Neustift (Prov. Bolzano), Unsere Liebe Frau Zitieren
Das Bildprogramm ist zum einen von Leben und Taten heiligen Augustinus, nach dessen Regel die Chorherren leben, und zum anderen von Maria, die Kirchenpatronin, bestimmt.
Die Fresken des Hauptschiffes zeigen, vom Eingang her gesehen, die Bekehrung des heiligen Augustinus, St. Augustinus im Streit gegen die Ketzer, die Apotheose des heiligen Augustinus und die Taufe des heiligen Augustinus. In den Stichkappen über den Fenstern des Hauptschiffes sind sechs heilige Regularkanoniker aus allen kirchlichen Rängen (jeweils ein Papst, Kardinal, Erzbischof, Bischof, Doktor, Märtyrer) zu sehen.[1]
Die Deckenfresken der Seitenschiffe zeigen vier heilige Regularkanoniker und die von diesen bewirkten Wunder. Im rechten Seitenschiff die Krankenheilung des heiligen Petrus Forerius und die Befreiung des St. Albinus aus der Gefangenschaft. Im linken Seitenschiff der heilige Ubaldus und die Heilung der Besessenen sowie die Auferweckung einer Toten durch den heiligen Frigidianus.[2]
Die Fresken des erhöhten Chors zeigen in der ersten Ovalkuppel die Verehrung der Himmelskönigin durch die vier Erdteile. In der zweiten Ovalkuppel ist das Pfingstereignis zu sehen.[3] Das Fresko über dem Hochaltar zeigt die Heilige Dreifaltigkeit bereit zum Empfang Marias, deren Himmelfahrt auf dem darunter angebrachten Altargemälde dargestellt ist. Gemalte Wolken und Stuckengel schaffen eine visuelle Brücke zwischen den beiden Bildern.[4] Die vier Gewölbe in den Seitenschiffen des Hochchores zeigen den heiligen Hieronymus in seiner Einsiedelei, den heiligen Gregor als Schöpfer des Kirchengesanges, die Exkommunikation des Kaisers Theodosius durch den heiligen Ambrosius und den heilige Augustinus, der Christus in Gestalt eines Pilgers die Füße wäscht. [5]
Die großen Fresken in den Ovalkuppeln werden von Kartuschen flankiert, die jeweils ein paar der vier Kardinaltugenden zeigen. Die Huldigung der Erdteile wird so von Temperantia und Jusitita begleitet, das Pfingstwunder von Sapientia und Fortitudio.[6] In den Zwickeln der Ovalkuppeln sind jeweils vier Kartuschen mit Halbbüsten zu sehen, die laut Holzer vermutlich Propheten und Prophetinnen darstellen.[7]
Im Fresko der Verehrung Marias durch die vier Erdteile im ersten großen Ovalgewölbe des erhöhten Chores öffnet sich illusionistische Architektur nach oben zu einem gemalten Himmel. Dort schwebt Maria in Gestalt der apokalyptischen Jungfrau über der Mondsichel, ihr Fuß zertritt die Schlange des Unglaubens. Vom einfallenden Licht hell beleuchtete Engel umgeben sie. Ein schmaler Wolkenturm verbindet Maria mit der Gruppe der auf einem Treppensockel rund um den Globus versammelten Erdteile.
Unmittelbar rechts neben dem Globus ist Europa im Ornat einer Herrscherin dargestellt. Sie blickt hinauf zu Maria, hinter ihr führt ein bekränzter Diener einen Schimmel, das klassische barocke Tierattribut Europas, heran. Zwei Pagen halten die Schleppe ihres rot-goldenen Mantels, aus dessen weiten Falten Tiara, Kardinalshut, Mitra, Krone und Herzogshut fallen. Zwei Männer schleppen ein Füllhorn heran, aus dem Früchte quellen. Neben ihr, auf den Stufen vor der Weltkugel kauert ein schwarzer Reichsadler, der einen Fuß auf einen goldenen Reichsapfel stützt.
Europa gegenüber, auf der anderen Seite des Globus, ist die Personifikation Amerikas zu sehen. In bunte, weite, fast orientalisch anmutende Gewänder gehüllt und mit einer Federkrone geschmückt. Zwei Knaben in Federrock und Federkrone bringen eine Schüssel voller Perlenschmuck, andere halten die Schleppe ihres rotleuchtenden Mantels, heben einen Sonnenschirm über ihr Haupt und tragen einen blau-rot gefiederten Papagei. Auf den Stufen zu Füßen der majestätischen Amerika sind die Waren der neuen Welt aufgestapelt, vertreten durch Zuckerhüte, Pakte und ein Fass. Eine schon außerhalb des eigentlichen Bildes, am rechten Rand zwischen den Stuckornamenten balancierende muskulöse Gestalt ist im Begriff einen großen verschnürten Ballen auf die Stufen zu wuchten.
Auf die Gruppe um Amerika folgt Asien mit ihrem Gefolge. Asien blickt mit nachdenklicher Geste zu Boden. Auf ihrem Kopf sitzt eine spitz zulaufende, mit einem Turban umwickelte Mütze. Ihre Schultern umhüllt ein hermelingefütterter Mantel. Zu ihren Füßen steht eine vor goldenem Geschmeide überquellende Truhe. Begleitet wird sie von einem Soldaten in Turban und Reiterbogen. Rechts hinter ihr mühen sich Träger mit Ballen und Fässern. Im Hintergrund sind ein Einhorn und ein Kamel, das klassische Tierattribut Asiens, zu sehen.
Afrika und ihr Hofstaat schließen sich links an die Gruppe der Europa an. Afrika trägt eine goldene Krone mit Kreuz, wohl ein Verweis auf die alte christliche Tradition des Kontinents. Außerdem ist sie mit goldenen Armreifen und Perlenketten geschmückt. Mit beiden Händen hält sie ein goldenes Räucherfass. Diener im Hintergrund halten einen Schirm über ihr Haupt, eine reich geschmückte Figur im Federrock präsentiert eine goldene Schale mit roten Korallen und Perlenschnüre. Wie bei der auf der gegenüberliegenden Seite der Kuppel befindlichen Asia sind auch hier Männer damit beschäftigt Pakete zu stemmen, auch zwei Elefantenstoßzähne sind zu sehen. Weit im Hintergrund sind ein Elefant und ein Löwe zu erkennen.
Einige Tiere sind nicht direkt in räumlichem Zusammenhang mit einzelnen Erdteilallegorien dargestellt. Der Alligator Amerikas ist nur schwer am äußeren rechten Rand des Freskos unterhalb Asiens zu erkennen. Ein weißes Kamel, das Beatrix Holzer als Mehari identifiziert[8], steht hoch aufgerichtet hinter der Amerika.
[1] Ausführliche Beschreibung in Holzer 2010, 14-17.
[2] Ausführliche Darstellung in Holzer 2010, 18-22.
[3] Ausführliche Beschreibung in Holzer 2010, 27 f.
[4] Ausführliche Beschreibung in Holzer 30 f.
[5] Holzer 2010, 32-37.
[6] Holzer 2010, 28 f.
[7] Holzer 2010, 29 f.
[8] Holzer 2010, 26.
Acta et facta des heiligen Augustinus und heiliger Regularkanoniker, im Chor Marienthemen
Vorraum: Deckenfresko mit Stiftungsakt: Christina und Reginald von Säben vor Bischof Hartmann
HAUPTSCHIFF
- Fresko über Empore:
- Bekehrung des heiligen Augustinus
- Disputatio des Augustinus mit Häretikern
- 1. u. 2. Joch: Apotheose des heiligen Augustinus und seine Orden
- 2. Joch: Taufe des heiligen Augustinus
- Stichkappen, sechs heilige Regularkanoniker (paarweise, jeweils links u. rechts):
- Empore: hl. Patritius – heiliger Ivo
- 1. Joch: hl. Thomas – heiliger Johannes der Bekenner
- 2. Joch: hl. Gelasius – heiliger Guarinus
- Embleme über den Wandpfeilern und unterhalb der Bogenfenster (paarweise, jeweils links u. rechts):
- Bombarda – Blitz
- Petri Fischzug – Moses
- brennende Herzen – Baum mit goldenen Früchten
- Adler im Wasser – Hirsch, verfolgt von Vipern
linkes (nördl.) Seitenschiff:
- 1. Joch: heiliger Petrus Forerius, Heilung der Kranken
- 2. Joch: heiliger Albinus, Befreiung der Gefangenen
rechtes (südliches) Seitenschiff:
- 1. Joch: heiliger Frigidianus, Erweckung einer Toten
- 2. Joch: heiliger Ubaldus, Austreibung von Dämonen
CHOR
- 1. Chorjoch: Maria Immaculata, verehrt von den vier Erdteilen, Schriftkartusche (BEATAM ME DICENT OMNES GENERATIONES Luc. i.V.48.)
- 2. Chorjoch: Pfingstereignis, Schriftkartusche (SPIRITUS DOMINI REPLEVIT ORBEM TERRARIUM Sap.j.V.7.)
- Zwickel: Porträts
- 1. Chorjoch: Abraham – David, Johannes der Täufer – Joseph von Nazareth
- 2. Chorjoch: unidentifiziert
- Kartuschen über den seitlichen Bögen: die vier Kardinaltugenden (paarweise, jeweils links u. rechts)
- 1. Chorjoch: Justitia – Temperantia
- 2. Chorjoch: Prudentia – Fortitudo
CHOR, SEITENSCHIFFE
die Kirchenväter
- linkes (nördliches) Seitenschiff: Ambrosius, hAugustinus
- rechts (südliches) Seitenschiff: Hieronymus, Gregor
APSIS
Fresko in Verbindung mit Altargemälde (Himmelfahrt Mariens, Ignaz Milldorfer): Assumptio, die Heilige Dreifaltigkeit empfängt Maria
Die letzte Innenrenovierung der Stiftskirche erfolgte 1982. Die Fresken präsentieren sich in sehr gutem Erhaltungszustand.
Zuletzt aktualisiert am: 24.02.2016