Bernbeuren (Weilheim-Schongau), Mariä Heimsuchung Zitieren
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Von West nach Ost:
LANGHAUS
- nördliche Seitenbilder:
- Maria in Begleitung zweier Frauen – Inschrift: Daß Alter und die Jugent, lernet von mir die Tugent
- die Bitte Bathsebas an König Salomo für Adonia als Präfiguration für Christus und Maria (1 Kön 2, 20) – Inschrift: Ich will dein bitt – Abschlagen nit.
- Maria als Beschützerin der geistlichen und weltlichen Stände (Motiv der Schutzmantelmadonna) in Kombination mit der Verkündigung durch den Erzengel Gabriel – Inschrift: unter deinem Mantel fahren – Ist entrinen allen Gfahren.
- Maria vor dem Gekreuzigten - Inschrift: Dein schöne Lieb am Kreuzbaum hangt - von dannen sie auf alle langt.
- Mittelbild:
- Verherrlichung Mariens durch die Bernbeurer Gemeinde – Inschrift: Herz umb herz mein liebes Kindt, Lieb mit lieb in mir anzindt. | Dein herz allein – sey eigen mein.
- das Gnadenbild der Kapelle mit einem Bild der Kapelle – Inschrift: Da will ich wohnen – Euch zu verschonen. (Grisaille)
- südliche Seitenbilder:
- Maria sitzend im Rosengarten – Inschrift: Shön die Rose wirdt gepflanzt – Shön bey dir die Tugent glaubt.
- die Audienz der Königin von Saba vor König Salomo (1 Kön 10,13) – Inschrift: In Allem waß sie hat begehrt – der König hat sie gleich erhört.
- Maria spendet den Hungernden auf einem Schiff als Verweis auf die Eucharistie – Inschrift: dem der heissen Hunger ringt – Maria brod von fernen bringt.
- Maria sitzend unter dem Kreuz mit dem Christusmonogramm in einem dornenbekrönten Herz – Inschrift: die im Leiden auf dich hoffen – habens gewißlich wohl getroffen.
CHOR
- nördliche Seitenbilder:
- Maria mit Rosen bekränzt vor einem Spiegel, dem „Speculum sine macula“ (Weish 7, 26) – Inschrift: Kein Markul der Sünden – In dir ist zu finden.
- Maria als Retterin in Seenot – Inschrift: Niemand ist der hilff begehrt – den Maria nit erhört.
- Maria als Quelle der Gnade, verherrlicht durch die vier Erdteile (Ps 35, 10) – Inschrift: Alle theil der ganzen Erden sollen Dir geweihet werden.
- Mittelbild: Verherrlichung Mariens mit vier Szenen:
- Westen: Geburt Mariens
- Norden: Die Verkündigung (Lk 1, 26–38)
- Osten: Die Heimsuchung (Lk 1, 39–56)
- Süden: Immaculata Conceptio (Apoc 12,1)
- südliche Seitenbilder:
- Maria mit Kind vor Gottvater und dem Heiligen Geist – Spruchbänder: erzeige dich. Eine Muetter. – Inschrift: Wan du herzaigst dein liebes Kind - Ist niemand, so nit gnaden find.
- Maria mit Kind auf Wolken verehrt durch Angehörige einer marianischen Kongregation – Inschrift: Was im himel, und auf erden – zu deim Lob vereinbart werden.
- die Milch Mariens und das Blut Christi erlösen die Welt (Erdteile). – Inschrift: Von deiner Milch und Christi blut – alles wird ernährt und Wachsen thutt.
Frühere Restaurierungen sind unbekannt, aber wahrscheinlich (CdbM, 387).
2005: Innenrenovierung
Inspirationsquell war für den Künstler die Erdteilkomposition aus der Kirchhaslacher Wallfahrtskirche. Deren umfangreiches mariologisches Programm, das sich innerhalb kleinerer und größerer Deckenspiegel über die gesamte Decke der dreischiffigen Kirche entwickelt, wurde 1714 erstmals in Augsburg und dann in einer zweiten Auflage 1726 in Mindelheim unter dem Titel „Gnaden-bräu…zu Kirchhaslach…“ in Text und Bild veröffentlicht. Dieses Büchlein wurde nicht nur konzeptuell als Vorlage für andere Kirchenräume herangezogen, sondern trug auch ganz wesentlich zur Verbreitung des Bildmotivs selber bei oder wie Cornelia Kemp schlussfolgerte: Seine Wirkung sei „nur mit der Popularität der Symbolograpia von J. Boeschius [Augsburg 1701 und Dillingen 1702] vergleichbar“ (121).[1]
Innerhalb des erfassten Bestands bezieht sich neben Bernbeuren nur noch eine der Fons-Gratiae-Kombinationen in Kranzegg direkt auf diese. Bei Bayrischzell handelt es sich um ein mittelbarer Nachfolger, da die Sockelfigur der ausschenkenden Maria durch die Schmerzensmutter ersetzt wurde und das gnadenbringende Wasser direkt aus dem Brunnen fließt.
[1] Auch für andere Szenen waren sie vorbildhaft siehe bseispielsweise in Ailsingen (Schutzmantel, Jericho etc.), Lehenbühl (Arche Noah, Schutzmantelmadonna), Günzburg (Chor), Bernbeuren (Langhaus), Mussenhausen (Chorgestühl) und für viele mehr außerhalb des erfassten EA-Bestands. Vgl. hierzu ausführlich Kemp Emblematik 1981, 122.
Auszug aus der Dissertation von Marion Romberg „Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert“ (221f.):
Von einer weiteren umfangreichen Beteiligung der Bruderschaften, insbesondere der Marienbruderschaft, wird im Fall der Neuerrichtung der bereits erwähnten Kapelle Mariä Heimsuchung ausgegangen.[1] Diese wurde ab 1728 „nach abpringung deß Löbl: gotteshaußß und Pfarr Kürchen [St. Nikolaus]“[2] in Angriff genommen. Hauptinitiator war Pfarrer Josef Herz sowie der bereits beim Neubau der Pfarrkirche tatkräftig mitwirkende Pfleger Johann Georg Kösl. Man griff nur zum Teil auf bewährte Künstler zurück: Johann Heel (Kaufbeuren) war von der Pfarrkirche St. Nikolaus bekannt, neu war der Stuckateur Joseph Fischer (Faulenbach). Das Bildprogramm ist ganz der Kirchenpatronin Maria verehrt: im Chor Szenen aus dem Marienleben und im Langhaus die Huldigung Bernbeurens an Maria.
Im Langhausfresko stechen dem Betrachter sogleich die zwei Personen im Vordergrund der Gruppe Anbetender auf Erden ins Auge. Es handelt sich hierbei links um den seit 1730 tätigen Pfarrer Joseph Herz und rechts um den hochstiftischen Pfleger Johann Georg Kösl. Im Kreise der Bernbeurener Dorfbevölkerung strecken sie ihr vor Liebe brennendes Herz zu Maria und dem Jesuskind empor. Zusätzlich zur allgegenwärtigen Herz-Symbolik hat sich Pfarrer Herz, der auch zugleich Präses der Bruderschaften war, mit seinen Initialen im Stuck oberhalb der Orgelempore I.H.D.P.B (= Ioseph Herz Dominus Parochus/Praepositus Bernbeurensis) sowie mit der Inschrift oberhalb Mariens sowie auf dem Scheinsockel im Langhausfresko verewigt:
„Herz umb herz mein liebes Kindt, Lieb mit lieb in mir anzindt. | Dein herz allein – sey eigen mein.“
[1] Vgl. Schwarzhuber Bernbeuren 1995, 166.
[2] Kirchenrechnung St. Nikolaus, Bernbeuren, 1720/21, fol. 49, AStA, Augsburger Pflegemutter Nr. 3201. Neu. Abg.
Komplettes Verzeichnis der in der Dissertation verwendeten Literatur findet sich in der Datenbank unter Bibliografie > Dissertation.
Zuletzt aktualisiert am: 03.10.2018