Leeder (Landsberg am Lech), Mariä Verkündigung Zitieren
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In der Himmelszone schweben das allerheiligste Altarsakrament und Engel auf Wolken. In der terrestrischen Zone hat sich auf einer Treppenarchitektur um einen Sockel eine Gruppe von Personifikationen versammelt. Das Zentrum bildet Europa, die an dem Sockel gelehnt aufrecht, frontal steht. Während sie den rechten Arm erhoben hat, ist der linke um die auf dem Sockel liegenden Gegenstände ihrer weltlichen und geistlichen Macht (Tiara, Krone) gelegt. Von einer erhabenen Position hinter ihr schaut die sitzende Personifikation der Ecclesia auf sie herab. Diese Personifikation ist an dem Kreuz in ihrer rechten und einem Medaillon, mit dem Abbild des heiligen Petrus, zu erkennen. Asia befindet sich im rechten Bildvordergrund. Sie kniet ehrfurchtsvoll und schwenkt ein Weihrauchgefäß. Hinter ihr steht Amerika, nackt bis zu auf ein wallendes Tuch. Ihre rötliche Haut, reicher Goldschmuck und eine Federkrone sind ihre Attribute. Auf der gegenüberliegenden Seite von links nähert sich Afrika. Im Profil dargestellt kleidet sie ein blaues, knielanges Gewand mit einer Federborte, ein orangener Mantel und ein dazu passender Turban. Sie ist von schwarzem Angesicht. Aller Erdteile werden Pagen begleitet, die entweder die Gewandschleppen oder andere Attribute (Papagei, Köcher, Sonnenschirm, Lampe) halten.
Von West nach Ost:
ORGELEMPORENBRÜSTUNG [Stuck und Ölgmälde]:
- oben:
- David und Goliath (?)
- heilige Cecilia
- Johannes der Täufer
- unten
- heiliger Petrus (?)
- Wegnahme der Kleidung (Hes 23, 26) (?)
- Auge Gottes
- Jesus begegnet dem Zöllner Zachäus
- König David
LANGHAUS
- nördliche Seitenbilder:
- Maria mit Lilie kniet vor dem Gekreuzigten – Spruchband: Kein Erbarmen [?] zu Gerechtigkeit für jene, so ihn fürchten
- Maria Immaculata und zur ihrer Seite ein Engel mit dem Christusmonogramm IHS, beschienen von Gottvater und dem Heiligen Geist – Spruchband: Großes hat an mit gethan der Mächtige, heilig ist sein Name.
- Das Kind segnet die kniende Maria – Spruchband: Hernieder sah er seine geringe Magd, von nun an wird mich alle Nachwelt selig nennen.
- Gottes Segen reflektiert von einem Bild mit dem Heiligen Geist als Taube auf die Brust Mariens – Inschrift: Mein Geist ist voll Jubelfreude in Gott meinem Heil.
- Maria mit Strahlenkranz und Buch, darüber Gottvater – Spruchband: Hoch erhebt meine Seele den Herrn!
- Mittelbilder:
- die Rosenkranzspende an die Heiligen Dominikus und Katharina von Siena
- die Predigt des heiligen Dominikus
- südliche Seitenbilder:
- Jesus Christus im Arm Mariens ersticht mit dem Kreuz den Drachen – Spruchband: Mächtig wirkt sein Arm, Hochmüthig weist er ab.
- Maria mit Kind und der Erzengel Michael vertreiben Laster und Sünde – Spruchband: Er stürzt die Mächtige vom Throne, und erhebt die Niedrigen.
- Maria triumphiert über ein feuerspuckendes Monster, der einen nackten Mann mit Geldsack verschlingt – Spruchband: Gutes giebt er den Hungrigen zur Genüge; und die Reiche entläßt er leer.
- Maria kniet auf Wolken neben einem Altar, auf dem das Lamm Gottes liegt und dessen Blut sich auf die Erde ergießt – Spruchband: Israel seines Knechts nahm er sich an, eingedenk der Gnade, die er den Vätern verhieß
- Abraham kniet vor Maria mit Kind – Spruchband: Dem Abraham und seinen Kindern imer und ewig
CHORBOGEN
Wappen
CHOR
- Mittelbild:
- Verherrlichung der Eucharistie durch die vier Erdteile
- Pelikan füttert seine Jungen
- ein Phönix entsteigt dem Feuer
- Seitenbilder: die vier Kirchenväter
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde das Innere der Kirche dem zeitgenössischem Geschmack angepasst, indem unter anderem das Gewölbe blau gefasst und die Deckenbilder „eine dem 19. Jahrhundert gemäße Farbgebung in ihrem originalen Charakter schwer beeinträchtigt“ wurden. Die Komposition, wie der Vorlagenkupferstich von Bergmüller aus dem Jahr 1723 belegt, entspricht der barocken Tradition. Die Kartuschen im Langhaus weisen keine Originalsubstanz mehr auf.[1] Die letzte Restaurierung durch B. Coletti von 1900 trug nicht zu Verbesserung bei.
[1] Vgl. CdbM 1/1976, 162.
Als Vorlage für das Chorfresko diente dem Künstler Joseph Andreas Merz (zug.) 1747 der Stich „Verherrlichung Mariens durch die vier Erdteile“ von Johann Georg Bergmüller aus dem Jahr 1723. Das Marienthema in Bergmüllers Stich ersetzte er durch die Anbetung der Eucharistie. Das zugrunde liegende Baukastensystem wird hierdurch eindrücklich verdeutlicht – ein Phänomen, das besonders bei der Verwendung der Erdteilikonografie innerhalb der christlichen Kunst und überwiegend beim Huldigungstypus zum Tragen kommt.
Mehr Informationen sowie eine Abbildung einer Ausführung des Stiches siehe Datenbankeintrag „Erdteilallegorien von Johann Georg Bergmüller“.
Zur Zuschreibung siehe Künstlerbiografie
Zuletzt aktualisiert am: 02.12.2015