Vorderburg (Oberallgäu), St. Blasius Zitieren
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In einem längsovalen Deckenbild mit gemalten Rahmen erstrahlt die Hostie in einer goldenen Monstranz der Sonne gleich am Himmel. Sie wird von Wolken und einer Engelschar emporgehoben. Auf Erden haben sich die vier Erdteile um eine Weltkugel versammelt. Wie in der Bildunterschrift zu lesen „Die ganze Welt soll dich anbetten, Ps: 65. v. 4.“ huldigen sie dem allerheiligsten Altarsakrament.
Am linken Bildrand kniet am Fuße eines mit Bäumen bewachsenen Hügels in Rückenansicht die weibliche Vertreterin Europa. Ihr Gesicht ist nur im Profil zu sehen. Wie bei ihren Schwestern ist ihre Aufmerksamkeit ganz von der Himmelserscheinung gefesselt. Ein kostbarer goldener, mit Pelz verbrämter Brokatmantel lässt nur an Arm und Knie ihr rot-blaues Kleid erkennen. Ihr weißes Haar ist mit Perlen geschmückt. Auf dem Boden umgeben sie Gegenstände ihres Könnens, ihres Interesses, ihres Anspruchs: die Tiara und eine Krone auf einem blauen Kissen, daneben das Papstkreuz, eine weitere Krone und ein Zepter, Schreib- und Malutensilien sowie eine Himmelskugel. Hinter ihr begleitet sie ein sich aufbäumender Schimmel.
Auf der anderen Seite der Weltkugel, auf der skizzenhaft die Umrisse Nord- und Südamerikas zu erkennen sind, sind vereint die anderen drei Personifikationen zu sehen. Asien, die im Bildvordergrund kniet, schwenkt ein Weihrauchfass. Sie ist in einem Kaftan mit Goldborte, einer Hose und wadenhohe Stiefel sowie einem roten wallenden Mantel gekleidet. Diagonal über ihrer Brust liegt ein mit Edelstein besetztes Band, das sich auch am Kragen ihres Gewands fortsetzt. An den Ohren und um den Hals hängen beziehungweise liegen Perlen. Ein Turban als wichtigstes Merkmal der Bewohner Asiens schmückt ihren Kopf. Hinter ihr ruht ein Kamel. Rechts von ihr lehnt die schwarzhäutige Repräsentantin Afrikas mit ausgestreckten Händen an der Weltkugel. Ihre rechte Hand, die überproportional in die Länge gezogen ist, ruht auf dem Erdball. Gekleidet ist sie in einem langen an der Taille gerafftes Kleid und einem langen blauen Mantel. Ein Turban sowie Perlen an Hals und Armgelenk runden das Bild einer edlen Wilden ab. Als Begleiter erwählte sie einen Löwen, der zwischen Asien und Amerika aus dem Bildhintergrund hervorschreitet.
Amerika beschließt den Reigen aller Völker in leicht gebeugter Haltung. Wie ihre Schwester vom heißen Kontinent ist sie von schwarzer Hautfarbe. Wadenstiefel, Federn als Rock, Armband sowie Kopfschmuck dienen ihr als Kleidung. Ein Tuch, das diagonal um ihren Oberkörper und um die Hüfte geschlungen ist, bedeckt zwar weitestgehend die Blöße ihres Oberkörpers, lässt aber ihre linke Brust frei. Auch sie trägt Perlen an den Ohren und am Hals. Während ihre linke Hand einen Bogen hält, presst sie einen Pfeil in ihrer rechten Hand auf ihr Herz. Der dazugehörige Köcher voller Pfeile hängt seitlich von ihrem Rücken. Ein Krokodil schlängelt sich aus der Wildnis hinter ihr ins Bildgeschehen.
Von West nach Ost:
Taufe des Kaisers Konstantins durch Papst Sylvester
LANGHAUS
- nördliche Seitenbilder (Grisaille): Apostel
- Hl. Matthias – S. MATHIAS.
- Hl. Judas Thaddäus – S. IVDAS. TH:
- Hl. Simon – S. SIMON.
- Hl. Jakobus d. J. – S. IACOBVS Minor.
- Hl. Matthäus – S. MATTHAEVS.
- Hl. Bartholomäus – S. BARTHOLOMAEVS.
- Mittelbild: Szenen aus dem Leben des heiligen Blasius
- das Martyrium des heiligen Blasius
- Hl. Blasius diskutiert in einer Bibliothek mit Gelehrten
- Heilung eines Knabens, der eine Gräte verschluckt hat, vor dem Erstickungstod durch den Hl. Blasius
- Weigerung des Hl. Blasius Götzendienst zu vollziehen
- südliche Seitenbilder (Grisaille): Apostel
- Hl. Petrus – S. PETRVS.
- Hl. Andreas – S. ANDREAS.
- Hl. Jakobus d. Ä. – S. IACOBVS Major.
- Hl. Johannes – S. IOHANNES
- Hl. Philippus – S. PHILIPPVS
- Hl. Thomas – S. THOMAS.
CHORBOGEN
- Langhausseite: Wappen des Augsburger Bischofs Clemens Wenzeslaus von Sachsen
- Chorseite: Inschriftenkartusche: ECCLesIa EX ConfraternItatIs BenefICIIs RestaVrata a paroCho IaCobo IeCk adIuvente RoMano WeIss (= 1785)
CHOR
- Mittelbild: Verherrlichung der Eucharistie durch die vier Erdteile – Unterschrift: Die ganze Welt soll dich anbetten, Ps: 65. v. 4.
- nördliche Seitenbilder (Grisaille): Kirchenlehrer
- Hl. Hieronymus – S. HIERONVMVS.
- Hl. Ambrosius – S. AMBROSIVS.
- Hl. Thomas von Aquin – S. Thomas V. AQUIN
- südliche Seitenbilder (Grisaille): Kirchenlehrer
- Hl. Augustinus – S. AVGVSTINVS
- Hl. Gregor – S. GREGORIVS.
- Hl. Bernhard – S. BERNARDVS.
Die Pfarrkirche von Vorderburg musste seit ihrer Erweiterung in den 1730er-Jahren immer wieder saniert werden. 1771 und 1785 waren Dachreparaturen von Nöten. Fast hundert Jahre später, 1865, wurde die Ausmalung sowie die Fassungen der Einrichtungen durch Hörburger aus Kempten restauriert. 1883 wurde der Kirchenraum erneut verändert, indem der Kemptner Maler Ferdinand Schweickart an den Wänden eine dekorative Bemalung anbrachte. In den 1890er-Jahren wurde die obere Empore entfernt (1891) und die Einrichtung durch die Münchner Werkstatt des Architekten Joseph Anton Müller erneut restauriert (ab 1897). Einige Jahre später, 1903, wurde der Turm „um 12 m mit neuem Spitzhelm nach Plänen“[1] des Sonthofener Amtstechniker Georg Schneider erhöht. Weitere Restaurierungen sind für die Jahre 1912/13 und 1937 belegt. Hierbei wurden die Übermalungen des 19. Jahrhunderts durch die Firma Haugg aus Ottobeuren entfernt, die Brüstung der Orgelempore bemalt und weitere Fresken aus der Mitte des 15. Jahrhunderts an der Chornordwand freigelegt.[2]
[1] KD Schwaben 8/1964, 939.
[2] vgl. KD Schwaben 8/1964, 943.
Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016