Schlanders (Prov. Bolzano), Maria Namen Zitieren
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Das Deckenfresko des Chors zeigt die Verehrung Mariens durch die vier Erdteile. Im Zentrum schwebt die Muttergottes in einer weißen Wolke. Sie erscheint als Herrscherin mit Krone, Szepter und Reichsapfel, die Mondsichel zu ihren Füßen zitiert das Motiv der apokalyptischen Jungfrau (Offb, 12,1-5). Unter ihr ruht die Weltkugel, um die sich die Allegorien der vier Erdteile gruppieren.
Gerahmt wird die Szene oben von Gruppen von Engeln, unten durch eine antikisierende Architektur mit Bronzevasen und Bäumen. Eine niedrige Treppe, bildet den unteren Rand der Szene. Auf den breiten Stufen sind die vier Erdteile zu beiden Seiten der Weltkugel arrangiert. Vorne, den Blick nach oben gerichtet, Europa als weltlicher Herrscher in Feldherrnharnisch und hermelingefüttertem Mantel. In der linken Hand hält Europa einen Reichsapfel. Bemerkenswert ist der starke Bezug auf das habsburgische Kaisertum. Das auf dem Brustharnisch der Figur aufliegende Zeichen des Ordens vom Heiligen Vlies, der Reichsapfel sowie der Adler zu Füßen der Europa sind eindeutige Verweise.
Gegenüber Europa kniet Asien mit gesenktem Kopf und zu Boden gerichtetem Blick. Mit der rechten Hand verbirgt sie ihr Gesicht vor Maria. Der hohe Turban und das goldbestickte Gewand verweisen auf die Reichtümer Asiens, ebenso die weite Schleppe des hermelinverbrämten Mantels, die von einem mit Lendenschurz und Turban bekleideten Diener getragen wird. Links hinter Europa kniet eine bärtige Figur, die lediglich aufgrund der bunten Federkrone als Amerika zu identifizieren ist. Das weite weiße Gewand, das durch eine goldene Schließe an der Schulter gehalten wird, mag als Symbol der Reinheit ein Hinweis auf die Christianisierung der heidnischen Neuen Welt sein. Amerika gegenüber, hinter dem gekrümmten Rücken Asiens, ist Afrika zu erkennen. Die Hände sind in anbetender Haltung gefaltet, das Gesicht nach oben zum Bildzentrum gewandt. Die Figur trägt einen purpurfarbenen, mit goldenen Streifen und Hermelinbesatz versehenen Mantel, auf dem Haupt einen schmaler Goldreif und an den Ohren großen weiße Perlen.
Um die Gruppe der vier Erdteile herum sind die tierischen Attribute zu sehen, wobei die Zuordnung in diesem Fall nur teilweise in der räumlichen Anordnung verdeutlicht wird. Links das Europa zugehörige Pferd, am Zügel gehalten von einem Pagen, sowie der afrikanische Elefant, der hinter der Weltkugel hervorblickt. Auf der rechten Seite, schräg hinter Afrika, sind Hals und Kopf eines Kamels zu sehen, ein Tier, das üblicherweise als Attribut Asiens dient. Rechts und ganz im Bildvordergrund kauert eine großes mähnenloses Raubtier, das zwar nicht eindeutig zu identifizieren ist, aber wohl Amerika zugeordnet werden darf.
Das Chorfresko mit der Himmelfahrt Mariens bildet die Kulmination des Bildprogramms in der Pfarrkirche von Schlanders. Maria wird als Herrscherin gefeiert, die vier Erdteile versinnbildlichen den universalistischen Anspruch des Glaubens und seinen endgültigen Sieg, genauso wie das durch Flammen symbolisierte Feuer des Glaubens, das auf der Weltkugel brennt. Europa, Amerika und Afrika blicken in Verehrung zu Maria empor, einzig Asien erscheint gebeugt und abgewendet. In dieser Haltung der Reue oder Furcht des mit dem Islam assoziierten Erdteils drückt sich die Niederlage des Unglaubens aus.
Der große Freskenspiegel im Gewölbe des Hauptschiffs zeigt Esther vor König Ahasver als Vorläuferin Marias und darüber Maria als Fürbitterin der Menschen auf Wolken thronend. Dasselbe Motiv hatte Mölk bereits im Deckenfresko des Hauptschiffes der Wallfahrtskirche von Maria Trens gemalt.
Der habsburgische Bezug der Europadarstellung ist bei Joseph Adam Mölk nicht neu. Bereits 1754 stattete er die (männliche) Europaallegorie in Matrei am Brenner mit den Zügen Franz Stephans aus. In Schlanders liegt der Fall nicht so klar, eine Identifizierung mit Franz Stephan muss fakultativ bleiben. Was allerdings verwundert ist die verschiedentlich geäußerte Feststellung, Europa trage die Züge Maria Theresias.[1] Die Züge dieser Europadarstellungen weisen jedoch eindeutig männliche Züge auf. Die einzige eindeutig Figur in diesem Fresko ist Maria; auch hier weist nichts darauf hin, dass Mölk ihr Antlitz nach dem Vorbild der Habsburgerin gestaltete.
[1] Kustatscher 1999, 134.
EMPORE
rundes Fresko, Säulenhalle
LANGHAUS
- großes Deckenfresko: Esther vor Ahasver, darüber Maria als Fürbitterin vor Christus
- Zwickel:
- über Seitenaltären in der Mitte der Langhauswände, Grisaille:
- N: Judith mit dem Haupt des Holofernes
- S: Jael tötet den Sisera
- seitlich davon die vier Kirchenväter:
- NW: Ambrosius
- NO: Hieronymus
- SW: Augustinus
- SO: Gregor der Große
- außen: Putti mit Symbolen christlicher Tugenden
- NW: Lamm, weiße Rose, Taube – Reinheit Marias und Erlösung
- NO: Kreuz und Kelch – Fides (Glaube)
- SW: brennendes Herz – Caritas (Liebe)
- SO: Anker – Spes (Hoffnung)
- über Seitenaltären in der Mitte der Langhauswände, Grisaille:
CHOR
- mittleres Fresko: Verehrung Mariens durch die vier Erdteile
- Fresko über Altar: Mariä Verkündigung
- Zwickel: die vier Evangelisten, im Uhrzeigersinn vom Chorbogen: Lukas, Matthäus, Markus, Johannes
Zuletzt aktualisiert am: 16.06.2016