Dorfmerkingen (Ostalbkreis), SS. Mauritius und Georg Zitieren
Die Allegorien der vier Erdteile stehen auf einer Treppenarchitektur im unteren Teil des Freskos: links Afrika und Europa, rechts Asien und Amerika. Darüber am Himmel auf Wolken schwebt Maria Immaculata, flankiert von den Kirchenpatronen St. Mauritius und Georg.
Europa kniet zuvorderst und ist reich gekleidet und gekrönten Hauptes. Zu ihren Füßen liegen die Symbole ihrer geistlichen und weltlichen Hegemonie: Tiara, Krone, Mitra. Ein Page hinter hier trägt die Schleppe ihres mit Hermelin gefütterten Mantels. Ihr gegenüber, ebenso im Vordergrund, ist die Personifikation der Asia. In Physiognomie und Habit gleicht sie zwar einem Europäer, aber das klassische Attribut eines Weihrauchgefäßes, das sie schwenkt, sowie die eindeutige Identifizierung der anderen drei Erdteile lassen sie nur als Repräsentantin des in der Hierarchie der Erdteile an zweiter Stelle stehenden Kontinents Asia erkennen. In der zweiten Reihe stehen die dunkelhäutigen und männlichen Vertreter Afrikas und Amerikas. Afrika in Profil wiedergeben ist schwarzer Hautfarbe, trägt einen Turban und über seinen Federrock ein Gold bordiertes rotes Hemd, darüber einen grünen Mantel. Ein Page begleitet ihn. Mit einer Hand hält dieser die Schleppe des Mantels, mit der anderen einen Papagei. Hinterfangen ist der Page von einer Pyramide, deren Spitze in den Wolken der verschwindet. Amerika, von rötlicher Hautfarbe, ist frontal mit bloßem Oberkörper und ebenfalls in Begleitung eines Pagen dargestellt. Ein Tuch bedeckt seine Blöße, seine Hand liegt als Ausdruck seiner Ergebenheit auf seiner Brust. Ein Sonnenschirm, gehalten von seinem Pagen, schützt sein Haupt, auf dem er eine Federkrone trägt.
Für weitere Informationen siehe in der rechten Seiteleiste den Glossarbegriff „Himmelskönigin und Maria Immaculata“
Von West nach Ost:
LANGHAUS
- nördliche Seitenbilder (dazwischen Putti mit Symbolen der christlichen und Kardinalstugenden als Teil der dekorativen Malerei):
- Abigail bittet König David um Gnade für Nasbal – Spruchband: Gebenedyt seyst du die du mir heutigetags gewöhret hast, das ich nit zum blutvergießen kommen bin, und mich mit meiner Hand gerochen hast. 1. reg. c. 25 v. 35
- Kriegsherr mit dem Namen Mariens auf ihren Schildern – Spruchband: Du Bist Erschröckhlich wie ein Wohlgeordnetes Kriegs Heer. Cant. C. 6. v. 3.
- Esther vor Artaxerxes – Spruchband: Wan Du auch das halbe Königreich begehren wirst, so soll es dir gegeben werden. Esth. c.5 V. 3
- Mittelbilder:
- Judith und das Haupt des Holofernes – Spruchband: Der Herr hatt dich geseegnet in seiner Krafft, dan er hatt durch dich unsere Feindt zu nicht gemachet. Judith c 13. v. 22.
- Verherrlichung Maria Immaculata durch die Heiligen Mauritius (Schild: „Under Deinen Schutz“) und Georg (Kartusche: „Fliehen Wür. Ecclesiae“) sowie durch die vier Erdteile – Inschriftenkartuschen (oben): Du bist ganz Schön, meine Freündin, und ist an dir kein Markhel. Cant. C. 4. V. 7 & (unten): Den siehe von nuhn an werden mich seelig sprechen alle Geschlechter. Luc. Cap. 1. V. 48.
- Heilig-Geist-Taube
- südliche Seitenbilder (dazwischen Putti mit Symbolen der christlichen und Kardinalstugenden als Teil der dekorativen Malerei):
- der Turm Davids mit 1000 Schilden und Waffen der Starken – Spruchband: Wie der Thurm Davids der mit seiner Vorwehr gebauet ist, daran hangen tausent Schillt aller rystung der Starkhen. Cant. c. 4. V. 4
- Jaël tötet den Sisera – Spruchband: Sie wirdt dir den Kopff zerknirschen. Genes. Cap. 3. V. 15.
- Königin von Saba vor dem König Salomon – Spruchband: Seelig seynd die Männer, auch seelig seynd deine Diener, welche allzeit vor dir stehn. 3. Reg. C. 10. v. 8.
Chorbogen: Wappen des Patronatsherren – Spruchband: HaeC paroChIaLIs eCCLesIa noVIter ereCta fVIt sVb feLICI gLorIoso aVspICIo phILIppI CaroLI De oettIng oettIng WaLLersteIn. [= 1747]
CHOR
- nördliches Seitenbild (Grisaille): Pelkin füttert seine Jungen
- Mittelbild: Die Opferung des Lammes Gottes als Symbol des eucharistischen Opfers – Spruchband: Als dan sollt die ganze Gemeindte der Kinder Israel das lamb auff den abendt zum Opfert schlachten Exod. C. 12 V. 6; Inschriftenkartuschen (im Bild): Ich seze Mein Leben vor meine Schaaff Johan. C. 10 v. 15. & (unterhalb des Bildes): Damitt sie das Leben haben und überflüssiger haben sollen Johan. Capil 10 V. 10
- südliches Seitenbild (Grisaille): Phönix aus der Asche steigend
1870 Außen- und Innenrenovierung (Übertünchung der Fresken sowie Entfernung der barocken Innenausstattung zugunsten einer neoromanischen Ausstattung)
1930 Freilegung der Fresken und Auffrischung in ihrem ursprünglichen Zustand (Festschrift Dorfmerkingen 2005, 16) durch Restaurator Manz (Stuttgart); allerdings Verlust der drei westlichen Seitenbilder
1957 Einbau neuer Barockaltäre unter Pfarrer Kilian Nuß (reg. 1955–1965)
1963–1968 Erweiterung und Innenausbau der Kirche unter Pfarrer Nuß und Pfarrer Alois Lanig (reg. 1966–1978); oberhalb der Orgelempore und unterhalb des Wappen des Rottenburger Bischofs findet sich ein Spruchband mit folgendem Inhalt:
„Versetzung des baufälligen Turmes nach Südosten
1963 Vergrößerung der Kirche nach Westen
1964 Gesamtrestaurierung mit Weiterführung der dekorativen Malerei 1968“
Für eine Abbildung des Außenbaus zur Zeit der Turmversetzung siehe BKA Marburg mi07531b05
1982 Innen- und Außenrenovierung
2000 umfassende Renovierung des Äußeren und des Inneren; u. a. die Deckengemälde, die gereinigt und durch die drei westlichen Bilder „Judith und Holofernes“, „Abigail und David“ und „Hohelied Salomons“ von der Hand des Restaurators Ralf Meschke und dessen Tocher Elke (Obermarchtal) vervollständigt wurden.
Auszug aus der Dissertation von Marion Romberg „Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert“ (319–323):
Das Bildprogramm entstammt der Feder des Neresheimer Dekan Mack[1], der in einem Brief vom 9. Mai 1748 seine Vorstellungen wie folgt zu Papier brachte. Für den Chorbogen sah Mack die Personifikation der Fama vor, die das gräfliche Wappen präsentiert. Auf dem Wimpel sollte auf den Patronatsherren mit folgenden Worten verwiesen werden:
ECCLesIa haeC paroChIaLIs noVIter ereCta fVIt sVb feLICI gLorIoso aVspICIo phILIppI CaroLI De oettIng oettIng VVaLLersteIn. [= 1747]
Für den Chor sah er des Weiteren vor:
„Oben ein Berg, darauf die Schlachtung des Lammes (auf das hochwürdige Gut und den Tod Christi am Kreuz hinweisend) wie es Gott durch Moses und Aaron verkünden ließ; die Schrift bei dem Lamme sollte heißen: Alsdann solle die ganze Gemeinde der Kinder Israels das Lamm auf dem Abend zum Opfer schlachten. Erod. 12,6.
unterhalb in diesem Feld eine Kreuzigung Christi; aus seinen 5 Wunden springen
5 Gnadenbrunnen, die sich in eine untergesetzte Muschel sammeln, aus welchen die Schäflein, bei denen ein Genius in Gestalt eines Hirten steht, trinken. Dabei beim Kruzifix ein Engel mit dem Schild: ich setze mein Leben für meine Schafe“ Jo. 10, 15; bei dem Schäflein der Genius mit dem Schild: Damit sie das Leben haben und überflüssig haben,Ferner sollen noch einige Engel um das Kruzifix und um die Muschel zur Ausfüllung des Feldes gemacht werden.“
Für das Langhaus:
„1. Oben im mittleren Feld [direkt hinter dem Chorbogen auf der Langhausseite] der
Hl. Geist, wie er durch das vom Himmel kommende Feuer das Brandopfer zum Zeichen des göttlichen Wohlgefallens verzehrt. Schriftwort: Und siehe das Feuer ging aus vom Herrn und verzehrte das Brandopfer. Da solches das Volk sag, lobten sie Gott und fielen nieder auf ihr Angesicht. Lv. 9, 24,2. Das große mittlere Feld solle gemalt werden: in der Mitte U. L. F. Unbefleckte Empfängnis, oben in der Glorie ein Engel mit einem Spiegel in welchen von dem darüberstehenden Namen Jesu ein Strahl fällt mit der Beischrift: Ohne Makel; auf der andern Seite ein anderer Engel, herabtretend auf die unten gemalte, mit der Schlange umwickelte Weltkugel, haltend in der Hand ein Schild mit den Worten: nicht für dich, sondern für alle ist dieses Gesetz gemacht. Esther 15,13.
Zu Rechten der Unbefleckten Empfängnis St. Mauritius stehend, in der einen Hand eine Kriegsfahne und einen Schild mit dem Namen Mariä und den Worten: unter deinen Schutz und Schirm, mit der Rechten auf Maria weisend. Zur linken Seite St. Georg stehend, mit der Lanze in der Rechten den Drachen in den Rachen stoßend; in der Linken ein Schild mit den Worten: fliehen wir.
Die Unbefleckte hat ums Haupt 12 Sterne, zu Füßen der Mond, darunter die Weltkugel mit der Schlange; daneben die 4 Teile der Welt und die Schrift: siehe von nun an werden mich selig sprechen alle Geschlechter, denn er hat große Dinge an mir getan; der da mächtig ist, Luk. 1,48f.
Dann folgen 7 kleinere Felder um das mittlere große herum; die zwei ersten enthalten alttestamentliche Figuren, auf Maria anspielend; die 5 anderen alttestamentliche martialische Figuren, die auf Maria und die beiden Kriegshelden Moritz [sic!] und Georg abzielen:
1. oben im Eck rechts (Evangelienseite) die Königin Esther vor dem König Assuerus; Inschrift: wenn du auch ein halbes Königreich begehren wirst, so sollst du es erhalten. Esth. 7,2.
2. oben im Eck links (Epistelseite) die Königin Saba vor dem König Salomon; Inschrift: selig sind die Männer, auch selig sind deine Diener, welche allzeit vor dir stehen. Reg. 10,8.
3. im mittleren Feld rechts ein wohlgeordnet Kriegsheer, auf ihren Schilden der Name Maria, Inschrift: erschrecklich wie ein wohlgeordnet Kriegsheer, Cant.6,4?
4. im mittleren Feld links wie Jahel den chananäischen Kriegsobersten Sisara auf seiner Flucht aus der Schlacht in ihrem Haus mit einem Nagel durch die Schläfe am Boden anheftet. Inschrift: sie wird dir den Kopf zerknirschen. Gen. 3, 15.
5. im unteren Feld rechts der Turm Davids mit 1000 Schilden und Waffen der Starken behängt, auf den Schilden der Name Mariä, vor dem Mars selbst erstaunt; Inschrift: wie der Turm Davids, der mit seiner Vorwehr gebaut ist, daran hangen 1000 Schilde, alle Rüstungen der Starken. Cant. 4,4.
6. im unteren Feld links die Judith, wie sie nach erschlagenem Holofernes mit dessen abgeschlagenen Haupt glücklich zur Stadtpforte der belagerten Stadt Bethulia kommt, die Ihrigen erfreut und befreit; Inschrift: der Herr hat dich gesegnet in deiner Kraft; denn er har durch dich unsere Feinde zunichte gemacht. Judith 13,22.
7. im unteren Feld in der Mitte die kluge verständige Abigail, wie sie den erzürnten David besänftigt und den von David schon geschworenen Tod von ihrem ganzen Haus und Geschlecht abwendet; Inschrift: gebenedeit seist du, die du mir heutigentags gewähret hast, daß ich nicht zum Blutvergießen kommen bin und mich mit deiner Hand gerichtet hast. 1. Reg. 25.33.“[2]
[Hervorhebungen d. d. Autorin]
Der Autor des Deckenprogramms lieferte für die zentralen Bildfelder im Chor und im Langhaus detaillierte Beschreibungen. Von den Attributen über die Gestik bis hin zur Haltung der Personen steuerte er auch Vorgaben zur seiner Komposition des Bildes bei. Sein Interesse galt besonders den Heiligen und Maria. Die Erdteile erwähnt er lediglich kurz, indem er sie mit „4 Teile der Welt“ [3] bezeichnet. Für die acht umgebenden Bildfelder im Langhaus beschränkt er sich auf die Beschreibung ihrer Positionierung, auf ihr Thema sowie die beizufügenden Inschriften. Die bildliche Umsetzung überließ er eindeutig vollständig dem Künstler.
Zink allerdings, wie ein Vergleich von Konzept und Ausführung für das Erdteilfresko ergibt, hat sich bei den zentralen Bildfeldern nicht sklavisch an Macks Vorgaben gehalten. Während er im Chor weitestgehend dessen Vorstellungen umsetzte,[4] erlaubte er sich im Hauptfresko des Langhauses größere Freiheiten. Den Themen blieb er treu, allerdings griff er in Macks kompositorische Vorgaben ein, indem er beispielsweise dem Pendant zum Engel mit dem Spiegel statt eines Schildes einen Blumenkranz gab, Inschriften kürzte oder veränderte, diese in eigenständige Inschriftenkartuschen oberhalb und unterhalb des Bildfeldes auslagerte oder die Haltung der Heiligen veränderte.
Programm |
Ausführung |
in der Mitte U. L. F. Unbefleckte Empfängnis |
Ja |
„oben in der Glorie ein Engel mit einem Spiegel in welchen von dem darüberstehenden Namen Jesu ein Strahl fällt mit der Beischrift: Ohne Makel; auf der andern Seite ein anderer Engel, herabtretend auf die unten gemalte, mit der Schlange umwickelte Weltkugel, haltend in der Hand ein Schild mit den Worten: nicht für dich, sondern für alle ist dieses Gesetz gemacht. Esther 15,13.“
|
Engel mit Spiegel ausgeführt, allerdings ohne Name Jesu und Lichtstrahl Stattdessen Darstellung einer Taube, von der Lichtstrahlen direkt auf Maria treffen, analog zur Vision der heiligen Crescentia von Kaufbeuren (siehe Abb. VI-12) Inschrift abgeändert in: „Du bist ganz Schön, meine Freündin, und ist an dir kein Markhel. Cant. C. 4. V. 7“ und in eine eigenständige Inschriftenkartusche oberhalb des Bildfeldes platziert zweiter Engel schwebt neben Maria und hält einen Blumenkranz im rechten Arm |
„Zu Rechten der Unbefleckten Empfängnis St. Mauritius stehend, in der einen Hand eine Kriegsfahne und einen Schild mit dem Namen Mariä und den Worten: unter deinen Schutz und Schirm, mit der Rechten auf Maria weisend.“ |
der Heilige ist kniend dargestellt Inschrift auf dem Schild verkürzt zu: „Under Deinem Schutz …“ Zeigegestus nicht auf Maria, sondern auf den Schild gerichtet |
„Zur linken Seite St. Georg stehend, mit der Lanze in der Rechten den Drachen in den Rachen stoßend; in der Linken ein Schild mit den Worten: fliehen wir.“ |
umgekehrte Darstellung der Attribute: in der Rechten ein Schild und in der Linke die Lanze Lanzenstoß nicht in den Rachen, sondern in den Hals Erweiterung der Inschrift zu: „Fliehen Wür. Ecclesiae“ |
„Die Unbefleckte hat ums Haupt 12 Sterne, zu Füßen der Mond, darunter die Weltkugel mit der Schlange; daneben die 4 Teile der Welt und die Schrift: siehe von nun an werden mich selig sprechen alle Geschlechter, denn er hat große Dinge an mir getan; der da mächtig ist, Luk. 1,48f.“ |
die Erdteile sind unterhalb der Weltkugel dargestellt Auslagerung der Inschrift in eine eigenständige Inschriften-kartusche unterhalb des Bildfeldes verkürzte Inschrift zu: „Den siehe von nuhn an werden mich seelig sprechen alle Geschlechter. Luc. Cap. 1. V. 48.“ |
Von den acht geforderten Seitenbildern vertauschte Zink einmal die Reihenfolge im hinteren Teil (mittig: Abigail/Judith [Mack/Zink], auf der Evangelienseite (Judith/Abigail [Mack/Zink]) und war wohl aufgrund der existierenden Platznot durch das Heilig-Geist-Loch sowie wegen symmetrischer Überlegungen zur Deckengestaltung gezwungen, das achte Bild verkürzt darzustellen. Es handelt sich um das erste Bild auf der Langhausseite direkt hinter dem Chorbogen. Zink verkürzte es auf eine von züngelnden Schlangen umgebene Taube im Flug; die Inschrift lässt er vollkommen weg.
[1] Mack schrieb nicht zum ersten Mal ein Programm für eine Kirchenausstattung. In seiner Pfarrei in Neresheim bemühte er sich stets sehr für die Kirchenzier der Stadtpfarrkirche. Von ihm ist auch ein Programm für die dort befindliche Kanzel erhalten. Aus seinen persönlichen Aufzeichnung geht hervor, dass Dekan Mack „während seiner 40jährigen Stadtpfarrtätigkeit nicht weniger als 370fl. zur Verschönerung der Pfarrkirche“ (335) ausgegeben hatte. Vgl. Weißenberger Neresheim 1936/37, 316-318 und 335f.
[2] Zitiert nach: Weißenberger Neresheim 1936/37, 256f. Ebenfalls abgedruckt in ders. Dorfmerkingen 1981, 9f.
[3] Der Autor schreibt zwar von fünf Teilen, aber es handelt sich hierbei um einen Fehler in der Transkription, da letztlich nur vier Erdteile ausgeführt wurden und zur Zeit der Entstehung Australien noch nicht als eigenständiger Kontinent bekannt war. Auch bei der Transkription der im Bildprogramm befindlichen Spruchbänder sind immer wieder Ausbesserungen vom Autor zu notieren (statt „gerochen“ hat er „gerichtet“ geschrieben bei der Darstellung Abigail vor David).
[4] Er greift in die Positionierung der Inschriften ein, indem er sie nicht alle ins Bildgeschehen, sondern in ein Spruchband oberhalb sowie in eine Inschriftenkartusche setzte. Darüber hinaus war er wohl auch der Ansicht, dass das Bildfeld keiner weiteren Auffüllung durch Engel bedurfte.
Komplettes Verzeichnis der in der Dissertation verwendeten Literatur findet sich in der Datenbank unter Bibliografie > Dissertation.
Auszug aus der Dissertation von Marion Romberg „Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert“ (323 und 328f.):
Zusätzlich zum Programm soll Mack auch Kupferstiche geliefert haben.[1] Während die Vorlagen zu den anderen Bildthemen noch nicht identifiziert werden konnten, kann die Erdteilgruppe eindeutig mit zwei Kupferstichen von Johann Georg Bergmüller in Bezug gebracht werden. Afrika und Asia sind einer Komposition Bergmüllers entnommen, die er 1723 für ein Hochaltarblatt in der Eichstätter Dominikanerinnenkirche entworfen hatte; Europa und Amerika hängen mit einem Entwurf Bergmüllers zusammen, der mit einem Thesenblatt der Olmützer Jesuitenuniversität aus dem Jahr 1719 in Verbindung steht. Es handelt sich hierbei um eine Komposition, die im gesamten 18. Jahrhundert vor allem im bayerisch-schwäbischen Raum zirkulierte und zahlreichen Künstlern als Vorlage [siehe den Datenbankeintrag „Erdteilallegorien von Johann Georg Bergmüller] diente. Zinks Übernahme beschränkt sich allerdings auf die Erdteile. Entweder hat der Konzeptor auf eine exakte Umsetzung seines bereitgestellten Kupferstiches nicht bestanden oder die Kupferstiche wurden von Zink selbst eingebracht, da er mit Bergmüller persönlich bekannt war. […] Vermutlich hatte der „gebürtige Eichstätter“ Johann Michael Zink […] das Hochaltarbild in der Dominikanerklosterkirche bei einem Besuch bei seinem Vater Matthias Zink in Eichstätt gesehen.[2] […] Weitere Einzelstücke aus dem Formenschatz Bergmüllers finden sich in der Gestalt Mariens sowie des Engels, der einen Blumenkranz hält. Beide befinden sich im Auszugsbild des Hochaltars in der Kauferinger Pfarrkirche St. Johannes Baptist, dessen Komposition sich ebenfalls als Radierung sowie auf einem Schabkunstblatt Verbreitung fand. [3] Trotz aller Unterschiede, die zum Teil der Übermalung des 19. Jahrhunderts zuschulden sind, stechen die Gemeinsamkeiten in Haltung, Kleidung und Komposition ins Auge. Alle drei werden um 1718/19 datiert.[4] Vermutlich stammt auch die Idee, eine Taube anstatt des Namens Jesu abzubilden, von diesem Stich. Bergmüllers Komposition hatte im Œuvre Zinks immer wieder eine große Bedeutung.[5]
[1] Vgl. Weißenberger Neresheim 1936/37, 256.
[2] Vgl. Weissenberger Zink 1967, 57.
[3] Die Gruppe wurde auch 1740 von Johann Heel im Altarbild der Kapelle in Rückholz sowie 1757 von Johann Baptist Enderle im Chorfresko der Pfarrkirche zu Wallenhausen ausgeführt. Vgl. Dasser Enderle 1970, 26, 149; Epple Heel 2003, 48, 61.
[4] Vgl. Friedlmaier Druckgraphisches Werk 1998, 14 D 31 und 50, D 147; Epple/Strasser Bergmüller 2012, 82.
[5] 1724 malte Zink unter Verwendung von Entwürfen Bergmüllers die Chorkuppeln der Klosterkirche von Fultenbach aus. Denselben Entwurf verwendete er erneut 1735 bei der Ausmalung der Pfarrkirche Großkuchen. Eine in brauner Feder ausgeführte Zeichnung mit Maria Immaculata, die sich heute im Besitz der Graphischen Sammlung München (Inv.-Nr. 31980 Z) befindet, wurde zunächst Bergmüller zugeschrieben, um dann 2004 von Joseph Strasser schließlich Zink zurückgegeben zu werden. Vgl. Hafner Fultenbach 1915, 264f., 269; Weißenberger Zink 1967, 63f.; Seufert Fultenbach 1998, 155f., 168; AK Salzburg Bergmüller 2004, 74.
Komplettes Verzeichnis der in der Dissertation verwendeten Literatur findet sich in der Datenbank unter Bibliografie > Dissertation.
Auszug aus der Dissertation von Marion Romberg „Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert“ (318f.):
Die Ortschaft Dorfmerkingen, in der die Ellwanger Fürstpropstei größter Grundherr war, unterlag Oettinger Landeshoheit. In dieser Funktion übten die Grafen von Oetttingen-Wallerstein auch das Patronatsrecht aus. In ihrem Auftrag wurden bereits 1739 erste Gutachten zum Neubau der baufälligen Kirche durch den Donauwörther Baumeister Johann Baptist Wiedemann sowie den aus Ohmenheim stammenden Maurermeister Maurus Mair angefertigt. Allerdings sollte es weitere acht Jahre dauern, bis die Planungen Gestalt annahmen. Der Initiator war der seit 1730 dem Landkapitel Neresheim, zu dem die Pfarrei Dorfmerkingen gehörte, als Dekan vorstehende Neresheimer Pfarrer Anton Carl Mack.[1] In Absprache mit dem Patronatsherrn Philipp Karl zu Oettingen-Wallerstein wurde die Leitung für den Neubau Maurus Mair übertragen. Mit der Ausmalung des Baus, der 1751 fertiggestellt und 1755 durch den Augsburger Weihbischof Franz Xaver Adelmann von Adelmannsfelden, unter anderem in Anwesenheit des Neresheimer Abtes Benedikt Maria Angehrn OSB, geweiht worden war, wurde der Neresheimer Maler Johann Michael Zink betraut. Zink war Mack nicht nur über seine Tätigkeit als Freskant für die Kirche Mariä Himmelfahrt (1728 und 1745) in Neresheim bekannt, sondern auch durch Zinks Position als Kammerdiener des verstorbenen Abtes Amandus Fischer OSB und als bevorzugter Maler in den inkorporierten Pfarrkirchen des Benediktinerklosters Neresheim.[2] Seine Anweisungen für das Bildprogramm erhielt Zink von Dekan Mack, [3] der in einem Brief vom 9. Mai 1748 seine Vorstellungen zu Papier brachte (siehe oben Vorlagen).
[1] Während die Rolle Anton Carl Macks durch den von ihm ausgeführten Programmentwurf eindeutig belegt ist, kann das Ausmaß des Engagements des ortsansässigen Pfarrers Johann Balthasar Manz und seiner Stellvertreter schwer eingeschätzt werden. Manz wurde am 1. Dezember 1744 aus Ellwangen auf die Pfarrstelle in Dorfmerkingen berufen. Ihm zur Seite standen die Coopertores Johann Kaspar Seetz (1744) und Johann Baptist Schwager (Amtszeit 1747–1750). Manz folgte am 20. Dezember 1749 Johann Martin Eyberger, der ebenfalls aus Ellwangen stammte. Vgl. Festschrift Dorfmerkingen 2005, 76.
[2] Für ein Werkverzeichnis siehe Weißenberger Zink 1967, 57–71.
[3] Mack schrieb nicht zum ersten Mal ein Programm für eine Kirchenausstattung. In seiner Pfarrei in Neresheim bemühte er sich stets sehr für die Kirchenzier der Stadtpfarrkirche. Von ihm ist auch ein Programm für die dort befindliche Kanzel erhalten. Aus seinen persönlichen Aufzeichnung geht hervor, dass Dekan Mack „während seiner 40jährigen Stadtpfarrtätigkeit nicht weniger als 370fl. zur Verschönerung der Pfarrkirche“ (335) ausgegeben hatte. Vgl. Weißenberger Neresheim 1936/37, 316-318 und 335f.
Komplettes Verzeichnis der in der Dissertation verwendeten Literatur findet sich in der Datenbank unter Bibliografie > Dissertation.
Zuletzt aktualisiert am: 17.09.2016