Gutenberg (Ostallgäu), Heilige Dreifaltigkeit Zitieren
Das Langhaus wird durch eine Scheinpendentifkuppel illusionistisch erhöht. In der Laterne blickt die Heilige Dreifaltigkeit auf den Kirchgänger und die vier Erdteile, die im Tambourkranz versammelt sind, hinunter.
Von West nach Ost:
LANGHAUS
- Wand: Wappen der Familie Huber
- Decke:
- Mittelbild: Verherrlichung der Trinität durch die vier Erdteile
- Seitenbilder: die vier Evangelisten
CHOR
- Altarfresken: Heilige Joseph und Joachim
Zwar fehlen für das 19. Jahrhundert Belege einer Restaurierung oder Veränderung, aber es ist anzunehmen, dass aufgrund ihrer exponierten Lage auf freiem Feld immer wieder Ausbesserungen notwendig wurden. 1901 berichtet der Pfarrer von Gutenberg Franz Seraph Hering, dass „die ganz schadhafte Kuppel […] durch den Zimmermeister Johann Mansheimer von hier und durch den Spenglermeister Andreas Thalheimer von Waal neu hergestellt, und das Innere der Kapelle durch den Maler Lang von Oberostendorf renoviert“[1] worden sei. In den darauffolgenden Jahren wurden 1903 Fenster eingesetzt, 1908 ein neuer Fußboden verlegt und ein neues Altarbild von Martin Käs aus Westendorf angebracht. Ein schweres Ungewitter 1917 setzte besonders der Gewölbedecke der Kapelle zu. Ein Blitzeinschlag verursachte im Inneren Risse, die umgehend behoben wurden. Die ebenfalls beschädigte Kuppel und das Kreuz der Vorhalle wurden 1926 ersetzt und 1950 erneut repariert, als sie kriegsbedingte Schäden aufwiesen.
Die für die freskale Ausstattung entscheidenden Restaurierungsphasen fanden 1964 und zu Beginn der 1990er-Jahre statt. 1964 wurden hinter dem Holzaltar die übertünchten Altarfresken entdeckt und freigelegt. Der zuständige Restaurator Franz Knauer aus Kaufbeuren legte diese offen und ergänzte sie.[2] Der im Vorfeld der zweiten Restaurierung 1990 verfasste Befundbericht konstatiert, dass der „Innenputz zum Teil schwere Wasser- und Salzschäden aufwies, die Qualität der Fresken war durch Übermalungen und Verschmutzungen stark beeinträchtigt“[3]. Es erfolgte eine Reinigung, Reparatur sowie Retuschierung der Fresken mit dem Ziel, die Originalsubstanz soweit wie möglich wiederherzustellen. „Im Bereich der figürlichen Malerei wurden spätere, störende Übermalungen abgenommen.“[4]
[1] Zitiert nach Fischer 1994, 21.
[2] vgl. ebenda, 21.
[3] Vgl. ebenda, 27.
[4] ebenda, 28.
In der Forschung wird die Innenausstattung unbestimmt mit „aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts“[1] datiert. Seit seiner Erbauung 1704 sind drei Versuche baulicher Veränderungen belegt, wovon allerdings lediglich der letzte von Erfolg gekrönt war. Sowohl 1774 als auch 1787 beabsichtigte die Familie Huber eine Erweiterung der Kapelle. Allerdings scheiterte dieses Vorhaben an dem Widerstand des Orts- und Gerichtsherr Hörmann und des jeweiligen Ortsgeistlichen. Erst das eigenmächtige Vorgehen Johann Nepomuk Hubers im Jahr 1791 setzte das Vorhaben seines Vaters Joseph Anton Huber (1720–1786) eine Vorhalle zu errichten in die Tat um.[2] Huber hielt seinen Einsatz gegen allen Widerstand in eine Urkunde vom 7. Juli 1791 fest.[3] In dieser äußerste er die Hoffnung, dass es ihm mit Gottes Hilfe vergönnt sei, „zu seiner Ehre die Kapelle mehr zieren zu därfen.“[4] Er widmete sich nicht nur dem äußeren, sondern auch dem inneren Erscheinungsbild. Archivalisch sowie am Chorgitter selbst belegt ist für das Jahr 1791 die Anfertigung eines schmiedeisernen Stabwerkgitters, ausgeführt vom Dösinger Hufschmied Johann Martin Wachter.[5] Inwieweit im Zuge dessen auch die Ausmalung getätigt wurde, bleibt zwar im Dunkeln, aber wäre aufgrund der klassizistischen Stilmerkmale plausibel.
Darüber hinaus könnte auch die Themenwahl der Erdteilallegorien durch den Schulbesuch seines ältesten Sohnes Franz von Paula in Ottobeuren motiviert worden sein. Denn dort haben Jacob Carl Stauder 1721, Franz Anton Erler 1728 und Franz Joseph Spiegler 1725 im Klostergebäude sowie Franz Anton Zeiler in der Querhauskuppel der Klosterkirche 1756 jeweils Erdteilallegorien al fresco hinterlassen.[6]
[1] Vgl. Fischer 1994, 28; Gutenberg (Flyer). In der Festschrift herausgeben vom Kapellenbesitzer und Initiator der Gesamtrenovierung der Kapelle in den 1990er-Jahren Ludwig Fischer wird die Datierung an mancher Stelle widersprüchlich auch mit 1704 angegeben (vgl. S. 21 vs. 28).
[2] vgl. Fischer 1994, 10–12.
[3] Eine vollständige Transkription dieser findet sich in Fischer 1994, 12.
[4] Zitiert nach: Fischer 1994, 12.
[5] Vgl. Fischer 1994, 13.
[6] Darüber hinaus wurden in Stuck im Salettl und auch am Kanzelkorb Erdteilallegorien angefertig.
Zuletzt aktualisiert am: 01.12.2015