Mindelaltheim (Günzburg), Hl. Kreuz Zitieren
- 1 von 2
- ›
Im Chorfresko in der Wallfahrtskirche Heilig Kreuz in Mindelaltheim kombiniert Anton Enderle 1753 die Erdteilallegorien mit dem Gekreuzigten. In seiner Umsetzung zeigt er den Gekreuzigten, dessen Blut sich analog zum Blut des Lammopfers in Hägerau aus fünf Wunden auf die Weltkugel unter ihm ergießt, in einer Muschelschale über einer Weltkugel; damit betonte er die Wesenswandlung der katholischen Eucharistielehre. Die Erdteile haben sich als Zeugen um die Weltkugel versammelt.
Von West nach Ost:
LANGHAUS
- nördliche Seitenbilder (Grisaille):
- Fantasiewesen mit Tierköpfen auf seinen Rücken – Inschrift: Sich wie mich Truckhen deine Sinden, Thue dich auch selbsten über winden
- Hl. Franz Xaver vor dem Gekreuzigten und umgeben von herabfallenden Kreuzen, zu seiner Linken fliehen Teufel und Anhänger des protestantischen Glaubens, zu seiner Rechten ein Schiff in Sturmflut – Inschrift: Sehet da das Kreutz des Heren. fliehet alle feind von fern
- einem Kranken im Bett erscheint das Kreuz – Inschrift: Nur in dem Kreuz allein soll der Kranken heilung sein
- Mittelbild:
- König David – Inschrift: Preiset den Herren mit paucken und mit Zimpeln mit Harpfen, und Orglen (Grisaille)
- die Auffindung des Kreuzes durch die heilige Helena
- CrVX DIVIna In IVbILeo VeneratIonI In renoVato teMpLo eXposIta [= 1754]
- südliche Seitenbilder:
- eine Hand aus Wolken gebietet einer Hydra Einhalt – Inschrift: Mit dem Creutz will überwinden alle meine feind und Sinden.
- David mit dem Haupt Goliaths – Inschrift: Wie David da den Golliath. 1. Reg: C. 17. das Creutz die feind besiget hat.
- Christus mit Kreuz flankiert vom Sensenmann und Höllenrachen – Inschrift: Graut und Pflaster helften nicht wen des Todes Not anficht
VIERUNG
- Nördliches Querhaus:
- Tod aller Erstgeborenen (10. Plage Gottes) [2 Mos 11,4] – Inschrift: Celebravit pascha et sanguinis effusionem Heb. ii. 28
- umgeben von Grisaillekartuschen:
- Mannalese
- Pelikan füttert seine Jungen – Inschrift: Ut Vitam habeant Joh. 10. V. 10
- Jonas wird vom Walfisch ausgespiehen – Inschrift: Domitat iura Sepulchri Math: 12. V. 40
- die Kundschafter mit der Traube [Nm 13, 23]
- Mittelbild:
- Kreuztragung Christi, in Begleitung eines Bischofs und eines Ritters zu Pferd
- umgeben von Emblemen in Grisaille:
- Kreuz über einem Krankenlager inmitten von Apothekergefäßen – Inschrift: eIn MItteL DeIner SeeLen kauft aLLhIer er wöhLen [= 1754]
- Ein Adler im Anflug auf einen Anderena am Boden
- Arma Christi – Kreuz mit einem geflügelten, brennenden Herzen – Inschrift: Trahe me post te Cant. 1.3
- Opferlamm auf einem Altar
- südliches Querhaus:
- Moses und die Eherne Schlange – Inschrift: sicut Moyses exaltavit serpentem in deserto joh. 3. 14
- umgeben von Grisaillekartuschen:
- Judith mit dem Haupt des Holofernes
- Sonne und Mond über Landschaft – Inschrift: exaltus trahit joh 17. 37
- Segelschiff bei Ebbe, auf dessen Kajütendach eine Monstranz zu sehen ist – Inschrift: surgit surgentibus undis Gn. 8.
- Verweis einer Hand auf eine Uhr an einer Säule – Beischrift: Sit hora Secunda.
CHOR
- nördliches Seitenbild: das Wunder der Verwandlung des Wassers von Mara zu Süßwasser – Inschrift: Lignum Dulce Facit gustari ut possit amarum. Exod. 15 V. 25
- Mittelbilder:
- der Gekreuzigte vor dem Paradiesbaum mit der Schlange und dem Apfel – Inschrift: Unde mors inde vita
- Verherrlichung des Gekreuzigten als Gnadenbrunnen durch die vier Erdteile
- Opfer Isaacs
- südliches Seitenbild: das Wasserwunder Moses – Inschrift: Percusit Petram et Fluxerum acquae Psal 7.7
1895/96 Außenrenovierung (Ausbesserungen am Dach, Mauerwerk und Turm)
1904 Innenrenovierung – „durch den Maler Eugen Bartl aus Augsburg wurde um 985 M. die Kirche ausgemalt und teilweise die Stukkaturen erneuert“[1].
1907 Innenrenovierung – Neufassung des Hochaltars
1993 Innenrenovierung (u. a. Einbau einer neuen Orgel)
[1] Pröpstle 1910, 8.
In der Gestaltung der Erdteile folgt Anton Enderle wie erstmals in Tapfheim 1750 seinem neuen Vorbild Johann Georg Wolcker (Deubach 1740; Oberostendorf 1747).[1] Während er in seinem Frühwerk in Günzburg (1741) und Waldkirch (1745) noch Johann Baptist Zimmermann (Steinhausen 1731) imitierte, wechselt er Anfang der 1750er-Jahre seine Inspirationsquelle.[2]
Für einen Teil der Embleme verwendet Enderle weiterhin, laut Cornelia Kemp, als Vorlage das Werk von Anton Ginther, Speculum amoris et doloris in sacratissimo ac divinissimo cor de Jesu, Augsburg 1706 (Gesamte Ausgabe Digital: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10270332-5):
- Chor – Emblem: Der Gekreuzigte vor dem Paradiesbaum mit der Schlange und dem Apfel – Inschrift: Unde mors inde vita – Vorlage: Ginther 1706, Consideratio XXXVIII
- Vierung:
- Emblem: Opferlamm auf einem Altar – Vorlage: Ginther 1706, Consideratio XI
- Emblem: Arma Christi – Kreuz mit einem geflügelten, brennenden Herzen – Inschrift: Trahe me post te Cant. 1.3 – Vorlage: Ginther 1706, Consideratio XLV
- Langhaus – Emblem: Fantasiewesen mit Tierköpfen auf seinen Rücken – Inschrift: Sich wie mich Truckhen deine Sinden, Thue dich auch selbsten über winden – Vorlage: Ginther 1706, Consideratio XXXVII
[1] Mit dem Œuvre von dessen Bruder Matthias Wolcker ist Enderle in den Kirchen von Aislingen und Dillingen in Kontakt gekommen, als er dort in den 1740er- und 1750er-Jahren Altarblätter gemalt hat. In beiden finden sich Erdteilallegorien, allerdings dienten ihm nicht diese als Vorbild, sondern die von Johann Georg Wolcker.
[2] vgl. ausführlich Romberg 2015, 276f.
Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016