Kappl (PB Landeck), Hl. Antonius Abbas Zitieren
Das sehr lebendige Fresko ist ganz konventionell in eine himmlische und eine irdische Sphäre geteilt. Die himmlische Szene bildet die eigentliche Rosenkranzspende. Pyramidenförmige Komposition. Im Scheitel Muttergottes mit Kind, überreicht dem links vor ihr knieenden heiligen Dominikus den Rosenkranz. Zu Füßen des Heiligen kauert ein Hund mit einer brennender Fackel im Maul, es handelt sich um das typisches ikonografische Attribut des Dominikus. Rechts von Maria kniet die heilige Katharina, sie kommuniziert mit Gesten und Blicken mit dem Christuskind.
In der irdischen Sphäre sind die Allegorien der vier Erdteile in üppiger Parklandschaft um eine von Kreuz gekrönte Weltkugel versammelt. Sie knien oder stehen in unterschiedlichen, sehr bewegten Posen der Adulation, ihre Blicke sind nach oben auf das Geschehen im Himmel gerichtet, in Händen halten sie die empfangenen Rosenkränze. Die Botschaft ist eindeutig: Der Rosenkranz ist ein Geschenk an die gesamte Menschheit.
Die Allegorie Europas ist ganz in den Vordergrund gerückt. Sie erscheint als Monarchin mit Krone und hermelingefüttertem Mantel. Hinter ihr erhebt sich Asien, sie trägt einen Turban mit Haarbusch. Rechts von der Weltkugel kniet Amerika. Federkrone, nackter Oberkörper, dicke goldene Hals- und Armreifen kennzeichnen sie als Vertreterin eines wilden Kontinents. Rechts außen ist Afrika als dunkelhäutige Figur mit gefalteten Händen abgebildet. Wie Asien trägt sie einen Turban auf dem Kopf.
HAUPTSCHIFF
1. Joch (über Empore): Traum Josephs
2. Joch: der heilige Franz Xaver predigt den Heiden
3. Joch: Rosenkranzspende und die vier Erdteile
ZWICKEL
auf der rechten Seite die Kirchenväter, auf der linken Seite Evangelisten, dazwischen Medaillons mit Szenen aus dem Leben Christi (Grisaille): im Uhrzeigersinn von rechts vorne: Gregor, Geburt Christi, Augustinus, Anbetung des Kindes, Ambrosius, Taufe Christi, Hieronymus, Markus, letztes Abendmahl, Lukas, Auferstehung Christi, Matthäus, Himmelfahrt Christi, Johannes
CHORBOGEN
Mariä Verkündigung
CHOR (von H. Kluibenschädl, 1907)
1. Joch: Heilige Familie
2. Joch: Verehrung der Heiligen Drei Könige
Zwickel im Uhrzeigersinn von links nach rechts: Erzengel Michael, Gabriel, Uriel (kein kanonischer Erzengel), Raphael
Fresken in gutem Zustand, intensive Farben
Malereien im Chor von H. Kluibenschädl 1907, restauriert 1959
Die Darstellung der Erdteile folgt ganz der ikonografischen Tradition, sowohl in Bezug auf die Details der Kleidung als auch die Komposition betreffend. Ganz ähnlich malte Philipp Jakob Greil die Erdteile schon 1766 in der Kirche Mariae Himmelfahrt in Serfaus. Von anderen verbreiteten Kompositionen unterscheidet sich die Darstellung Greils insofern, als sie weniger statisch ist. So ist die Weltkugel kein riesiges Halbrund, das aus dem unteren Bildrand hervorzuwachsen scheint, wie etwa bei Gottfried Bernhard Göz oder Johann Georg Bergmüller. Wäre da nicht das massive goldene Kreuz, würde die Weltkugel wie ein achtlos ins Gras geworfenes, kostbares Spielzeug anmuten. Die weit in den Bildhintergrund hinein ausgedehnte gefällige Parklandschaft und der leuchtende Blumenstrauß in der Vase links außen verstärken den Eindruck eleganter Leichtigkeit.
Zuletzt aktualisiert am: 24.03.2016