Waldkirch (Günzburg), Mariä Schmerzen Zitieren
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In Waldkirch verteilt sich ein umfassendes mariologisches Bildprogramm über 18 kleine und größere Spiegel, wovon das Waldkircher Langhausfresko, das sich über die gesamte Breite und Länge des Langhauses erstreckt, allein fünf Narrationen umfasst. Der Chorraum ist dem Thema Der Sieben Schmerzen Mariä gewidmet. Sechs der sieben Schmerzen sind in kleinere Spiegel um das Mittelfresko mit der Verherrlichung des siebten Schmerzes Mariä angeordnet. Der siebte Schmerz, die Beweinung Christi, ist im Hauptbild in der Gestalt Mariens integriert, die ihren toten Sohn auf dem Schoß umfängt und deren Herz mit einem Schwert durchbohrt ist.
Das Langhaus ist der Verherrlichung der Himmelskönigin durch die vier Erdteile vorbehalten. Im Zentrum auf Wolken schwebend sitzt Maria und über ihr die Heilige Dreifaltigkeit. Umgeben ist sie von eine Gruppe Heiliger. Unter ihr halten Engel ein Bildnis der neuen Wallfahrtskirche zu Waldkirch empor. Während die Erdteile jeweils in einer Ecke des rechteckigen Langhausfreskos zu sehen sind, ist der Mitte jeder Seite einer Szene aus dem Marienleben gewidmet: Die Heimsuchung Mariens, die Verkündigung an Maria, die Geburt Mariens und ihre Reinigung.
Von West nach Ost:
LANGHAUS
- Orgelemporenbrüstung:
- oben:
- musizierende Engel
- König David
- Klageliedergesang des Propheten Jeremias
- Hl. Cäcelia
- musizierende Engel
- unten:
- Kreuzesverehrung eines Priesters
- Predigt eines Priesters
- Klageliedergesang der Mutter Anna
- Heiliger Erzbischof
- Kreuzesverehrung durch einen Märtyrer
- oben:
- nördliche Seitenbilder:
- Maria gibt Geld einem knienden Priester in Soutane – Inschriftenkartusche: S. BONIFACIUS Episc.
- stehender Priester mit Chorhemd und einem Schwert durch seinen Hals – Inschriftenkartusche: S. AQUILINUS
- stehender Priester in Chorhemd mit Rosenkranz predigt einem Jungen – Inschriftenkartusche: S. GISILARIUS.
- stehender jungendlicher Priester in Soutane mit Buch, Mitra und Bischofsstab – Inschriftenkartusche: S. COSSO Paroch & EPISC.
- Maria im Dialog mit einem sitzenden Priester in Soutane, hinter sich auf einem Stuhl eine Mitra und am linken Bildhintergrund der Priester vor dem Papst kniend
- Mittelbild: Verherrlichung Mariens als Himmelskönigin, umgeben von
- Heiligen (Wendelin, Leonhard, Rochus, Johannes Nepomuk, Philipp Neri, Sebastian, Antonius, Isidor)
- unterhalb im Westen: Maria als apokalyptisches Weib, umgeben von Heiligen (Ulrich, Ignatius, Aloisius, Stanislaus Kostka, Franz Xaver, Afra)
- den vier Erdteilen
- Westen: Afrika und Amerika
- Osten: Europa und Asien
- Szenen aus dem Leben und zur Bedeutung Mariens:
- Westen: Mariä Reinigung
- Norden: Mariä Geburt
- Osten: Mariä Verkündigung
- Süden: Mariä Heimsuchung
- südliche Seitenbilder:
- Erscheinung Mariens vor einem knienden Priester in Soutane – Spruch: ECCE Mater tua – Inschriftenkartusche: S. HEMINGUS Episc.
- stehender Priester in Soutane mit Gloriole, Kreuz, Schwert und Palmenzweig – Inschriftenkartusche: S. VALENTINUS
- stehender Priester in Soutane mit offenen Buch, Schwert, Waage und einer Büste mit verbundenen Augen – Buchinschrift: Consilium illius sicut fons vitae Eccli 21. – Inschriftenkartusche: S. IVO
- stehender Preister in Soutane mit Gloriole, Kreuz und Büchertisch – Inschriftenkartusche: S. FLORINUS paroch.
- Priester in Soutane wird von einem Engel gehalten, während Maria ihm etwas zum Essen reicht
CHOR
- nördliche Seitenbilder: Mariä 7 Schmerzen
- Kreuztragung
- Kreuzigung
- Kreuzabnahme
- Mittelbild: Verherrlichung der schmerzhaften Muttergottes durch die Kranken, Leidenden und Gläubigen (inkl. Beweinung Christi als 7. Schmerz)
- südliche Seitenbilder: Mariä 7 Schmerzen
- der zwölfjährige Christus im Tempel
- Flucht nach Ägypten
- Beschneidung Jesu
Auszug aus der Dissertation von Marion Romberg „Die Welt im Dienst der Konfessionen. Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert“ (275):
Als Vorlage diente Enderle das Langhausfresko in der Wallfahrtskirche von Steinhausen, die zwischen 1727 und 1732 von den Gebrüdern Zimmermann errichtet und ausgestattet worden ist. Nicht nur die Erdteilallegorien, sondern auch andere Gestaltungselemente übernimmt Anton Enderle fast originalgetreu. Bereits vier Jahre zuvor, 1741 in der Günzburger Frauenkirche, verwendete er Steinhausen als Vorbild. So war Enderle wohl vertraut mit der Komposition als er sie in der Wallfahrtskirche Mariä Schmerzen in Waldkirch erneut einsetzte. Der verantwortliche Baumeister Joseph Dossenberger der Ältere[1] schuf ähnliche Voraussetzungen für Enderle, indem die gesamte Länge des rechteckigen Langhauses ein zentrales Deckenfresko ziert. Der Stuck sowie kleinere Seitenspiegel wurden auf die Wandflächen beschränkt. Das Langhausfresko zeigt analog zu Steinhausen und Günzburg Maria als Himmelskönigin. Statt eines Gartens in der terrestrischen Zone, in der in Steinhausen und Günzburg die Erdteile, einen Springbrunnen flankierend, in den Ecken platziert sind, füllt Enderle diesen Bereich mit vier Szenen aus dem Marienleben. Dazwischen platziert er in den jeweiligen Ecken die vier Erdteile, die wiederum direkt auf Steinhausen Bezug nehmen.
[1] Während Karl Heinrich Koepf den Bau als Frühwerk Josephs des Jüngeren sieht, schreibt Reinhard Seitz Waldkirch seinem Vater zu. Letztendlich geht Seitz von einer Gemeinschaftsarbeit des Vaters und der Söhne Johann Adam und Joseph des Jüngeren aus. Denn diese „arbeiteten beide bis 1750 eng mit dem Vater zusammen“ (Seitz 2001, 406). Vgl. Koepf 1973, 78–79 (ihm folgend auch: Dehio Schwaben 2008, 1066).
Zuletzt aktualisiert am: 27.02.2016