Kaufering (Landsberg am Lech), St. Leonhard Zitieren
Auf grasbewachsenem, hügeligem Grund haben sich die vier Erdteile in Profilansicht zur Huldigung des Kirchenpatrons versammelt. Der heilige Leonhard schwebt auf Wolken über ihnen am Himmel, während ein Engel zu seiner Rechten die Menschheit durch seinen Zeigegestus auf ihn aufmerksam macht. Die himmlische Erscheinung löst die unterschiedlichsten Reaktionen aus. Am linken Bildrand kniet Europa in Krönungsmantel und mit goldener Krone, die Hände gefaltet. Die männliche Figur steht in unmittelbarem Blickkontakt mit dem Engel. Ihm gegenüber, am rechten Bildrand, sind von vorn nach hinten Afrika, Amerika und Asia aufgereiht. Während Afrika, eine dunkelhäutige Gestalt mit blauem Tuch um die Hüfte, gerade im Begriff ist sich zu verbeugen, ist Amerika, das Gesicht in ihren Händen verborgen, in tiefer Ehrerbietung versunken.[1]
[1] Es handelt sich hierbei um einen untypischen Vertreter Amerikas, da er mit seinem bis auf einen Haarschopf am Hinterkopf kurz geschorenen Haar und dem hellen Inkarnat eher wie ein Bewohner der östlichen Steppen Asiens wirkt. Eine Identifizierung als Asia ist jedoch auszuschließen, da die vierte Figur einen Turban, einen Kaftan sowie einen Spitzbart trägt und somit dem barocken Typus eines Asiaten entspricht.
Von West nach Ost:
ORGELEMPORENBRÜSTUNG
- oben: Gleichnis vom verlorenen Sohn
- unten:
- Hl. Leonhard segnet den Baugrund
- Besuch der Gefangenen durch den heiligen Leonhard
- der Tod des heiligen Leonhard
LANGHAUS
- nördliche Wand: der heilige Leonhard als Nothelfer für Pferde und Vieh
- nördliche Seitenbilder:
- Hl. Leonhard erscheint dem Königspaar
- Hl. Leonhard heilt einen Bettlägerigen
- Hl. Leonhard heilt Lahme und Hilfsbedürftigen
- Mittelbild: Verherrlichung des heiligen Leonhard als Fürbitter der Kauferinger Landbevölkerung – Spruchband: Diligit enim Gentem Nostram: Et Synagogam Aedificavit nobis. Luca Cap: VII. V: V.
- südliche Seitenbilder:
- Hl. Leonhard heilt einen Besessenen
- Hl. Leonhard predigt
- Hl. Leonhard verweigert die Belohnung des Königs
- südliche Wand: Hl. Leonhard betet am Lager der Königin und sie gebärt einen Knaben
Chorbogen: SanCto LeonarDo LIbera proMIsItbIetas [= 1704]. DeVota KaVfrIngana ConDIDIt LIberaLItas [= 1715] MVnIfICa CoronaVIt pro DIgaLItas. [=1765]
CHOR
- nördliches Seitenbild: Regenbogen – Inschrift: Serenitatem Affert
- Mittelbilder: Verherrlichung des heiligen Leonhard durch die vier Erdteile
- südliches Seitenbild: Regen – Inschrift: Se exhaurit egenti
Das Corpus der barocken Deckenmalerei von 1976 vermutet, dass die Bemalung des Gewölbes im Chorraum in blauer Farbe und die Sterne von einer Umgestaltung des Inneren im 19. Jahrhunderts stammt. In der ersten Innenrenovierung der Kirche 1974/1975 durch die Firma Hilti wurde diese nicht entfernt.[1] Erst im Zuge der zweiten Restaurierung 1999 wurde der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt.
[1] Vgl. ausführlich hierzu die eigens anlässlich der Restaurierung herausgegebene Festschrift Renovatum est. St. Leonhard/Kaufering 1715/1975. Kleine Chronik einer Restaurierung (bearb. von Heinz Kowalski, Kaufering 1975); siehe auch Vgl. CdbM 1/1976, 121, Abb. B und 124.
Die Vorlage für die Embleme im Chor stammt laut Cornelius Kemp aus: Boschius, Jacobus, Symbolographia sive de arte symbolica sermones septem, Augsburg 1702:
- südliches Seitenbild: Regen – Inschrift: Se exhaurit egenti - gleiche Inschrift, abgewandeltes Bild: Bosch 1702, Class III., Tab. XIV; Nr. CCXL
Zuletzt aktualisiert am: 02.12.2015