler 1981, 169–170.
Stifter der Mannheimer Jesuitenkirche war der Kurfürst Karl Philipp von der Pfalz. Die Grundsteinlegung der Kirche, die nach Plänen von Alessandro Galli da Bibiena gebaut wurde, erfolgte 1733, allerdings zogen sich die Bauarbeiten aufgrund von Geldmangel und dem Tod des Kurfürsten Karl Philipp 1742 lange hin. Vollendet wurde die Kirche unter Karl Philipps Nachfolger Karl Theodor. Im Jahr 1748 starb der Architekt Bibiena, sodass die Kuppel von seinem Nachfolger Franz Wilhelm Raballiati errichtet wurde.[1] Erst danach konnte die Kuppel ab 1749 ausgemalt werden, allerdings verlief auch die Ausführung der Deckengemälde nicht nach Plan.
Denn der Maler Cosmas Damian Asam verstarb bereits 1739, weshalb sein Bruder, der Stuckateur Egid Quirin Asam, nicht nur die Stuckarbeiten an der Kirche, sondern auch die Ausmalungen derselben übernahm, für die sich eine Entwurfszeichnung zur Kuppel erhalten hat. Allerdings verstarb auch der „Mahler Asam“, wie er in den Akten der Jahre 1749/50 geführt wird, unerwartet am 29. April 1750.[2] Zu jenem Zeitpunkt waren die Zwickel noch nicht ausgemalt. Zwar kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, wann diese freskiert wurden, da sich keine schriftlichen Quellen dazu erhalten haben.[3] Aber da sie wahrscheinlich kurz nach Asams Tod entstanden sind, wird angenommen, dass der Hofmaler Philipp Hieronymus Brinckmann die Bilder mit den Erdteilallegoriedarstellungen 1750 gemalt hat.[4]
[1] Vgl. Huth 1977, 2–3; Schaab 1992, 2004. Neben Raballiati soll auch Guillaume Hauberat an dem Kuppelbau beteiligt gewesen sein (Walter 1907, 502).
[2] Vgl. Lankheit 1975, 35–36; Rupprecht 1980, 234.
[3] Vgl. Gerich 1909, 176.
[4] Vgl. Zeidler 1981, 20; Huth 1977, 6; Lankheit 1975, 38; Jacob 1923, 21. Einen ausführlichen Überblick über die Bau- und Ausstattungsgeschichte der Kirche liefert Huth 1982, 579–583.
Zwar gibt es weder schriftliche Quellen noch eine Signatur an den Zwickelbildern, dennoch werden sie dem Hofmaler Philipp Hieronymus Brinckmann zugeschrieben.[1] Da Egid Quirin Asam, der die Fresken entworfen und größtenteils ausgeführt hatte, am 29. April 1750 verstarb, wird vermutet, dass die Erdteilallegorien kurz nach Asams Tod im Jahr 1750 von Brinckmann gemalt wurden.[2]
[1] Zeidler 1981, 233; Gerich 1909, 176; siehe hierzu auch Jacob 1923, 21.
[2] Vgl. Zeidler 1981, 20; Huth 1982, 593; Lankheit 1975, 38; Huth 1977, 6; Jacob 1923, 21.
Zuletzt aktualisiert am: 07.03.2016