Serfaus (PB Landeck), Mariä Himmelfahrt Zitieren
Das Chorfresko zeigt eine sehr gedrängte, dynamische Komposition. Im Himmel das Nomen sacrum IHS in einer Gloriole im Himmel, das Christuskind sitzt auf dem Querbalken des H wie auf einem Stuhl. Die rechte Hand segnend ausgestreckt, in der linken hält es das Kreuz. Umgeben von jubelnden, in Anbetung begriffenen Engeln
Durch Wolkenbank vom Himmel getrennt, knien die Erdteile eng aneinander gerückt in der linken Bildhälfte auf steinernen Stufen. Aus dem Himmel fährt ein gezackter Blitz über die rechte Bildhälfte herab und stürzt drei um sich schlagende dämonische Gestalten über den Rahmen des Bildes. Es handelt sich hier um eine Visualisierung der: „damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde / ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu.“ Die sechs Inschriftenkartuschen zu beiden Seiten des Deckengemäldes machen deutlich, dass es hier um eine Visualisierung der Botschaft des Philipperbriefes 2,10 handelt: „Im Namen Jesu / beuge sich / jedes Knie / im Himmel / auf Erden / und unter der Erden.“
Unter den Erdteilen ist Europa zentral positioniert. Sie ist dargestellt als Monarchin mit Krone und hermelinbesetztem Mantel, ein goldenes Räucherfass schwingend. Rechts von ihr kniet die weibliche Allegorie Afrikas, an ihrer linken Seite kauert Asien auf den Stufen. Dahinter steht Amerika mit Federkrone und reichem Perlenschmuck. Alle vier Figuren blicken zum Nomen sacrum auf, entweder in Posen lebhafter Freude (Amerika, Afrika) oder ehrfürchtiger Demut (Asien). Zu Füßen der Erdteile liegt eine große blaue Weltkugel, auf der ein goldenes Kreuz als Zeichen der Herrschaft Christi befestigt ist.
Philipp Jakob Greil folgte in diesem Fresko durchaus der ikonografischen Tradition. Auffallend ist allenfalls der Umstand, dass Asien, Afrika und Amerika nicht ganz eindeutig zu identifizieren sind. Die Allegorie Asiens ist mit Sicherheit eine der beiden Figuren mit Turban. Es war üblich, im Gemälde eine räumliche Hierarchie der Erdteile abzubilden, in der Asien unmittelbar hinter oder ex aequo mit Europa positioniert wurde. Daher darf man die kauernde Figur links neben Europa wohl als Asien betrachten. Die demütige Haltung dieser Figur passt auch zum Topos von Asien als Kontinent des Islam: Der Eindruck der Manifestation des Namen Jesu wirkt auf diese Allegorie eines nach damaligen Maßstäben ungläubigen Kontinents besonders machtvoll.
Weshalb ist nun nicht die Figur mit dunkler Hautfarbe links hinter Asien als Afrika zu identifizieren, sondern als Amerika? Für diese Identifizierung spricht zum einen die Federkrone und der unbekleidete Oberkörper, während umgekehrt die orientalische Aufmachung der Figur rechts außen gar nicht in die Tradition der Amerikaikonografie passt. Vergleicht man darüber hinaus die Darstellung in Serfaus mit dem einige Jahre später von Greil gemalten Fresko in Kappl, das ganz offensichtlich der gleichen Vorlage folgt, dann zeigt sich, dass dort Afrika mit ganz ähnlicher Kleidung und in identer Haltung ausgeführt wurde. Möglicherweise erklärt sich das heutige Aussehen der Afrikaallegorie in Serfaus auch durch die Restaurierung und Ergänzung der Fresken im Jahr 1967 durch Wolfram Köberl.
HAUPTSCHIFF
- 1. Joch:
- zentrales Fresko: heiliger Joseph als Fürsprecher
- Kartuschen über den Fenstern: Putti mit Zimmermannswerkzeugen
- 2. Joch:
- zentrales Fresko: Himmelfahrt Mariens
- Kartuschen über den Fenstern: vier Evangelisten (links Markus und Johannes, rechts Lukas und Matthäus), Putti mit Musikinstrumenten
CHORBOGEN
Chronogramm 1766
CHOR
- Hauptfresko: Anbetung des Namens Christi durch die vier Erdteile
- sechs Schriftkartuschen in den Fensterwölbungen: Im Namen Jesu / beuge sich / jedes Knie / im Himmel / auf Erden / und unter der Erden
Bei der Renovierung der Jahre 1967 bis 1968 wurden beschädigte Fresken durch Wolfram Köberl ergänzt.
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2016