Dasing (Aichach-Friedberg), St. Martin Zitieren
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Auszug aus der Dissertation von Marion Romberg „Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert“ (362f. und 374f.):
[…Eine] Funktion der Erdteilallegorien und auch Hauptbezugspunkt des Asia-„Wandels“ wird im Falle einer Abweichung von [der] „Gemeinschafts“-Botschaft [des Huldigungstypus] sichtbar. Dies geschieht, indem einer der Erdteile aus der vertrauten Glaubensgemeinschaft unter Verwendung bekannter Feindkonstruktionen ausgeschlossen wird. Die Funktion erschließt sich über die vorläufige Reprobation eines der Erdteile: Nicht mehr die bestehende Einheit in der Huldigung, sondern die noch zu bevorstehende Einheit durch Bekehrung wird thematisiert.
In der Pfarrkirche St. Martin in Dasing bei Augsburg hat der Künstler Joseph Mages 1756 in Bezugnahme auf den Sieg der christlichen Seite im Schutze Mariens in der Schlacht von Lepanto diesen Triumph zum einen mit der Vernichtung der türkischen Flotte (rechts im Bild) und der Kapitulation bzw. Konvertierung des Repräsentanten Asiens; zum anderen aber auch mit der Vernichtung und Verdammnis des Lasters, der Sünde und des Unglaubens (Protestanten) in den seitlichen Kartuschen verbunden. Ein Blitz, ausgehend von einem der Engel im Zentralbild, verbindet das Geschehen.
[Die Asia nimmt die zentrale Rolle im Dasinger Langhausfresko ein.] Hier ist es nicht die Strahlkraft Christi [wie bspw. in Kitzbühel], die zur Kapitulation des Osmanischen Reiches (= Asia) führt, sondern die Konversion ist Resultat einer erlittenen Niederlage der türkischen Flotten gegen die christlichen Schiffsverbände.
Während America und Africa ehrfurchtsvoll den Blick senken, erheben die kniende Europa als Siegerin sowie die stehende Asia den Blick zu Maria. Asia ergibt sich mit ausgebreiteten Armen ihrer Niederlage, die himmlische Übermacht anerkennend. Die Darstellung rekurriert auf den Sieg der Katholischen Liga über die Osmanen bei Lepanto 1571. Im Vorfeld der Schlacht beteten Rosenkranz-Bruderschaften um die Hilfe der Gottesmutter. Daraufhin führte Papst Gregor XIII. 1572 das Fest Maria de Victoria ein.[1] Auf die Bedeutung Mariens für den Ausgang der Schlacht nimmt die Darstellung am Himmel Bezug. Maria als Rosenkranzkönigin wird von dem heiligen Dominikus und der heiligen Katharina von Siena verehrt. Während in Dasing das Augenmerk auf dem Moment des Triumphes liegt, gibt es Darstellungen wie auf der sogenannten Lepanto-Monstranz des Jesuitenkollegs von Ingolstadt, auf der Maria auf dem Heckkastell des christlichen Schiffes betend wiedergegeben ist.[2] Weitaus häufiger wird sie wie in Kirchhaslach und in Aislingen[3] als Kämpferin auf Wolken visualisiert, die durch den Abwurf von Feuerkugeln unmittelbar ins Kampfgeschehen eingreift. Sowohl der Sieg in der Schlacht am Weißen Berg 1620 als auch der in der zweiten Türkenbelagerung 1683 wurden ebenfalls dem Eingreifen Mariä zugeschrieben.[4]
[1] Vgl. Vocelka/Heller Lebenswelt 1997, 21.
[2] Vgl. die Forschungen von Clemens Kieser Lepanto-Monstranz 1995, 43–107; ders. Seeschlacht 1996, 115–132; ders. Memorialmonstranz 1998.
[3] Die Vorlage für Aislingen entnahm der Künstler Matthias Wolcker dem 1714 erstmals in Augsburg veröffentlichten Buch Gnaden-Gebäu … zu Kirchhaslach …, mit welchem das umfangreiche mariologische Programm der Kirchhaslacher Wallfahrtskirche in Bild und Text verbreitet wurde. Siehe hierzu ausführlich Romberg 2015, Kap. VIII 3.2.3.1. Die gnadenreiche Maria.
[4] Vgl. Vocelka/Heller Lebenswelt 1997, 21–25.
Komplettes Verzeichnis der in der Dissertation verwendeten Literatur findet sich in der Datenbank unter Bibliografie > Dissertation.
Von West nach Ost:
ORGELEMPORENBRÜSTUNG
- oben: Evangelisten
- unten:
- der reuige Petrus
- Christus als Weltherrscher
- Bekehrung des Saulus
LANGHAUS
- nördliche Seitenbilder:
- Kirchenvater heiliger Ambrosius (Grisaille)
- David und Goliath
- Judith und Holofernes
- Kirchenvater heiliger Gregor (Grisaille)
- Mittelbilder:
- Heilung einer Kranken durch die Gottesmutter (Anbau, Signatur: Frei nach Mages, Leitenmaier M. 1974)
- Marienmonogramm umgeben von musizierenden Engel
- Rosenkranzspende an die Heiligen Dominikus und Katharina von Siena, verherrlicht durch die vier Erdteile (im Hintergrund Seeschlacht als Verweis auf die Schlacht von Lepanto 1571) – Inschrift auf der Weltkugel: BEATAM ME DICENT OMNES GENERATIONIS Luc: i V.3
- Anbetungsengel
- südliche Seitenbilder:
- Kirchenvater heiliger Hieronymus (Grisaille)
- Sturz der Laster und des Unglaubens – Teil 1
- Sturz der Laster und des Unglaubens – Teil 2 – Buchinschrift: QUAE EST HAERESIS
- Kirchenvater heiliger Augustinus (Grisaille)
CHORBOGEN
Inschriftenkartusche: ORATE PRO NOBIS! – D.I.O.M B.V. MARIAE S. ROSARII REGINAE SS: MARTINO ET XIV AUXILIAT ORIBUS D.D. D. – MDCCLVI
CHOR
- nördliche Oratoriumsbrüstung: Tod des heiligen Martin
- nördliche Seitenbilder:
- Glaube und Hoffnung
- Emblem: Adler im Adlerhorst – Spruchband: FUGAT POTENTIA
- Emblem: Sonne erstrahlt über einen Garten – Spruchband: IACENTES ERRIGIT
- Emblem: Springbrunnen – Spruchband: OMNIBUS ABUNDANTER
- Mittelbilder: die Glorie des heiligen Martin
- südliche Seitenbilder:
- Caritas und Stärke
- Emblem: Löwe mit Jungen – Spruchband: RUGITU VIVIFICAT
- Emblem: Gewitter weicht der Sonne über einer Landschaft – Spruchband: CAELUM SERENAT
- Emblem: Fluss ergießt sich über eine Landschaft – Spruchband: UT PLURIBUS FLUAT
- südliche Oratoriumsbrüstung: Erweckung eines Toten durch den heiligen Martin
1897 Innenrenovierung
1938–1939 Erweiterung und Innenrenovierung: Umgestaltung des Hochaltars: Die ehemalige Hochaltarskulptur mit der Darstellung der Mantelspende wird durch das Thema „Der heilige Martin als Bischof von Tour“ ersetzt.
1950 Turmsanierung
1970/1974 Innenrenovierung: Mages Freskenzyklus wird im Bereich der Erweiterung von 1939 durch einen weiteren Deckenspiegel mit dem Thema „Heilung einer Kranken durch die Gottesmutter“ durch den Maler Leitenmaier erweitert. Signatur: Frei nach Mages, Leitenmaier M. 1974.
2011 Innenrenovierung[1]
- Reinigung der Raumschale
- Ausbesserung von Rissen in den Deckenfresken
- Erneuerung der Elektrik
- Installation einer Alarmanlage
[1] Vgl. die Zeitungsberichte zu den Renovierungsarbeiten in der Dasinger Kirche vom 10. Mai 2011 und vom 4. November 2011.
Zuletzt aktualisiert am: 20.06.2016