Rettenbach (Deggendorf), Mariä Heimsuchung Zitieren
Während im Chor die Verkündigung an Maria dargestellt ist, ist das Langhausfresko der Apotheose der Gottesmutter gewidmet. Zentral dargestellt ist Maria auf Wolken kniend vor ihrem Sohn. Unter ihr haben sich auf einem Wolkenkranz Personen aus dem Alten und Neuen Testament und Heilige geschart. Unter dieser himmlischen Szene hat sich die irdische Bevölkerung auf Erden auf den Stufen zu einer monumentalen Tempelarchitektur um einen Altar versammelt. Teil dieser Menschenmenge, die sich aus geistlichen und weltlichen Würdenträgern wie auch aus Vertretern des einfachen Volkes zusammensetzt, sind die vier Erdteile. Durch ihre Kleidung und Physiognomie stechen sie aus der Gruppe hervor: ein Mohr, ein Indianer und ein Türke. Europa kniet zur Seiten des Papstes.
Die Rettenbacher Erdteile gehören zu einer kleinen Gruppe von Kompositionen, in denen die Erdteile unmittelbar im Bild mit Vertretern der lokalen Bevölkerung dargestellt werden. Gemeinsam fungieren sie als Bezugspunkt des Betrachters. Durch ihre Körpersprache leiten sie ins Bildgeschehen und vermitteln durch ihre irdische Gebundenheit zwischen Betrachter und himmlischer Botschaft. Gleichzeitig erweitern sie durch ihre Präsenz die regionale Zielgruppe. Besonders deutlich wird dies nicht nur innerhalb von Bruderschaftsfresken, sondern auch in Fällen, in denen entweder Vertreter der Protestanten als auszuschließender Gegenpartei oder eben das Volk als Abbild der Gemeinschaft der Gläubigen im Bild gemeinsam mit den Erdteilen dargestellt werden. Innerhalb der „Volksgruppe“, die in Ringingen, Hurlach und Rettenbach abgebildet sind, finden sich zum Teil konkrete historische Personen des Ortes (Ortsgeistlichkeit, Auftraggeber, Kranke, Leidende, Gläubige).
In diesen Fällen vermischen sich die allegorischen Figuren mit realen Personen. In Ringingen finden sich zusätzlich topografische Verweise (=> Ringingen). In Rettenbach sind die Erdteile anders als in Ringingen oder Hurlach nicht separat, sondern inmitten der lokalen Bevölkerung dargestellt sind. Der Pfarrer findet sich hier, im Gegensatz zu der prominenten Position des Ringinger Pfarrers, links im Hintergrund, erkennbar an seiner Kleidung. Hierdurch wird zwar einerseits der Gegensatz fremd versus eigen explizit betont, aber andererseits gleichzeitig auch abgeschwächt, da die Vertreter Asiens, Amerikas und Afrikas mit Europa – in Gestalt der eigentlichen Personifikation sowie des Volkes – im Glauben vereint sind. In dieser Kombination gelingt es in besonderem Maße, die Repräsentation gottgewollter Ordnung und ihrer weltweiten Gültigkeit unter unmittelbarer Einbindung des Betrachters – sprich: des Gläubigen – zu manifestieren.
Von West nach Ost:
ORGELEMPORENBRÜSTUNG
- oben: Inschriftenkartusche – Lobet den Herrn mit Paucken und in Reihen, Lobet ihn mit Saitenspiel und Pfeifen. Psal: 150. V. 4.
- unten: Inschriftenkartusche – Bitt für uns, o heilige Gottesgebährerinn!
LANGHAUS
- nördliche Seitenbilder:
- Evangelist Johannes
- Inschriftenkartusche – O du glorwürdige und gebendyte Jungfrau, unsre Frau, unsre Mittlerinn, unsre Fürsprecherinn, versöhne uns mit deinem Sohn, befiehle uns deinem Sohn, fürstelle uns deinem Sohn.
- Evangelist Markus
- Mittelbild: Verherrlichung der Apotheose Mariens durch die vier Erdteile und die Dorfbevölkerung (inkl. Allerheiligenhimmel) [Signatur]
- südliche Seitenbilder:
- Evangelist Lukas
- Inschriftenkartusche – Verschmähe nicht unser Gebeth in unsern Nöthen, sondern erlöse uns allezeit von aller Gefährlichkeit.
- Evangelist Matthäus
CHORBOGEN
Inschriftenkartusche – Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir oh heilige Gottesgebährerin,
CHOR
- oberhalb des Gesims Grisaillebilder (im UZ):
- Darbringung Christi im Tempel
- Mariä Geburt
- Tempelgang Mariens
- Vermählung Mariens
- Mittelbild: Mariä Verkündigung
Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016