*Wien (PB Wien), Naturhistorisches Museum Zitieren
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Zwischen den Säulen der beiden längsseitigen Außenfassaden des Hauptportals des Naturhistorischen Museums sitzt an jeder Ecke eine der vier Erdteilallegorien. Links am Haupteingang zur Seite des Museumsplatzes sitzt Europa, welcher die gesamte Hochkultur der Menschheit zugeschrieben wird. Rechts neben ihr sitzt die Figurengruppe Amerika und Australien. Auf der Seite zur Bellariastraße sitzt Asia zur Rechten und Afrika zur Linken.
Asia sitzt ein wenig vornübergebeugt auf einem maßstäblich verkleinerten Elefanten, von dem nur rechts hinter ihr der Kopf sichtbar ist. Zwischen ihren Knien steht ein nacktes männliches Kleinkind, das sich gegen den linken Oberschenkel der Asia leicht zurücklehnt. In seiner linken, emporgestreckten Hand hält das Kind ein Kreuz. In seiner Rechten führt es einen Stift, mit dem es Schriftzeichen in eine Tafel ritzt. Asia hält in ihrer rechten Hand, die locker auf der Schrifttafel ruht, eine Fackelleuchte. Die rechte Schulter Asias und ihre Brüste bleiben unbedeckt. Am Kopf trägt sie eine turbanähnliche Kopfbedeckung. Zu Füßen des Jüngling streckt eine Schlange ihren Kopf hervor. Hinter dem rechten Fuß Asias sitzt verborgen ein Affe und streckt seinen Arm nach einem Apfel, der am Boden liegt.
Afrika sitzt in der gegenteiligen Position in offener, dynamischer Haltung zur Asia hin auf einem Felsbrocken. Auf diesem liegt ein Löwenfell, am unteren Ende des Steins ist „Sahara“ eingraviert. Ihr rechtes Bein ist leicht zurückgezogen, während ihr linkes im rechten Winkel sehr zentral steht. Es wirkt, als würde sie jeden Moment aufstehen. Ihre linke Hand stützt sie auf eine Totenmaske eines Pharaos. Im Gegensatz zur Asia ist sie nur mit einem Lendenschurz und einem ägyptischen Kopfschmuck bekleidet. Am nackten Oberkörper trägt sie einen Gurt mit Pfeilköcher. Mit der rechten Hand umfängt sie die Büste des Gottes Amun in Form eines Widders, auf dessen Kopf der Gott Aton als Sonnenscheibe angebracht ist. Es wird vermutet, dass die Totenmaske dem Pharao Echnaton zuzuordnen ist, da dieser Aton zum Hauptgott Ägyptens auserwählt hatte. Eine große Löwenpranke und ein Löwenkopf des Felles liegt an der rechten Ecke des Sockels und weist auf Stärke sowie auch auf Wildheit hin. Die Haltung der Asia wirkt stolz, kräftig und etwas hochmütig.
Europa tritt, im Gegensatz zu allen anderen Erdteilen an der Außenfassade des Museums, stark und mächtig auf. Sie thront aufrecht sitzend und blickt gerade nach vorne, ihr Unterkörper ist etwas der gegenüberliegenden Erdteilallegorie zugewandt. An ihrer rechten Seite ruht ein etwas niederer sitzender, beinahe nackter, gelockter Jüngling, der zu ihr aufblickt. Er stützt seinen linken Arm in den Schoß der Europa, während sie ihren rechten Arm schützend über dem Jüngling ausstreckt. Mit ihrer linken Hand stützt sie auf ihrem linken Knie eine große Fackel ab. Ihr Kopf ist mit einer Strahlenkrone geschmückt, die uns an die Freiheitsstatue in New York erinnert. In der linken Hand hält der Jüngling eine zusammengerollte Schriftrolle. Mit der herabfallenden, rechten Hand umgreift er eine Lyra. Am Fuße der beiden liegt eine Palette mit Pinseln. Im Gegensatz zu den anderen drei Erdteilallegorien wurde bei der Darstellung der Europa auf zusätzliche Abbildungen von Tieren oder Teilen von Tieren gänzlich verzichtet.
Im Kontrast zu Europa werden Amerika und Australien in Form von drei Personen als Unzivilisierte und gleichzeitig als „edle Wilde“ repräsentiert. Die drei Personen sind hierarchisch positioniert. Am höchsten sitzt ein nordamerikanischer Indianer auf einem Felsbrocken, der mit primitiver altindianischer Malerei versehen ist. Es zeigt das Gegenstück zur Palette Europas. Während Europa mit Freiheitssymbolen dargestellt wird, hält der stolze, zum Kampf ausgerüstete Krieger in der rechten Hand einen geschmückten Speer und in der Linken ein großes rundes geflochtenes Schild. Seinen Hals ziert eine Kette, die mit Zähnen eines erlegten Raubtieres bestückt ist. Sein Blick schweift konzentriert in die Ferne. Neben ihm sitzt etwas niedriger und geschützt im Schneidersitz eine Aborigine-Frau. Ihre rechte Brust ist entblößt. Ihr zotteliges Haar wird durch ein perlenbestücktes Haarband gebändigt. Ihre linke Schulter ist nach hinten gezogen, während sich ein nacktes Kleinkind schutzsuchend an sie klammert und seine Stirn an das Gesicht der Frau lehnt.
Das Naturhistorische und das Kunsthistorische Museum stehen einander an der Ringstraße gegenüber und repräsentieren das Gleichgewicht von Natur und Kunst. Auf der Außenfassade des Naturhistorischen Museums befinden sich neben den Figuren anerkannter Wissenschaftler auch mythologische und religiöse Darstellungen. Auch dort versucht man, eine Interaktion gleichermaßen zwischen Wissenschaft, Mythologie und Religion herzustellen. Dies soll in dieser ikonologischen Analyse diskutiert werden.
Als Auftraggeber ließ Kaiser Franz Joseph I. bei der Gründung des Naturhistorischen Museums über dem Portal folgende Inschrift anbringen: „Dem Reiche der Natur und seiner Erforschung – Kaiser FRANZ JOSEF I – MDCCCLXXX“.
An der Außenfassade des Museums wurden christliche Werte in Einklang mit der Naturwissenschaft gebracht. Weiters wurden evolutionstheoretische Anspielungen im Zusammenhang mit Darwin als Dekoration am Naturhistorischen Museum zugelassen. Architektonisch hat man sich für eine auffällige Repräsentation zahlreicher anerkannter Wissenschaftler an der Außenfassade des Museums entschieden. Im Österreich vor 1848 war man auf wissenschaftlich-kultureller Ebene jeder Form von Veränderung tendenziell abgeneigt. Zur Zeit des Museumsbaus erregte Charles Darwin (1809–1882) mit seinen Theorien viel Aufsehen. Dennoch erlebte er die Fertigstellung des Außenbaus des Museums 1881 und wurde dort im Rahmen des Porträtprogramms von den Architekten Hasenauer und Hochstetter aufgenommen und verewigt. Seine Büste befindet sich auf der Ostseite an der Ringstraße.
Selbst in den Erdteilallegorien finden sich wiederkehrende Auseinandersetzungen bezüglich Darwins Evolutionstheorien. Nach Sempers Programm war Afrika an erster Stelle vor Asia geplant, jedoch wurden sie dann umgekehrt platziert. Man könnte sagen, dass dem Erdteil Asia mit dem Ursprung der christlich-jüdischen Religion der Vortritt gegeben wurde. Ein weiterer Grund könnte sein, dass man annahm, Südasien sei „die Wiege der Menschheit“ im Sinne des mitteleuropäischen 19. Jahrhunderts.
Wie in der ikonografischen Bildanalyse beschrieben, liegt Asia ein Affe zu Füßen, dessen Hand sich nach einem Apfel ausstreckt. Unmittelbar links daneben liegt eine Schlange am Boden. Mit dieser Bildkonstellation wollte der Bildhauer Wagner sicherlich auf das Sujet des Sündenfalls hinweisen. Dass aber ein Affe anstatt des Menschen zu dem Apfel greift, dürfte nicht nur ein zynischer Gedanke des Künstlers sein, sondern auch der Gesellschaft bezüglich der Konfrontation zwischen der theologischen Schöpfungsgeschichte und den Naturwissenschaften.
Darwin selbst hatte diese Diskussion mit seinen Untersuchungen ins Rollen gebracht. Seine Theorien berührten nicht nur biologische Fragestellungen, sie hatten ebenso sowohl weitreichende Veränderungen für Theologie, Philosophie und andere Geisteswissenschaften als auch im politischen und sozialen Bereich mitgebracht. Sie wurden nicht nur in Wissenschaftskreisen, sondern auch vom Klerus und der breiten Öffentlichkeit diskutiert. Themen waren beispielsweise die Rolle eines Schöpfers oder die Stellung des Menschen in der Natur. Darwins Theorien standen im Widerspruch zur christlichen Lehre sowie zu vielen philosophischen Schulen. Umso auffallender ist es, dass das Gleichgewicht zur Religion wiederhergestellt wurde, indem man über Asia die Standfigur Noah und über Afrika die Standfigur Moses platzierte. In den Bogenzwickeln zwischen Noah und Moses sind die sechs Schöpfungstage dargestellt. Diese deuten auf die Weltentstehung durch die Hand Gottes hin. Die Schöpfungsgeschichte verweist auf das Alte Testament. Die Personen Noah und Moses spielen in allen drei monotheistischen Religionen eine bedeutende Rolle. Auch das Kind vor der Asia steht womöglich für das Christentum und den Ursprung der Schrift. Es hält in seiner linken, emporgestreckten Hand ein Kreuz. In seiner Rechten führt es einen Stift, mit dem es Schriftzeichen in eine Tafel ritzt. Links hinter Asia ragt ein Profil eines persischen Königs heraus. Im 19. Jahrhundert wurde die Wiege der Menschheit noch in Asien angenommen.
Die Erdteile Europa, Amerika und Australien stehen als Attribute für Fortschritt im Sinne der Besiedelung und Nutzbarmachung aller Erdteile. Dies wird deutlicher, wenn man die Nischenfigurengruppen über den beiden Erdteilallegorien betrachtet. Sie zeigen die „Inspiration und Mathematik“ und die „Forschung und Natur“. Die Medaillons über diesen beiden Allegorien zeigen die Büsten der Wissenschaftler Newton und Kepler und wurden aufgrund der von beiden ausgeübten Disziplinen (Mathematik und Astronomie) in das Programm des Mittelrisalits hinzugefügt. Europa ist eine übergeordnete Position gegenüber den anderen Erdteilallegorien zugewiesen, da sie die einzige ist, die vollständig bekleidet ist. Nacktheit deutet auf Barbarei und Wildheit hin, während gänzlich (und vor allem festlich) bekleidete Personen wiederum als zivilisiert und kultiviert gedeutet wurden. Bezüglich Europa hält der Jüngling in der linken Hand eine zusammengerollte Schriftrolle, ein Attribut für Wissenschaft oder Schriftlichkeit. Mit der herabfallenden rechten Hand umgreift er eine Lyra, ein Symbol für die Musik der Alten Welt. Zu Füßen der beiden liegt eine Palette mit Pinseln, was auf die bildnerische Kunst hindeutet.
Eine der Hauptattraktionen der Weltausstellung 1878 in Paris war der Kopf der Freiheitsstatue von Fréderic Auguste Bartholdi. Am 28. Oktober 1886 fand die Einweihungsfeier der Freiheitsstatue in den USA statt. Die Erdteilallegorien am Naturhistorischen Museum wurden zwischen 1875 und 1876 fertiggestellt. Beide Kolossalstatuen, die Europa wie auch die Freiheitsstatue, tragen eine siebenstrahlige Krone, welche dem Strahlenkranz antiker Helios-Darstellungen entlehnt wurde. Die Strahlen- und Sonnensymbolik steht vermutlich für Erleuchtung und Aufklärung. Sie könnte aber auch auf die sieben Weltmeere sowie die sieben Kontinente hinweisen. Die dazugehörige Fackel sollte ihr helfen, die Freiheit der Welt zu erleuchten. Es ist sicherlich kein Zufall, dass den krönenden Abschluss am Naturhistorischen Museum die Kuppelfigur des Sonnengottes Helios bildet. Somit ist auch ein hierarchischer Konnex zwischen Europa mit Helios gegenüber den anderen drei Erdteilallegorien festzustellen.
1. Kuppel und Tabernakel: Helios an der Spitze, Gaia, Hephaistos, Urania, Poseidon
2. Fassade zur Bellariastraße:
- 2.1. Dritte Ebene im Hochparterre des Mittelrisalits
- Zwickel über den Torbögen: sechs Figuren: Demeter, Triptolemos, Flora, Briareos, Enkelados, Zeus-Amon
- Zwickel des westlichen Bogens: Artemis, Faun, Vesta
- Zwischen Säulen zu beiden Seiten der Bögen: zwei Kolossalgruppen: links: Asia, rechts: Afrika
(Nach Sempers Programm wurden die beiden Figuren ausgehend in ihrer Platzierung vertauscht. Darüber hinaus setzte Hähnel Asia an die Fassade zum Museumsplatz und an dieser Stelle stattdessen die Figur der Amerika und Australien.)
- 2.2. Zweite Ebene in den oberen Stockwerken
- Nischenfiguren im linken Eckrisalit: links: Jason neben ihm Helle und Phrixos, rechts: Kolaeos von Samos neben ihm Herakles und Atlantis
- Nischenfiguren des Mittelrisalits: links: Noah, rechts: Moses
- Bogenzwickel zwischen Noah und Moses: sechs Schöpfungstage
- Nischenfiguren des rechten Eckrisalites: links: Alexander der Große rechts neben ihm Apollo Hyperboraeus, rechts: Gaius Julius Caesar und rechts neben ihm Bacchus Indicus
- 2.3. Erste Ebene auf den Fensterstürzen des zweiten Stockwerkes und der Balustrade
- am linken Seitenrisalit: Thales von Milet
- an der Fassade zwischen linkem und mittleren Risalit: Anaximander, Heraklit von Ephesos, Demokritos, Hippokrates von Kos, Erasistratos, Euklides von Alexandria, Archimedes von Syrakus, Hipparchos von Nicäa, Nikandros aus Kolophon
- am Mittelrisalit: Pythagoras von Samos, Sokrates, Platon
- an der Fassade zwischen mittlerem und rechten Risalit: Mohammed al-Battani, Isidor von Sevilla, Mohammed al-Kazwyny, Dschabir ibn Hayyan, Abu Ali al-Husain ibn Sina-e Balkhi, Vincentius Bellovacensis, Theophrastus Bombast von Hohenheim, Ulysse Aldrovandi, Johann Johnston,
- am rechten Seitenrisalit: Gerardus Mercator
3. Fassade zur Museumsstraße
- 3.1. Zweite Ebene in den oberen Stockwerken: Hephaistos, Hekate, Pluto, Prosperina, Seismos, Tisiphone
- 3.2. Erste Ebene auf den Fensterstürzen des zweiten Stockwerkes und der Balustrade
- An der Fassade links des Mittelrisalites: Erasmus Thomas Bartholin, Christiaan Huygens, Robert Boyle
- Am Mittelrisalit: John Ray, Antoni van Leeuwenhoek, Jan Swammerdam
- Rechts des Mittelrisalites: Nicolaus Steno, Albrecht von Haller, Johan Gottschalk Wallerius
- Sechs Figuren der Belustrade: Albertus Magnus, Marco Polo, Vesalius, Conrad Clusius, Galileo Galilei
4. Fassade zum Museumsplatz
- 4.1. Dritte Ebene im Hochparterre
- Zwickel über den Torbögen: sechs Figuren: alle Lichtgötter
- Zwickel des westlichen Bogens: links: Phosphoros, rechts: Hesperos, mitte: Aesculap
- Zwickel des mittleren Bogens: links: Apollon, rechts: Diana, mitte: Pallas Athene
- Zwickel des östlichen Bogens: links: Eos, rechts: Klymene, mitte: Hephaistos
- zwischen Säulen zu beiden Seiten der Bögen des Hauptportals: zwei Kolossalgruppen: links: Europa, rechts: Amerika mit Australien
- 4.2. Zweite Ebene in den oberen Stockwerken
- Nischenfiguren des linken Eckrisalites: links: Christophus Columbus, rechts: Vasco da Gama
- Bogenzwickel des Obergeschossfensters: links: Sonne, rechts: Merkur
- Nischen des Mittelrisalit: links und rechts je eine Gruppe: Inspiration, gestützt auf die Mathematik, Forschung, welche die Natur entschleiert
- Bogenzwickel am westlichen Fensterbogen: links: Venus, rechts: Erde mit Mond
- Bogenzwickel am mittleren Fensterbogen: links: Jupiter, rechts: Saturn
- Nischenfiguren des rechten Eckrisalites: links: Ferdinand Magellan, rechts: James Cook, mitte: Uranus und Neptun
- Nischenfiguren des Mittelrisalit: Friedrich Johannes Kepler, Isaac Newton
- 4.3. Erste Ebene auf den Fensterstürzen des zweiten Stockwerkes und der Balustrade
- Porträtköpfe am linken Seitenrisalit: Immanuel Kant
- Porträtköpfe an der Fassade zwischen linkem und mittleren Risalit: Axel Frederic v. Cronstedt, James Hutton, Jean-Baptiste L. Romé de I’sle, Horace Bénédict de Saussure, Johann Georg Adam Forster, Peter Simon Pallas, Martin Heinrich Klaproth, Ernst Florens Friedrich Chladni, William Smith
- Porträtköpfe am Mittelrisalit: William H. Harvey, Nikolaus Kopernikus, Georg Agricola
- Porträtköpfe an der Fassade zwischen mittlerem und rechtem Risalit: Jean-Baptiste de Lamarck, Pierre-Simon Marquis de Laplace, Jöns Jacob Berzelius Fh. v., Johann Friedrich Blumenbach, Lorenz Oken, Christian Gottfried Ehrenberg, Alcide Dessalines d’Orbigny, Christian Samuel Weiß, Karl Gustav Bischof
- Porträtköpfe am rechten Seitenrisalit: Abraham Gottlob Werner
- Porträtköpfe am linken Seitenrisalit: Gottfried Wilhelm Leibniz, Joseph Pitton de Tournefort, Georges Louis Lecierc Comte de Buffon, Carl von Linné
- vier Viktorien am Mittelrisalit
- am rechten Seitenrisalit: Nicolaus Joseph Baron v. Jacquin, René-Just Haüy, Johann Christian Fabricius, Antoine-Laurent de Jussieu
5. Fassade zur Ringstraße
- 5.1. Zweite Ebene in den oberen Stockwerken
- in Summe sechs Bogenzwickelhochreliefs:
- am linken Fenster: links: Thetys, rechts: Nereus
- am mittleren Fenster: links: Amphitrite, rechts: Poseidon
- am rechten Fenster: links: Leukothea, rechts: Okeanos
- 5.2. Erste Ebene auf den Fensterstürzen des zweiten Stockwerkes und der Balustrade
- an der Fassade links des Mittelrisalites: Léonce èlie de Beaumont, Johannes Müller, Stephan Ladislaus Endlicher
- am Mittelrisalit: Carl Ritter, Wilhelm Haidinger, Charles Lyell
- Figuren: links: Alexander Frhr. von Humboldt, Georges de Cuvier, Robert Brown, Carl Friedrich, rechts: Christian Mohs, Leopold von Buch, Louis Jean Rodolphe Agassiz
- an der Fassade rechts des Mittelrisalites: Karl Ernst von Baer, Pietro Angelo Secchi, Charles Robert Darwin
Ab Mitte März 2010 wurden die beiden Statuen „Afrika“ und „Asien“ zwei Monate lang restauriert. Beide überlebensgroßen Statuen wurden ursprünglich von Antonín Pavel Wagner um 1880 erzeugt.1
1 vgl. URL: http://www.denkmalpflegegmbh.at/index.php?id=9&projektname=nhm. [22.08.2013]
Die Bildhauer für die Arbeiten an dem Natur- und Kunsthistorischen Museum wählte der Architekt Semper selbst aus. Es wurde ihm von seinen Auftraggebern empfohlen, Absolventen der Akademie der bildenden Künste zu engagieren.1 Am 14. Mai 1874 wurde per kaiserlichem Handschreiben der nachdrückliche Wunsch ausgesprochen, einheimische Kräfte, vor allem Schüler der Wiener Akademie anzustellen, da die damalige Auftragslage im Kunstbereich sehr ungünstig war.2
Laut den Akkordprotokollen wurde Kundmann als Erster mit den Arbeiten für das Naturhistorische Museum vertraut gemacht. Kundmann wurde beauftragt, folgende Arbeiten für die Fassade des Museums auszuführen3: sechs mit symbolischen Köpfen zu schmückende Schlusssteine (Flora, Zeus-Amon, Vesta, Aesculap, Athene Hephaistos4), vier Viktorien, zwei Nischengruppen „Inspiration – Mathematik“ und „Forschung – Natur“, die Figurengruppe Europa, Asia sowie Amerika mit Australien. Ungeklärt bleibt, warum und zu welchem Anteil letztendlich Wagner die Erdteilallegorie Asia ausführte. Es wird vermutet, dass Kundmann diese Arbeit aus Zeitgründen abgegeben hat.5
Dem Akkordprotokoll vom 27. Juni 18766 zufolge erhielt Wagner folgende Aufträge für die Fassade des Naturhistorische Museums: zwei Porträtstatuen, Ferdinand Magellan und James Cook, sowie die Figurengruppe Afrika und Asia aus Medolinostein.
1AVA, StEF, HBC, Fasz. 77, 5. Sitzung am 9. Juli 1871.
2AVA, StEF, HBC, Fasz. 22; Lhotsky 1941, 83.
3AVA, StEF, HBC, Fasz. 23/1044, gez. Kundmann, Hasenauer, Wlassack, Wrbna, Matzinger, Friedel
4Bezüglich der letzten drei Schlusssteinköpfe bleibt es ungeklärt, wer diese tatsächlich ausgeführt hat.
5 vgl. Ginthör-Weinwurm 2008, 130.
6AVA, StEF, HBC, Fasz. 24/1419, gez. Wagner, Wlassack, Matzinger, Friedel.
Am 13. April 1869 erhielt Gottfried Semper den offiziellen Auftrag ein eigenständiges Projekt für die neue Hofburg und die damit verbundenen Museen zu entwerfen.1 Leider kam es während der Planung der Gebäude zu Schwierigkeiten und gröberen Auseinandersetzungen, unter anderem mit dem vorerst beauftragten Architekten Carl von Hasenauer, welcher nun mit Gottfried Semper zusammenarbeiten sollte. Nach heutigem Stand heißt es, dass die architektonische Grundidee zum Kaiserforum von Semper stammt. Der Erstentwurf von Hasenauer wurde von Semper verändert. Nach dem Tod Sempers 1879 führte sich Hasenauer als alleiniger Architekt beider Museen an. Allerdings ist zu sagen, dass nicht eindeutig festzustellen ist, wer von den beiden Architekten was genau ausgeführt hat.
1vgl. Lhotsky 1941, 53.
Zuletzt aktualisiert am: 01.06.2021